„Ich wusste irgendwie, dass ich tot war: Brite beschreibt Nahtoderfahrung

Ein Licht am Ende des Tunnels, das gesamte Leben zieht wie ein Film vorüber – immer wieder berichten Menschen von sogenannten Nahtoderfahrungen. Einer von ihnen ist der Brite Shiv Grewal. Was er erlebt hat – und was wissenschaftlich über Nahtoderfahrungen bekannt ist.

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„Ich wusste irgendwie, dass ich tot war. Es fühlte sich an, als wäre ich von meinem Körper getrennt worden. Ich befand mich in einem leeren Raum, hatte aber nach wie vor Empfindungen.“ So beschreibt Shiv Grewal seine Nahtoderfahrung gegenüber der Nachrichtenagentur PA Real Life. Unter anderem die „New York Post“ berichtet.

Demnach erlitt der britische Bühnenschauspieler, heute 60 Jahre alt, vor rund zehn Jahren einen Herzstillstand, als er gerade mit seiner Frau Alison in Südlondon am Mittagstisch saß. Sie rief sofort einen Notarzt, doch der konnte keinen Puls mehr feststellen. Grewals Herz hatte bereits aufgehört zu schlagen. Sieben Minuten war er quasi tot.

Es fühlte sich „als würde man durch Wasser schwimmen, man fühlt sich schwerelos und losgelöst von der physischen Welt“. An einem Punkt sei er über den Mond geflogen und habe ein Meteoritenfeld und die ganze Weite des Universums sehen können, so berichtet er.

Über wissenschaftliche Erklärung für Nahtoderfahrungen wird noch diskutiert

Ein weißes Licht am Ende des Tunnels, der eigene sterbende Körper von oben oder das Leben im Schnelldurchlauf – über entsprechende Nahtoderfahrungen berichten immer wieder Menschen, die dem Tod in letzter Sekunde von der Schippe gesprungen sind. Über die wissenschaftliche Erklärung für solche Nahtoderfahrungen wird noch immer diskutiert.

Eine Ursache könnte ein im Augenblick des Sterbens hyperaktives Gehirn sein. Das legt zumindest eine Studie aus dem Jahr 2023 unter Leitung von Hirnforscherin Jimo Borjigin von der University of Michigan nahe. Konkret zeichneten die Forschenden bei vier komatösen, im Sterben liegenden Patienten die Hirnaktivitäten per Elektroenzephalografie (EEG) auf.

Bei zwei Patienten wurden dabei auffällige Muster gemessen: So löste das Absetzen der Beatmungsgeräte einen vorübergehenden und umfassenden Anstieg der Gamma-Wellenaktivitäten aus sowie einen Anstieg der Herzfrequenz. Gamma-Oszillationen sind beim gesunden Hirn mit erhöhter Aufmerksamkeit und Konzentration, Informationsverarbeitung und dem Abrufen von Erinnerungen verbunden. Darüber hinaus werden sie mit Träumen, visuellen Halluzinationen bei Epilepsie und veränderten Bewusstseinszuständen in Verbindung gebracht.

Insgesamt deute ihre Studie darauf hin, dass das menschliche Gehirn während eines Herzstillstands aktiv sein kann, und lege den Grundstein für die weitere Erforschung des menschlichen Bewusstseins, fassen die Autorinnen zusammen. Angesichts der geringen Stichprobenzahl warnen sie indes davor, pauschale Aussagen über die Bedeutung der Ergebnisse zu machen. Zudem sei es unmöglich zu wissen, was die Patienten erlebten, da sie verstarben.

Nahtoderfahrungen sind „neurowissenschaftliches Paradoxon“

Tatsächlich führt der durch den Tod einsetzende Sauerstoffmangel zu einer ganzen Reihe von Veränderungen im Gehirn, die es schwer erscheinen lassen, Zeichen von Bewusstsein klar zu erkennen: Steht der Blutkreislauf still, stellt das Gehirn die Kommunikation zwischen den Nervenzellen ein, bestimmte Rhythmen in der Hirnelektrik verschieben sich, die Zellen haben noch einmal einen elektrischen Output.

Dass dieser in Form einer sich ausbreitenden Entladungswelle passiert, beschrieben etwa deutsche und US-amerikanische Neurologen schon 2018 im Journal „Annals of Neurology“. Nichtsdestotrotz seien die jetzt veröffentlichten Ergebnisse spannend und böten einen neuen Rahmen für unser Verständnis des verborgenen Bewusstseins beim sterbenden Menschen, so Mitautorin und Neurologin Nusha Mihaylova.

„Wie aus einem dysfunktionalen Gehirn während des Sterbeprozesses lebendige Erfahrungen entstehen können, ist ein neurowissenschaftliches Paradoxon“, ergänzt Koautor George Mashour, Gründungsdirektor des Michigan Center for Consciousness Science. Die Studie trage dazu bei, die zugrundeliegenden neurophysiologischen Mechanismen zu erhellen.

Hilfreich wären allerdings größere, multizentrische Studien mit EEG-überwachten Intensiv-Patienten, die einen Herzstillstand überlebt haben: Diese könnten dringend benötigte Daten liefern, um festzustellen, ob die Ausbrüche der Gamma-Aktivität ein Beweis für ein verborgenes Bewusstsein in unmittelbarer Nähe des Todes sind.

Brite: „Mir wurden verschiedene Reinkarnationen angeboten, aber ich wollte zurück“

Der britische Künstler Grewal hatte Glück. Die eintreffenden Sanitäter konnten ihn nach einigen Minuten wiederbeleben und sein Herz schlug wieder. Da sein Gehirn allerdings mit Sauerstoff unterversorgt war, wurde er für einen Monat in ein künstliches Koma versetzt. Außerdem wurde ihm ein Stent in die verstopfte Hauptschlagader eingesetzt.

Er habe während seiner Nahtoderfahrung mehrere Optionen für ein alternatives Dasein gespürt, berichtet er noch. Reinkarnationen hätten sich ihm angeboten, doch er haben unbedingt wieder in sein altes Leben zurückgewollt. „Ich habe ganz klar gesagt, dass ich in meinen Körper, in meine Zeit und zu meiner Frau zurückkehren und weiterleben möchte.“

Grewal sagt, er sei eigentlich „wissenschaftlich orientiert“ und „ein natürlicher Zyniker“. Doch diese Erfahrung habe seinen Glauben an ein Leben nach dem Tod gefestigt. „Ich habe dadurch weniger Angst vor dem Tod, aber gleichzeitig auch mehr Angst, weil ich erkannt habe, wie wertvoll alles ist, was ich im Leben habe.“

Der Vorfall ereignete sich bereits vor rund zehn Jahren. Dass Grewal nun damit an die Öffentlichkeit geht, könnte auch an seiner aktuellen Ausstellung liegen. In London stellt er derzeit Werke aus, die eben diese Nahtoderfahrungen thematisieren.

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