Impfdurchbrüche häufen sich: Wie gefährlich ist Corona für Geimpfte wirklich?
Die Corona-Zahlen steigen – und nicht allein die bei den Ungeimpften. Das Robert-Koch-Institut meldet von Woche zu Woche mehr Impfdurchbrüche. Sogar Bayern-Trainer Julian Nagelsmann hat es jetzt erwischt. FOCUS Online erklärt, wie gefährlich eine Infektion für Geimpfte ist.
Während die Zahl der Geimpften immer weiter zunimmt, tut es auch die der Impfdurchbrüche. Zwar schützen die Impfungen weiterhin den Großteil der Menschen vor einem schweren Verlauf. Dennoch infizieren sich Menschen trotz der Immunisierung und entwickeln Symptome. Teils so schwer, dass sie auf der Intensivstation behandelt werden müssen. Am Donnerstag wurde bekannt, dass sich auch der 34-jährige Bayern-Trainer Julian Nagelsmann trotz vollständigen Impfschutzes mit dem Coronavirus infiziert hat. FOCUS Online erklärt, für wen Impfdurchbrüche gefährlich sind.
So viele Impfdurchbrüche gibt es in Deutschland
Laut jüngstem Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI), der den Zeitraum vom 13. September bis zum 10. Oktober behandelt, gab es in Deutschland zuletzt 35.483 Impfdurchbrüche. Das bedeutet, all diese Menschen infizierten sich trotz ihrer Impfung mit Corona und entwickelten Symptome.
Unter allen symptomatischen Covid-Erkrankten machten die Geimpften demnach zuletzt einen Anteil von rund 31 Prozent aus. Unter den Intensivpatienten waren zuletzt rund 20 Prozent geimpft. Sehen wir uns die Daten des RKI allerdings ein wenig genauer an, wird schnell deutlich: Die meisten Menschen sind weiterhin vor einem schweren Verlauf geschützt. Es ist insbesondere eine Altersgruppe, bei denen es häufiger zu schweren Verläufen kommt. Die Durchbrüche waren zuletzt je nach Alter sehr unterschiedlich verteilt:
Häufigkeit der Impfdurchbrüche
Vollständig geimpft waren unter den Covid-Erkrankten in diesem Zeitraum
- 2,6 Prozent der 12- bis 17-Jährigen
- 31.6 Prozent der 18- bis 59-Jährigen und
- 55,4 Prozent der über 60-Jährigen.
Häufigkeit der Hospitalisierungen bei Geimpften
Vollständig geimpft unter den hospitalisierten Covid-Erkrankten waren in diesem Zeitraum
- 4 Prozent der 12- bis 17-Jährigen
- 15,3 Prozent der 18- bis 59-Jährigen und
- 39,6 Prozent der über 60-Jährigen.
Häufigkeit der Intensivbehandlungen bei Geimpften
Allerdings musste bislang keines der geimpften Kinder intensiv behandelt werden.
Vollständig geimpft waren unter den intensivmedizinisch behandelten Covid-Erkrankten in diesem Zeitraum
- 0,0 Prozent der 12- bis 17-Jährigen
- 10,1 Prozent der 18- bis 59-Jährigen und
- 28,8 Prozent der über 60-Jährigen.
Häufigkeit der Todesfälle bei Geimpften
Unter den verstorbenen Covid-Erkrankten vollständig geimpft waren in diesem Zeitraum
- 0,0 Prozent der 12- bis 17-Jährigen
- 5,1 Prozent der 18- bis 59-Jährigen und
- 34,7 Prozent der über 60-Jährigen.
Vor allem eine Altersgruppe ist gefährdet
Der Blick auf die Verteilung der verschiedenen Altersgruppen verdeutlicht, dass die Gefahr für einen schweren oder tödlichen Verlauf vor allem bei den älteren Menschen hoch ist. "Unter den insgesamt 817 Covid 19-Fällen mit Impfdurchbrüchen, die verstorben sind, waren 606 80 Jahre und älter", erklärt das RKI. Deren Anteil entspricht also rund 74 Prozent.
"Das spiegelt das generell höhere Sterberisiko – unabhängig von der Wirksamkeit der Impfstoffe – für diese Altersgruppe wider." Betrachte man den Anteil der Impfdurchbrüche an allen Covid-19-Fällen über den gesamten Verlauf der Pandemie werde deutlich, dass nur ein geringer Anteil der hospitalisierten, auf Intensivstation betreuten beziehungsweise verstorbenen Covid-19-Fälle als Impfdurchbruch zu bewerten sei.
Dritte Impfung ist für Risikogruppen relevant
Umso wichtiger ist es, dass sich diejenigen, die trotz vollständiger Impfung womöglich einen schweren Verlauf erleiden könnten, noch ein drittes Mal gegen Corona impfen lassen. „Immunologisch ist das sinnvoll, weil sich die Immunantwort jedes Mal verbessert, wenn der Körper sich mit dem Erreger beziehungsweise der Impfung auseinandersetzt“, sagte etwa Immunologe Carsten Watzl unlängst FOCUS Online. Die dritte Impfung sehe er „gar nicht als Auffrischungsimpfung, sondern als Teil eines normalen Impfschemas“.
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Zur Risikogruppe zählen allerdings nicht nur ältere Menschen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Booster-Dosis insgesamt für fünf Gruppen:
- Menschen über 70 Jahre,
- Risikopatienten mit stark geschwächtem Immunsystem,
- Bewohnerinnen und Bewohner sowie Fachkräfte in Pflegeeinrichtungen,
- Mitarbeitende in medizinischen Einrichtungen mit direktem Patientenkontakt sowie
- Menschen, die den Johnson & Johnson-Impfstoff bekommen haben.
Letzteren empfiehlt die Stiko unabhängig von ihrem Alter und möglicher Immunschwächen eine Auffrischungsimpfung mit einem mRNA-Impfstoff ab vier Wochen nach ihrer Erstimpfung. Sie gelten als deutlich wirksamer als der Vektorimpfstoff. Den Schutz nach der Einmalimpfung mit dem Johnson & Johnson-Impfstoff hatte die Stiko zuletzt als „ungenügend“ bezeichnet.
FOCUS Online Sehen Sie im Video: „Die letzte schwere Welle“: Infektiologe gibt Prognose, was uns im Winter erwartet
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