Die tückischste aller Krebsarten: Welcher Lebensstil unsere Bauchspeicheldrüse schützt

Geringe Überlebenschancen, schwer zu behandeln und auf dem Vormarsch: Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der größten Herausforderungen für Onkologen. Wer sich vor dem Tumor schützen will, sollte gesund leben und vor allem keine Diabetes-Erkrankung riskieren.

Bauchspeicheldrüsenkrebs, oder medizinisch: Pankreaskarzinom, gehört nicht zu den häufigen Krebsarten. Aber keine andere ist so tückisch: Auf Bauchspeicheldrüsenkrebs aufmerksam werden Betroffene und ihre Ärzte erst, wenn es zu spät für eine Heilung ist.

Und während die Überlebensraten bei den meisten Krebsarten in den letzten Jahren deutlich angestiegen sind, liegt sie bei den Pankreas-Patienten fünf Jahre nach der Diagnose immer noch bei nur acht Prozent. Die mittlere Lebenserwartung beträgt nach der Diagnose nur zwei bis drei Jahre, oft bleiben den Patienten nur Monate.

Der Grund: Es gab für Bauchspeicheldrüsenkrebs kaum medizinische Fortschritte, wie sie bei anderen Tumorarten in den letzten Jahrzehnten die Überlebensraten ständig steigen ließen.

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Als wäre das nicht deprimierend genug, steigt die Zahl der Betroffenen in den Industriestaaten kontinuierlich an. In Deutschland erkranken rund 17.000 Menschen pro Jahr an einem Pankreaskarzinom, ebenso viele sterben jährlich an dem Krebs. Laut Europäischem Gastroenterologen-Verband (UEG) ist die Zahl der Todesfälle zwischen 1990 und 2016 um fünf Prozent gestiegen.

Für die Zunahme der Erkrankungen in den Industriestaaten machen Experten unseren modernen Lebensstil verantwortlich.

Risikofaktoren für Bauchspeicheldrüsenkrebs

Lebensstil: Rauchen, Übergewicht, fett- und fleischreiche Ernährung, übermäßiger Alkoholkonsum sind Risikofaktoren für Krebs der Bauchspeicheldrüse. Der Zusammenhang ist aber nicht ganz so eindeutig wie bei Rauchen und Lungenkrebs. Im Umkehrschluss sollten Sie auf Alkohol und Nikotin verzichten und auf eine ausgewogene Ernährung achten, etwa nach dem Vorbild der Mittelmeerdiät.

  • Wie Sie Ihre Ernährung entsprechend umstellen, erfahren Sie hier.

Entzündung: Deutlich ist der Einfluss einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung auf das Risiko für das Pankreaskarzinom.

Diabetes: Die Zuckerkrankheit ist kein direkter Vorläufer eines Pankreaskarzinoms, so wie es beispielsweise Polypen für Darmkrebs sind. Aber oft geht ein Diabetes der Krebsdiagnose kurz voraus. In einem Interview mit der Welt sagte Volker Ellenrieder, Direktor der Klinik für Gastroenterologie und Endokrinologie der Universitätsmedizin Göttingen, dass Diabetes vielleicht sogar ein Früherkennungsmerkmal sein könnte. Man habe festgestellt: Wenn Pankreaskrebs bei einem Patienten mit Mitte 50 diagnostiziert werde, dann habe er oft wenige Jahre zuvor bereits die Diagnose Diabetes bekommen.

Veranlagung: Genetische Faktoren spielen eine Rolle, vor allem erbliche Formen der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung. Sind ein bis zwei nahe Verwandte an einem Pankreaskarzinom erkrankt, macht eine ärztliche Beratung Sinn.

Fehlende Früherkennung: Eine Art Risikofaktor ist auch die Tatsachen, dass es keine Früherkennungsmethoden für Bauchspeicheldrüsenkrebs gibt, anders als etwa bei Brust- oder Darmkrebs. Hier setzt die Forschung in Zukunft auf Bluttests („liquid biopsy“). Doch bisher ist kein Ansatz so ausgereift, dass sich im Blut eine zuverlässige frühe Krebserkennung ablesen lässt.

Symptome von Bauchspeicheldrüsenkrebs

In frühen Krankheitsstadien verursacht Bauchspeicheldrüsenkrebs keine oder nur unspezifische Beschwerden wie Appetitlosigkeit oder ein Druckgefühl im Oberbauch, die auch andere Ursachen haben können. Auch anhaltende Rückenschmerzen, die sich nicht durch Verspannungen oder Fehlhaltungen erklären lassen, können ein Hinweis sein.

Deutliche Symptome wie starke Schmerzen, deutlicher Gewichtsverlust oder Gelbsucht treten erst auf, wenn die Erkrankung schon weiter fortgeschritten ist.

Diagnose des Bauchspeicheldrüsenkrebses

Ärzte entdecken den bösartigen Tumor meist spät und oft durch Zufall bei einer anderen Untersuchung des Bauchraums.

Bei Verdacht auf ein Pankreaskarzinom führt der Hausarzt zunächst eine körperliche Untersuchung mit einem Ultraschall des Bauches durch.

Für weitere Untersuchungen wie eine Computertomographie und eine endoskopische Untersuchung überweist der Hausarzt an einen geeigneten Facharzt, gegebenfalls gleich an ein Krebszentrum.

Eine Biopsie, die bei vielen anderen Krebsarten die Diagnose sichert, ist bei Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht sinnvoll. Denn eine Gewebeentnahme aus der Bauchspeicheldrüse ist schwierig und nicht ohne Risiko.

Therapie für Bauchspeicheldrüsenkrebs

Wenn die durchgeführten Untersuchungen ein Pankreaskarzinom nahelegen und der Tumor sich noch nicht ausgebreitet hat, raten die Ärzte unter Umständen zu einer umgehenden Operation an einem zertifizierten Pankreaskarzinomzentrum.

Operation

Wird der Tumor so früh erkannt, dass eine Operation infrage kommt, besteht eine Chance auf vollständige Heilung. Nach der Operation folgt fast immer eine unterstützende Chemotherapie für sechs Monate. Manchmal soll auch eine der Operation vorgeschaltete Chemotherapie einen Tumor verkleinern. Nach der Entfernung der Bauchspeicheldrüse muss der Patient die lebenswichtigen dort produzierten Enzyme und Hormone (wie Insulin) durch Medikamente ersetzen.

Chemotherapie

Bei den meisten Patienten ist die Krankheit bei der Diagnose so weit fortgeschritten, dass der Tumor nicht mehr operiert werden kann. Er ist dann ins umliegende Gewebe eingewachsen oder hat bereits Metastasen gebildet. Die Standardbehandlung ist hier eine Chemotherapie mit dem Ziel, die Überlebenszeit zu verlängern und die Lebensqualität zu steigern.

Personalisierte Krebstherapie

Pankreaskrebs spricht oft nicht auf die Standard-Chemotherapie an. Bis das aber klar ist, vergeht wertvolle Zeit. Aus diesem Dilemma kann eine präzise auf den jeweiligen Tumor abgestimmte Therapie helfen. Aufgrund des genetischen Fingerabdrucks des Krebses können die Onkologen zu vielversprechenden Wirkstoffen greifen, und solche gar nicht erst anwenden, auf die der Krebs ohnehin nicht reagieren wird.

Experimentelle Therapien

An den auf Bauchspeicheldrüsenkrebs spezialisierten Zentren kommen im Rahmen von Studien neue Therapieansätze zum Einsatz. Bestimmte neuartige Medikamente können eine Chemotherapie ergänzen oder Erfolge bei Patienten erzielen, bei denen die üblichen Zellgifte nicht anschlagen. Patienten können an solchen Studien teilnehmen, wenn sie mit ihrer Erkrankung dafür geeignet sind.

Die Immuntherapie, auf der die großen Hoffnungen gegen Krebs derzeit ruhen, versagt bisher bei Pankreaskrebs. Denn anders als bei den meisten anderen Krebsarten erkennt das Immunsystem den Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht. Die Forschung muss erst einmal herausfinden, wie eine Immunreaktion hervorgerufen werden kann.

Lebensqualität bis zuletzt

Wichtig für die Lebensqualität der Patienten mit schlechter Prognose ist eine gute palliativmedizinische Begleitung. Das umfasst die Abklärung von Beschwerden, die mit dem Tumor einhergehen, aber auch die Unterstützung der familiären, sozialen und psychischen Situation der Patienten und ihrer Angehörigen. Neben der wichtigen und häufig nötigen Schmerztherapie berücksichtigt sie auch Aspekte wie Ernährung und Bewegung.

Vorbeugung mit begrenzten Möglichkeiten

Außer dem Ratschlag eines allgemein gesunden Lebensstils hat die Onkologie keine gezielten Vorbeugemaßnahmen anzubieten. Nicht rauchen, wenig Alkohol und eine Ernährung, die einen Diabetes verhindert – viel mehr hat der Einzelne nicht in der Hand, um die Bauchspeicheldrüse vor Krebs zu schützen.

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