COVID-19: Erhöhtes Risiko für schweren Krankheitsverlauf bei Diabetes-Betroffenen – Heilpraxis

COVID-19: Erhöhtes Risiko für schwere Erkrankung bei Diabetes

Neben Personen höheren Alters gelten Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen wie Diabetes als Risikogruppe für schwere COVID-19-Krankheitsverläufe. Doch haben wirklich alle Diabetikerinnen und Diabetiker ein erhöhtes Risiko für eine schwere Corona-Erkrankung?

Wie das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) in einer aktuellen Mitteilung schreibt, haben Personen mit Diabetes ein erhöhtes Risiko für eine schwerwiegende COVID-19-Erkrankung im Vergleich zu Menschen ohne Diabetes. Allerdings stellt sich die Frage, ob dieses Risiko für alle Diabetikerinnen und Diabetiker höher ist, oder ob bestimmte Risikofaktoren auch innerhalb dieser Gruppe zu erkennen sind. Eine neue Studie des DDZ hat sich nun genau mit diesem Thema beschäftigt und dabei relevante Erkenntnisse gewonnen.

Erhöhung der Sterblichkeit

Die Corona-Pandemie stellt die Wissenschaft und den Gesundheitssektor vor bisher nie gekannte Herausforderungen. Während manche Menschen eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 gar nicht bemerken oder dabei nur leichte Symptome entwickeln, verläuft die durch das Virus ausgelöste Krankheit COVID-19 bei anderen Betroffenen sehr viel schwerwiegender und endet teilweise tödlich.

Bisher ist das Wissen um den Krankheitsverlauf aber noch recht dünn. Allerdings kristallisierte sich Diabetes mehr und mehr als einer der Risikofaktoren heraus, der den Schweregrad der Erkrankung bestimmt.

Verschiedene Untersuchungen zu Diabetes und SARS-CoV-2 beobachteten bereits eine etwa zwei- bis dreifache Erhöhung der Sterblichkeit aufgrund von COVID-19 bei Menschen mit Diabetes im Vergleich zu Personen ohne die Stoffwechselerkrankung.

Umso wichtiger sind Studien, die die Risikofaktoren von Diabetikerinnen und Diabetikern für schwerwiegende COVID-19-Erkrankungen genauer untersuchen.

Risikofaktoren identifiziert

Eine neue, in der Fachzeitschrift „Diabetologia“ veröffentlichte Studie des DDZ unter Federführung von Dr. Sabrina Schlesinger, Leiterin der Nachwuchsforschergruppe Systematische Reviews am Institut für Biometrie und Epidemiologie, überprüfte daher die Risikophänotypen des Diabetes und ihre mögliche Verbindung zum Schweregrad einer Erkrankung mit COVID-19.

In ihrer Metaanalyse fassten die Forschenden Ergebnisse aus 22 publizierten Studien zusammen, sodass insgesamt mehr als 17.500 Personen mit Diabetes und bestätigter SARS-CoV-2-Infektion in diese Untersuchung einflossen.

Für Personen mit Diabetes und SARS-CoV-2-Infektion wurde das männliche Geschlecht, ein höheres Alter (älter als 65 Jahre), hohe Blutglukose-Spiegel (zum Zeitpunkt der Einlieferung in das Krankenhaus), die chronische Behandlung mit Insulin, sowie bestehende Begleiterkrankungen (wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Nierenerkrankung) als Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf identifiziert.

Andererseits zeigten die Ergebnisse, dass die chronische Metforminbehandlung mit einem reduzierten Risiko für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf einherging.

Therapie verbessern und Verlauf mildern

„Diese aktuelle systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse beschreibt innerhalb der Hochrisiko-Gruppe, nämlich Diabetes mellitus, jene Personen mit dem höchsten Risiko eines schweren COVID-19 Verlaufes“, erläutert Prof. Michael Roden, Wissenschaftlicher Direktor und Vorstand des DDZ.

„Diese Ergebnisse werden dazu beitragen, Personen mit Diabetes noch besser einzuordnen, um ihre Therapie zu verbessern und den Verlauf zu mildern.“

Die in der Studie identifizierten Risikofaktoren – das heißt ältere Personen, in der Regel männlich, mit komorbiden Erkrankungen und chronischer Insulinbehandlung – können somit als Indikatoren für den Schweregrad des Diabetes oder für einen insgesamt schlechten Gesundheitszustand angesehen werden.

„Einige Ergebnisse, insbesondere zu diabetes-spezifischen Faktoren, wie z.B. Typ oder Dauer des Diabetes und weitere Behandlungen, sind jedoch noch ungenau geschätzt und die Aussagekraft ist gering. Um die Aussagekraft zu stärken, werden weitere Primärstudien benötigt, die diese spezifischen Risikofaktoren untersuchen und andere, relevante Einflussfaktoren in ihrer Analyse berücksichtigen“, so Dr. Schlesinger.

Ihr Forschungsteam arbeitet daher bereits an einer nächsten Version dieser Übersichtsarbeit: „Diese Übersichtsarbeit stellt die aktuelle Studienlage dar und wird regelmäßig aktualisiert, solange neue Erkenntnisse zu diesem Thema verfügbar sind“, sagt Dr. Schlesinger. (ad)

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