Taktisches Kotzen: Arzt warnt vor gefährlichem Suff-Spiel

In den Sozialen Medien teilen Jugendliche einen Party-Trend, vor dem Mediziner warnen: taktisches Kotzen. Trinken, übergeben, weitertrinken. Sie riskieren Krebs.

„Ich heißen Lea und ich denke, heute wird Letizia kotzen“, sagt eine Jugendliche in einem bei TikTok veröffentlichen Video. Auch Adriana und Fiona schätzen, dass sich Letizia heute übergibt. Marco tippt auf Lia, Elid auf Lio. Am Ende des Videos folgt die Auflösung: Eine junge Frau kauert vor einem Klo mit hochgeklapptem Deckel. Ihren Namen erfahren die Zuschauer nicht. Die Beteiligten kennen ihn. „Wir haben alle verloren“, steht auf dem Bildschirm. „Das war die erste Person, die gekotzt hat.“ Einer hält den hochgestreckten Daumen in die Kamera.

Taktisches Kotzen bei TikTok und anderen Sozialen Medien

Ähnlich wie diese Gruppe Freunde teilen Jugendliche ihre Erbrech-Erfahrungen in Sozialen Medien. Einige gehen dabei zu weit, warnen Experten: „Taktisches Kotzen“ oder „Zwischenkotzer“ heißt der Party-Trick, mit dem junge Menschen nach zwischenzeitlichem Übergeben mehr Alkohol trinken wollen. Sie stecken sich den Finger in den Hals und kippen das nächste Bier.

„Es ist eine taktische Entscheidung, keine leichte, aber die richtige“, schreibt ein TikTok-Nutzer unter ein Video, indem er erklärt, durch taktisches Kotzen seinen Kater mindern zu wollen. „Endlich jemand der es genauso macht“, antwortet ein anderer Nutzer. „Meine jüngeren Kollegen verstehen das nicht, wie ich montags immer so fit sein kann.“

Krebsgefahr, entzündete Speiseröhre, viele Fragen

Einige Jugendliche, die von diesen Taktiken hören, reagieren verwirrt: „Bringt taktisches Kotzen beim Saufen wirklich was?“, fragt ein Teilnehmer im Hilfe-Portal Gutefrage. „Hilft es, wenn man kurz kotzt, um noch mehr Alkohol konsumieren zu können?“ Andere erkundigen sich nach möglichen Gesundheitsschäden.

Gesundheitsschäden sollten Jugendliche tatsächlich fürchten, sagt Suchtexperte Dr. Siegfried Fritzsche der Bild: „Diese Art des Saufens ist sehr gefährlich!“ Schon wer sich viermal im Monat übergibt – also einmal die Woche – riskiere Krebs. Die erbrochene Mischung aus Alkohol, Magensäure und Essensresten entzünde die Speiseröhre. Manchmal reiße sie ein, wodurch sich das sogenannte Barrett-Syndrom entwickeln könne, eine Vorstufe von Krebs. Fritzsche rät Jugendlichen dringend vom häufigen Erbrechen ab.

Ein Betrunkener übergibt sich im Wald und Studenten beim Wettrennen

Wirklich neu, das beweisen andere Beiträge in Sozialen Medien, ist der Trend jedoch nicht: Ein im Wald stehender Betrunkener rühmt sich schon in einem Video aus dem Jahr 2010, einen taktisch besonders wertvollen Zeitpunkt für sein Erbrechen gefunden zu haben. Studenten führen seit Jahrzehnten sogenannte Bierathlons durch, bei denen sie möglichst schnell eine bestimmte Strecke laufen und dabei einen Kasten Bier leeren. Taktisches Kotzen gehört zu den Grundstrategien.

Nichts davon mindert die Gesundheitsfolgen häufigen Erbrechens. Gerade junge Menschen, die ihre Speiseröhre noch Jahrzehnte nutzen wollen, sollten sie sich nicht ruinieren, nur um mehr Getränke in sich hineinzukippen und am Ende genauso betrunken zu sein wie ohne Erbrechen, betonen Experten. Sie hoffen, taktisches Kotzen verschwindet bald gänzlich aus dem Sprachgebrauch Jugendlicher.

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