"Psychisch ein Schlag ins Gesicht" – chronisch Kranke kämpft mit der Rentenversicherung

Sehen Sie im Video, warum sich eine chronisch Kranke von der Rentenversicherung im Stich gelassen fühlt.

Das heißt, ich werde dafür bestraft, dass ich mich fürs Arbeiten gehen entschieden habe. 

Sarah Bärschneider richtet emotionale Worte an ihre Instagram-Community. 

Die 25-Jährige ist chronisch krank. 2018 wurde ihr ein Großteil des Darms entnommen. 

Deswegen hofft sie auf die finanzielle Unterstützung der Rentenversicherung, doch diese lässt sie im Stich. 

Jetzt habe ich nur noch so 90 Zentimeter bis einen Meter Dünndarm. Normalerweise hat man so drei bis fünf Meter. Jetzt hab ich eben auch einen zentralen Zugang bekommen, über den ich mir Infusionen anhänge. Ich habe viele Vitamin-Mängel und immer schlimme Durchfälle und Bauchschmerzen, und solche Beschwerden. Ich bin auch ziemlich schnell kaputt natürlich.

Viele Menschen können mit dem Kurzdarm-Syndrom nicht mehr arbeiten, doch Sarah hat sich ins Leben zurückgekämpft. 

Denn eines ist für die Nürnbergerin trotz ihrer Erkrankung klar: Sie will weiterhin arbeiten 

Ich habe dann festgestellt, so vier bis viereinhalb Stunden sind möglich zu arbeiten, natürlich kein Schichtdienst mehr. Ich habe geregelte Arbeitszeiten. Ich arbeite zwar manchmal auch am Wochenende oder an Feiertagen, aber nie mehr als fünf Tage am Stück. Solche Rahmenbedingungen wurden mir dann eben geschaffen. Aber ich schaffe es nicht länger zu arbeiten. Das funktioniert körperlich einfach nicht mehr. Das war mir eigentlich letztes Jahr im August schon bewusst, dass ich keine 100 Prozent mehr arbeiten kann.  

Dank ihres verständnisvollen Chefs darf die 25-Jährige in Teilzeit arbeiten. 

Doch von den 50 Prozent Gehalt kann sie nicht leben.

Anfang März hat Sarah einen Termin bei einem medizinischen Gutachter, der ihr Hoffnung macht.

Der dann gesagt hat, mir steht auf jeden Fall die Erwerbsminderungsrente zu. Dieses Krankheitsbild ist extrem selten und auch sehr schwerwiegend. Deswegen könnte ich eine volle Erwerbsminderungsrente haben, die würde mir zustehen.

Trotz Chance auf volle Erwerbslosenrente möchte die Kinderkrankenschwester weiter in ihrem Beruf arbeiten.

Deswegen habe ich gesagt, es wäre schön, wenn ich die teilweise Erwerbsminderungsrente bekommen könnte.

Mitte April bekommt Sarah nach langem Warten endlich Post: Die Antwort der Rentenversicherung ist ein Schock – ihr Antrag auf Erwerbslosenrente wurde abgelehnt. 

Das ist natürlich psychisch ein Schlag ins Gesicht, wenn man dann so eine Antwort bekommt. Dass man keine Unterstützung erhält, wenn man eh schon so schwer krank ist. Man hat ja eh schon vieles um die Ohren mit dem man sich befassen muss. Und wenn man dann noch so hängengelassen wird.

Laut der Rentenversicherung Bund erfüllt Sarah die Voraussetzungen für eine Bewilligung nicht.

Das Problem ist, dass man immer eine gewisse Anzahl an Monaten eingezahlt haben muss, damit die ausgezahlt wird. Das sind 60 Monate, die man eingezahlt haben muss. Ich hatte zu dem Zeitpunkt, wo ich krank geworden bin, das war im Juli 2018, da hat der Gutachter den Termin festgelegt, das ich ab dem gewissen Tag erwerbsgemindert bin. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich erst 58 Monate eingezahlt.

Sarah fühlt sich von der Politik im Stich gelassen.

Für mich ist das sehr unlogisch, dass man das Geld bekommt, wenn man daheim auf der Couch sitzen bleibt und nichts tut, oder nur im geringen Maße arbeiten geht. Aber gerade, wenn man in einem systemrelevanten Beruf arbeitet, die Rahmenbedingungen stimmen, es einen nicht kränker macht, wenn man arbeitet, zusätzlich wieder Rentenbeiträge einzahlt und dafür keine Unterstützung bekommt, das ist für mich ziemlich unlogisch.

Dabei gibt es laut Paragraph 53 im Sozialgesetzbesuch sogar eine Sonderregelung bei voller Erwerbsminderung:

„In bestimmten Fällen kann die Allgemeine Wartezeit vorzeitig erfüllt sein, wenn die Erwerbsminderung zum Beispiel durch einen Arbeitsunfall oder innerhalb von 6 Jahren nach einer Ausbildung eingetreten ist. Die vorzeitige Wartezeiterfüllung wird dann geprüft, wenn eine volle Erwerbsminderung vorliegt.“

Der Stern fragt bei der Rentenversicherung nach: 

„Die versicherungsrechtlichen Voraussetzungen für einen Anspruch auf 

Rente wegen voller oder teilweiser Erwerbsminderung sind identisch.“ 

Von der Sonderregelung in Bezug auf die volle Erwerbslosenrente ist im Statement der Rentenversicherung Bund keine Rede.

Doch wie soll eine chronisch Kranke von 1100 Euro im Monat leben können? 

„Reichen die Einkünfte für den notwendigen Lebensunterhalt nicht aus, kann 

ergänzende Sozialhilfe oder – bei voller Erwerbsminderung – Grundsicherung 

beantragt werden.“ 

Sarah fühlt sich ungerecht behandelt. Mit ihrem Video will sie Aufmerksamkeit für das Thema erlangen. Und das gelingt der 25-Jährigen auch. Ihre Botschaft wird auf Instagram vielfach geteilt.

Mein Hauptgedanke war das Video verbreiten zu können, damit es an die zuständigen Politiker gelangt. Ich als kleine Person, habe drei Politikern direkt geschrieben. Die Nachrichten wurden natürlich noch nicht gelesen, oder ich weiß nicht, ob sie gelesen wurden. Auf jeden Fall habe ich keine Antworten bekommen. Ich dachte mir vielleicht bringt es ja doch was, wenn ich es online stelle. Und wirklich mal zeige, was passiert mit jungen Leuten die chronisch krank sind, und die arbeiten gehen wollen. Das ist halt ein blödes Gesetz jetzt. Es gibt nicht so viele Fälle, aber es gibt doch einige. Ich wollte mal zeigen, wie schwer es einem da gemacht wird.

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