Kann ich mich über kontaminiertes Fleisch mit dem Coronavirus anstecken?

Die Ausbreitung des Coronavirus wirft ein Schlaglicht auf die teils prekären Arbeitsbedingugen in deutschen Schlachtbetrieben. Deutschlandweit sind Hunderte Mitarbeiter infiziert – allein in einem einzelnen Schlachthof im niedersächsischen Dissen wurde das Virus bei 92 Mitarbeitern nachgewiesen. Experten sind über diese Entwicklung keineswegs überrascht: In den Betrieben arbeiten meist Saison- und Leiharbeiter aus Süd- und Osteuropa. Sie wohnen teils auf engem Raum in Sammelunterkünften, dort herrschen ideale Bedingungen für die Ausbreitung des Erregers. Doch auch in einigen Betrieben selbst wurden Verstöße gegen Hygienevorschriften festgestellt. 

Fleischindustrie

"Eine absehbare Katastrophe": Warum das Coronavirus in Schlachthöfen leichtes Spiel hat

Die Meldungen sorgen bei Verbrauchern für Verunsicherung: Ist es möglich, sich über ein kontaminiertes Stück Fleisch mit dem Coronavirus anzustecken, wenn beispielsweise ein infizierter Mitarbeiter auf Fleisch und Wurstwaren hustet und die Ware im Anschluss in den Verkauf gelangt?

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat zu dieser Frage ausführlich Stellung bezogen. Das Institut ist eine wissenschaftliche Einrichtung der Bundesrepublik und für den gesundheitlichen Verbraucherschutz zuständig. In regelmäßigen Abständen bewerten die Experten die wissenschaftliche Datenlage zu möglichen Gesundheitsrisiken.

Coronavirus und Fleisch – Schmierinfektion „unwahrscheinlich“

Grundsätzlich können Coronaviren zwar durch Husten oder Niesen auf Fleisch und Wurst gelangen, heißt es in der BfR-Bewertung. Nach Einschätzung der Experten ist eine Infektion über diese Lebensmittel aber unwahrscheinlich. Die Viren können sich demnach nicht auf Fleisch oder Wurst vermehren. „Sie benötigen dazu einen lebenden tierischen oder menschlichen Wirt.“ Weiter heißt es: „Eine Schmierinfektion einer weiteren Person erscheint nur dann möglich, wenn das Virus kurz nach der Kontamination über die Hände oder die Lebensmittel selbst auf die Schleimhäute des Mund- und Rachenraumes oder die Augen übertragen wird.“

Ein solcher enger zeitlicher Zusammenhang kann etwa beim Verkauf an Frischetheken bestehen. Doch in der Regel sind Fleisch- und Wurstwaren dort durch Glasscheiben vor hustenden und niesenden Kunden geschützt. Für Verkäufer gilt in den meisten Bundesländern eine Maskenpflicht, sofern keine anderen geeigneten Schutzmaßnahmen, etwa Plexiglasscheiben, getroffen werden können. Auch diese senken das Risiko einer Kontamination. Die Experten weisen auch noch einmal darauf hin, wie wichtig allgemeine Hygienemaßnahmen sind, darunter regelmäßiges Händewaschen und der Rat, sich mit den Händen nicht ins Gesicht zu fassen. 

Fleisch gut durchbraten

Grundsätzlich raten die Experten, Fleisch und Geflügel vor dem Verzehr gründlich und gleichmäßig zu erhitzen. Dies sei eine „generelle“ Empfehlung – und diene „auch zum Schutz vor möglichen anderen Krankheitserregern“. Geflügel solle nach dem Braten „weißlich“ sein, Schwein „graurosafarben“ und Rind eine „graubraune“ Farbe angenommen habe. Eine Übertragung über die Tiere selbst oder ihr Fleisch ist nach derzeitigem Wissensstand nicht möglich. „Nutztiere, die zur Fleischproduktion verwendet werden, sind nach gegenwärtigem Wissensstand nicht mit Sars-CoV-2 infizierbar und können das Virus also über diesen Weg nicht auf den Menschen übertragen.“

Der wichtigste Übertragungsweg des Coronavirus ist eine Tröpfchen-Infektion. Husten oder niesen infizierte Menschen, entstehen dabei kleinste Tropfen, die im Anschluss vom umstehenden Menschen eingeatmet werden. „Es gibt derzeit keine Fälle, bei denen nachgewiesen ist, dass sich Menschen auf anderem Weg, etwa über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel oder durch Kontakt zu kontaminierten Gegenständen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben“, schreibt das BfR.

Gleichwohl sei durch Erfahrungen mit anderen Krankheitserregern bekannt, dass Atemwegserreger auch über Schmierinfektionen übertragen werden können. 

Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

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