COVID-19: Was ist über chinesische Impfstoffe bisher bekannt? – Heilpraxis

COVID-19-Impfstoffe aus China bereits in einigen Ländern im Einsatz

Von China aus zog das Coronavirus SARS-CoV-2 um die Welt und verursachte die COVID-19 Pandemie. Doch China scheint das Infektionsgeschehen seither relativ gut unter Kontrolle zu haben und auch die Impfungen laufen bereits auf Hochtouren. Verwendet werden dabei ausschließlich Impfstoffe chinesischer Hersteller. Dies kommen auch in einigen anderen Ländern zur Anwendung. Doch was ist bisher tatsächlich über die chinesischen Impfstoffe bekannt?

Die Erkenntnisse zu den Impfstoffen aus China und deren weltweiter Anwendung werden in einem aktuellen Fachbeitrag des „British Medical Journal“ (BMJ) zusammengefasst. Demnach gibt es rund ein Dutzend chinesische Impfstoffkandidaten für COVID-19 von denen bisher fünf in China sowie in mehreren anderen Ländern die Zulassung für den Notfall erhalten haben.

Drei Impfstoffe mit inaktiviertem SARS-CoV-2

Beispielsweise arbeite das staatliche Unternehmen Sinopharm derzeit an zwei verschiedenen Impfstoffen, die beide auf einer inaktivierten Form von SARS-CoV-2 basieren. Der erste sei in dem Sinopharm-Institut in Peking entwickelt worden, der zweite in Wuhan, berichtet das BMJ. Weiterhin habe die Pekinger Pharmafirma Sinovac einen dritten Impfstoff namens CoronaVac entwickelt, der ebenfalls auf einer inaktivierten Form von SARS-CoV-2 basiert. Alle drei erfordern Impfungen in zwei Dosen.

Weitere zugelassene chinesische Impfstoffe

Ein vierter chinesischer Impfstoff stamme von dem Hersteller CanSinoBIO. Dieser werde in einer Einzeldosis verabreicht. Im Gegensatz zu den anderen nutze er ein humanes Adenovirus, Ad5, um SARS-CoV-2-Proteine in den Körper zu bringen (ähnlich wie der russische Impfstoff Sputnik V).

Der fünfte Impfstoff mit Notfallzulassung stammt von dem Pharmaunternehmens Anhui Zhifei Longcom und erhielt erst am 16. März die Zulassung für den Notfalleinsatz. „Dieser erfordert drei Dosen und verwendet Proteine, die auf der Rezeptorbindungsdomäne des SARS-CoV-2-Virus basieren“, berichtet das BMJ.

Keine anderen Impfstoffe in China zugelassen

Alle fünf zugelassenen chinesischen Impfstoffe können bei normalen Kühlschranktemperaturen aufbewahrt werden, was einen großen Vorteil gegenüber anderen Impfstoffen darstellt, die eine Lagerung bei extrem kalten Temperaturen erfordern. Die genannten Impfstoffkandidaten werde in China bereits umfänglich eingesetzt, wobei allerdings unklar ist, wie viele Dosen von jedem bisher verabreicht wurden und wo. Andere Impfstoffe sind für den Einsatz in China nicht zugelassen.

Bis Juli 700 Millionen Impfungen in China?

In China wurden bis zum 31. März rund 120 Millionen Dosen der Impfstoffe verabreicht, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf die chinesische Nationale Gesundheitskommission. China strebe an, bis Ende Juli 40 Prozent der Bevölkerung (1,4 Milliarden Menschen) zu impfen. Dabei würden zunächst die 18- bis 59-Jährigen in den wichtigsten Berufsgruppen wie zum Beispiel im Gesundheitswesen priorisiert, bevor klinisch gefährdete Personen und dann die über 60-Jährigen folgen.

„Aufgrund der mangelnden Transparenz in Bezug auf in China hergestellte Impfstoffe scheint die Impfbereitschaft jedoch ein Problem zu sein“, berichtet das BMJ. So habe kürzlich eine Umfrage des chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle und -prävention gezeigt, dass nur 42 Prozent der Beschäftigten im Gesundheitswesen und in der Seuchenvorsorge bereit waren, sich mit den neuen Impfstoffen impfen zu lassen.

Welche Länder nutzen chinesische Impfstoffe?

Auch außerhalb von China kommen die chinesischen Impfstoffe bereits zur Anwendung. So hat der Impfstoff von Sinopharm in fast 30 Ländern eine Notfallzulassung erhalten, darunter Bahrain, Guyana, Ungarn, Serbien und die Vereinigten Arabischen Emirate . „Ungarn war das erste EU-Land, das den Einsatz des chinesischen Impfstoffs genehmigt hat“, berichtet das BMJ.

Der CoronaVac-Impfstoff von Sinovac ist ebenfalls in mehreren Ländern für den Notfalleinsatz zugelassen, darunter Brasilien, Chile, Indonesien, Laos, Mexiko und die Türkei. Zudem haben Mexiko und Pakistan den Impfstoff von CanSinoBIO für den Notfalleinsatz genehmigt und der Impfstoff von Anhui Zhifei Longcom kommt außerhalb von China auch in Usbekistan zum Einsatz.

Was ist zur Wirkung der Impfstoffe bekannt?

Für den Impfstoff CoronaVac wurden bereits Studien zur Wirkung in zwei Altersgruppen (18 bis 59 Jahre sowie 60 Jahre und älter) in dem renommierten Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht. Diese Studien ergaben, dass der Impfstoff bei den meisten Geimpften eine Schutzwirkung vor COVID-19 entfaltete und im Allgemeinen sicher und gut verträglich war. „Phase-I- und Phase-II-Daten für den Impfstoff von Anhui Zhifei Longcom, die im März veröffentlicht wurden, zeigten ähnliche Ergebnisse“, berichtet das BMJ.

Bisher wurden allerdings noch keine Phase-III-Studiendaten für einen der chinesischen Impfstoffkandidaten in einer Fachzeitschrift veröffentlicht und das meiste Wissen stamme aus Ankündigungen der Hersteller und der Regierungen der Länder, in denen die Studien durchgeführt werden, bemängelt das BMJ.

So habe beispielsweise Sinopharm basierend auf vorläufigen Phase-III-Daten im Dezember berichtet, dass der in Peking entwickelte Impfstoff 79 Prozent der symptomatischen Erkrankungen an COVID-19 verhindere. Im selben Monat berichteten die Vereinigten Arabischen Emiraten, wo der Impfstoff getestet wird, von 86 Prozent verhinderten Erkrankungen, so das BMJ. Zudem werde aus andere Länder, in denen der zweite Impfstoff von Sinopharm getestet wird, berichtet, dass dessen Schutzwirkung etwas geringer ausfalle (72,5 Prozent)

Unterschiedliche Aussagen zur Schutzwirkung

Bei dem Impfstoff CoronaVac sind die Aussagen zur Wirksamkeit noch unterschiedlicher. So berichteten türkische Beamte im Dezember 2020 über vorläufige Studiendaten, denen zufolge eine Wirksamkeit von 91,25 Prozent bei der Vorbeugung von symptomatischen COVID-19-Fällen erreicht werde, im Januar haben Forschenden aus Brasilien jedoch berichtet, dass die CoronaVac-Impfung bei der Vorbeugung von leichten Fällen eine Wirksamkeit von 78 Prozent erreiche.

Und bei Berücksichtigung der sehr milden Verläufe schütze der Impfstoff laut den brasilianischen Forschenden sogar nur zu 50,4 Prozent vor symptomatischen COVID-19-Fälle. Zudem sehen vorläufige Daten aus Indonesien, wo CoronaVac ebenfalls getestet wird, die Schutzwirkung bei rund 65 Prozent, berichtet das BMJ.

Insgesamt bestehen in Bezug auf die Schutzwirkung der chinesischen Impfstoffe demnach noch erhebliche Unsicherheiten, wobei einige Hersteller jedoch bereits angekündigt haben, im nächsten Schritt auch Daten aus Phase-III-Studien zu veröffentlichen. Der Nachholbedarf ist hier groß, auch weil einige Länder wie beispielsweise Serbien und die Vereinigten Arabischen Emirate bei ihren COVID-19-Impfprogrammen stark auf chinesische Impfstoffe setzen. (fp)

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