Gebärmutterhalskrebs: Sechsfach höheres Risiko bei HIV-Infektion – Heilpraxis

Virusinfektion erhöht Gebärmutterhalskrebs-Risiko

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. Humane Papillomviren (HPV) sind der größte Risikofaktor für die Entstehung von Krebsvorstufen und Krebs des Gebärmutterhalses. Doch auch bei einer anderen Virusinfektion ist dieses Risiko enorm erhöht.

Das Humane Papillomvirus (HPV) ist laut Fachleuten der größte Risikofaktor für Gebärmutterhalskrebs. Auch weitere Infektionen im Genitalbereich mit anderen sexuell übertragbaren Erregern, viele Schwangerschaften und Geburten, hormonelle Verhütungsmittel und Rauchen können Fachleuten zufolge die Gefahr für diese Krebsart erhöhen. Und Forschende berichten nun, dass eine HIV-Infektion mit einem sechsfach höherem Risiko für Gebärmutterhalskrebs einhergeht.

Erhöhtes Risiko bei HIV-Infektion

Laut einer aktuellen Mitteilung hat ein Forschungsteam der Technischen Universität München (TUM) die Effekte einer Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) auf die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs quantifiziert und herausgefunden, dass Frauen, die mit HIV infiziert sind, ein sechsfach höheres Risiko haben, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Besonders betroffen sind demnach die Regionen Süd- und Ostafrika.

Vierthäufigste Krebsart bei Frauen

Nach Statistiken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Gebärmutterhalskrebs die vierthäufigste Krebsart bei Frauen. Im Jahr 2018 wurde bei schätzungsweise 570.000 Frauen weltweit ein sogenanntes Zervixkarzinom diagnostiziert, etwa 311.000 Frauen starben an dieser Krankheit.

Doch Gebärmutterhalskrebs, der meist von Humanen Papillomviren (HPV) verursacht wird, ist auch eine der am erfolgreichsten vorbeugbaren und behandelbaren Krebsarten, sofern dieser frühzeitig erkannt und wirksam therapiert wird.

Gebärmutterhalskrebs ist gleichzeitig die am häufigsten entdeckte Krebserkrankung bei Frauen die mit HIV leben, weil deren Immunsystem durch die HIV-Infektion geschwächt ist.

Das Center for Global Health der Fakultät für Medizin sowie der Lehrstuhl für Epidemiologie der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften haben sich in der Publikation „Estimates of the Global Burden of Cervical Cancer Associated with HIV“ in der Fachzeitschrift „The Lancet Global Health“ jetzt diesem relevanten Thema gewidmet.

Metaanalyse von insgesamt 24 Studien

Erstautor Dr. Dominik Stelzle (Center for Global Health und Lehrstuhl für Epidemiologie) und Erstautorin Dr. Luana Tanaka (Lehrstuhl für Epidemiologie) haben dafür einen systematischen Review sowie eine Metaanalyse von insgesamt 24 Studien aus den Jahren 1981 bis 2016 durchgeführt, an denen 236.127 Frauen mit HIV aus vier Kontinenten (Afrika, Nordamerika, Asien und Europa) teilgenommen hatten.

Diese Studien enthielten insgesamt 2.138 Zervixkarzinom-Fälle. Darüber hinaus wurden die Ergebnisse mit Daten von UNAIDS zur weltweiten HIV-Infektion und mit Daten der International Agency for Research on Cancer (IARC), dem Krebsforschungszentrum der WHO, zum Zervixkarzinom verbunden und ausgewertet.

„Bislang gab es immer nur Schätzungen aus Ländern mit einem hohen Netto-Einkommen“, erläutert Dr. Stelzle. „Das war der Grund, warum wir uns die Zahlen der globalen Belastung des Zervixkarzinom in Verbindung mit einer HIV-Infektion angesehen haben, inklusive Schätzungen für Länder mit niedrigen Netto-Einkommen. In den meisten Teilen der Welt liegen diese Zahlen bei unter fünf Prozent. In einigen Ländern sprechen wir aber von weit über 40 Prozent der Fälle.“

Risikofaktor für eine Infektion mit HPV

Den Angaben zufolge war Ziel der Studie, den Anteil der mit HIV lebenden Frauen unter den Frauen mit Gebärmutterhalskrebs zu berechnen. Die Autorinnen und Autoren fanden heraus, dass weltweit 5,8 Prozent aller neuen Gebärmutterhalskrebs-Fälle im Jahr 2018 bei Frauen mit einer HIV-Infektion diagnostiziert wurden. Das entspricht 33.000 Fällen pro Jahr, wovon 85 Prozent davon in Subsahara-Afrika auftreten.

Weiterhin konnte das Forschungsteam auf der Basis der Ergebnisse zeigen, dass Frauen mit HIV ein sechsfach höheres Risiko besitzen, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, als Frauen ohne HIV-Infektion.

„Die Assoziation zwischen Zervixkarzinom und HIV ist einleuchtend“, sagt Prof. Dr. Dr. Andrea S. Winkler, Co-Leiterin des Centers for Global Health. „Zervixkarzinome werden meist durch Infektionen mit Humanen Papillomviren (HPV) verursacht, welche ebenso wie HIV sexuell übertragen werden. Aufgrund unserer Ergebnisse könnte man annehmen, dass eine Infektion mit HIV einen Risikofaktor für eine Infektion mit HPV darstellt.“

HPV-Impfungen und frühzeitige Screenings

Die Regionen Süd- und Ostafrika, in denen 63,8 Prozent (Südafrika) beziehungsweise 27,4 Prozent (Ostafrika) der Zervixkarzinome bei Frauen mit einer HIV-Infektion diagnostiziert wurden, sind am stärksten betroffen.

„Mit über 75 Prozent ist Eswatini im südlichen Afrika das Land mit dem höchsten Anteil an Frauen, die an Gebärmutterhalskrebs in Verbindung mit einer HIV-Infektion leiden, gefolgt von Lesotho mit 69 Prozent, Botswana mit 67 Prozent, Südafrika mit 64 Prozent sowie Simbabwe mit 52 Prozent“, erläutert Dr. Tanaka.

Anhand der Ergebnisse stellten die Studienautorinnen und -autoren fest, dass Frauen mit einer HIV-Infektion ein signifikant höheres Risiko besitzen, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Daher seien insbesondere für die afrikanischen Länder südlich der Sahara HPV-Impfungen sowie frühzeitige Zervixkarzinom-Screenings von hoher Bedeutung.

„In Afrika gibt es zwar durchaus bereits Zervixkarzinom-Screenings, aber bislang hauptsächlich für Frauen, die eine höheren sozioökonomischen Status haben und es sich daher finanziell leisten können“, sagt Prof. Dr. Stefanie Klug, Inhaberin des Lehrstuhls für Epidemiologie der TU München.

„Ziel muss es sein, diese Abhängigkeit von ökonomischen Möglichkeiten aufzubrechen und zu erreichen, dass die HPV-Impfung für Mädchen und das Screening für Frauen kostenfrei werden“, so die Wissenschaftlerin. (ad)

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