Hodencovid: Macht das Coronavirus Männer unfruchtbar?

Vor einigen Tagen kam in den sozialen Medien die Frage auf, ob das Coronavirus der männlichen Fruchtbarkeit schaden könnte. Bei Twitter kursiert der Hashtag #Hodencovid. Woher diese Annahme kommt und was man bisher darüber weiß, zeigt der folgende Faktencheck.

Es ist schon länger bekannt, dass das Coronavirus zum Eintritt in menschliche Zellen vor allem den ACE2-Rezeptor nutzt. Diese Rezeptoren dienen dem Virus als Eintrittspforte in die menschlichen Zellen und sind im Körper an vielen Stellen zu finden, unter anderem auch in den Hoden.

Theoretisch ist es also möglich, dass SARS-CoV-2 auch die Hoden befallen kann. Ob das praktisch so ist – und welche Auswirkungen es hat –, weiß man bis dato aber nicht. Forscher der Harvard Medical School of Boston berichten jedoch im "American Journal of Emergency Medicine" von einem Patienten, der sich mit Schmerzen im Bauchraum und in den Hoden vorstellte und schließlich positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde. Einen ähnlichen Fall hat es auch in Italien gegeben.

Spermienqualität nach Covid-19 schlechter

Festzuhalten ist aber auch, dass es bislang nicht gelungen ist, das Virus in der Samenflüssigkeit nachzuweisen. Ein Forscherteam um Dr. Nora Holtmann von der Uniklinik Düsseldorf berichtet, dass sie weder bei Patienten, die die Infektion durchgemacht hatten, noch bei Patienten, die akut infiziert waren, Coronaviren in der Samenflüssigkeit nachweisen konnten. Die Wissenschaftler haben jedoch herausgefunden, dass Männer, die moderat an Covid-19 erkrankt waren, eine schlechtere Spermienqualität aufwiesen als Männer mit mildem Infektionsverlauf oder keiner Infektion. Die Arbeit umfasste allerdings eine relative kleine Anzahl an Teilnehmern und kann damit allenfalls einen Hinweis darauf geben, dass SARS-CoV-2 in den Hoden möglicherweise ein Problem darstellen kann.

Viele Fragen sind noch offen

Vollständige Entwarnung kann es auch deshalb nicht geben, weil von anderen Viren ebenso bekannt ist, dass sie die Hoden befallen können, unter anderem der "alte" SARS-Erreger. Hodenentzündungen wurden damals bei einigen Patienten als Folge der Virusinfektion oder als Folge der übersteigerten Immunreaktion darauf ausgemacht.

Ist also was dran am Hodencovid? Diese Frage lässt sich derzeit wohl nur mit einem "Vielleicht" beantworten. Zukünftig wird man die mögliche Schädigung der Hoden und die Auswirkungen des Coronavirus auf die männliche Fruchtbarkeit im Blick behalten müssen. Im Fachblatt "Urology" wird Männern, die sich infiziert hatten und die Kinder zeugen wollen, derweil geraten, nach der Genesung die Hodenfunktion und Fruchtbarkeit untersuchen zu lassen.

PZ/NK

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