Gibt es auf Privatrezept – was kostet die neue Fett-Weg-Spritze?
Die Kosten für die Fett-Weg-Spritze Wegovy werden derzeit nicht von den Krankenkassen übernommen, da Medikamente zur Gewichtsreduktion grundsätzlich nicht erstattet werden. Wer die Abnehmspritze nutzen möchte, braucht ein Privatrezept. FOCUS online erklärt, was das für Sie bedeutet.
Die Nachfrage ist groß, die Wartezeit auch. Der Hype um die Fett-Weg-Spritze von Wegovy wächst von Tag zu Tag. Viele Fachärzte sehen sich bereits mit einer erhöhten Nachfrage konfrontiert, der Hersteller wiederum kämpft mit Lieferengpässen.
Kein Jojo-Effekt, wenige Nebenwirkungen und eine Injektion pro Woche – ohne jedes Mal zum Arzt gehen zu müssen. Möglich macht es der Wirkstoff Semaglutid, der den Appetit zügelt und damit zur Gewichtsabnahme beiträgt.
Für viele Menschen klingt die neue Wegovy-Spritze wie ein kleines Wunder. Auch deshalb reißt der Hype um die Fett-weg-Spritze nicht ab. Die Firma Novo Nordisk verspricht vielen an Adipositas erkrankten und übergewichtigen Menschen, mit dem Medikament abzunehmen und gleichzeitig ihr Gewicht zu kontrollieren.
Wer mit dem Medikament ein paar überflüssige Pfunde für die perfekte Strandfigur verlieren will, bekommt es allerdings nicht. Vielmehr verschreiben Fachärzte die Wegovy-Spritze nur an Erwachsene, die einen Body-Mass-Index (BMI) von 30 oder mehr erreichen und damit an Adipositas leiden.
Der BMI errechnet sich aus Körpergröße und Gewicht. Ein Mann, der beispielsweise 1,80 Meter groß ist und 100 Kilogramm wiegt, überschreitet die 30er-Marke nur knapp. Fachärzte könnten dann von einer Spritze abraten.
Übergewichtige mit einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung wie Diabetes Typ 2, Fettstoffwechselstörung, obstruktive Schlafapnoe oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck gehören ebenfalls zur Zielgruppe des Präparates. In diesem Fall kann der Hausarzt helfen.
Nebenwirkungen nicht überschätzen
In bisherigen Studien berichteten Probanden am häufigsten von Übelkeit, Durchfall, Verstopfung und Erbrechen.
Der Hersteller nennt auf seiner Webseite auch noch mögliche Nebenwirkungen wie unter anderem Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, Gallensteine, ein Risiko für niedrigen Blutzucker und Sehstörungen bei Typ-2-Diabetikern.
Das Medikament steht im Verdacht, Schilddrüsen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs zu begünstigen, so der Hersteller. Vor allem dann, wenn solche Krebsarten bereits bei Ihnen oder in Ihrer Familie aufgetreten sind.
Grundsätzlich gilt: Patienten sollten im Vorfeld gut über die Nebenwirkung und die Erfolge informieren.
Medikament gibt es nur als Privatrezept – was heißt das?
Zunächst müssen Interessierte einen Termin bei einem Facharzt vereinbaren. In Frage kommen Diabetologen, Endokrinologen, Internisten, plastische Chirurgen und andere. Beim Erstgespräch wird in der Praxis ein Fragebogen ausgefüllt. Darin geht es um Vorerkrankungen, Allergien und auch Krebserkrankungen in der Familie. Außerdem müssen sich die Patienten auf die Waage stellen und ihre Körpergröße angeben. In diesem Erstgespräch klärt die Arztpraxis, ob das Präparat überhaupt geeignet ist.
Nach dem Erstgespräch findet vor allem bei Hausärzten in der Regel eine Blutabnahme statt, manche Patienten berichten auch von Urinproben, die sie abgeben mussten. Anschließend wird der Blutzucker gemessen. Erst wenn alle diese Daten vorliegen, wird das Privatrezept ausgestellt.
Die Kosten trägt der Patient. Die Spritze, ein so genannter Pen, wird mit vier Dosen Semaglutid geliefert. Er kostet in der Apotheke knapp 340 Euro. Diese Kosten wiederholen sich in den folgenden Monaten.
Nach den ersten beiden Injektionen lädt der Arzt in die Praxis ein, um Nebenwirkungen und andere Details zu besprechen. Dabei wird auch wieder das Gewicht gemessen.
Welche Kosten kommen auf Patienten zu?
In der Regel müssen Betroffene mit Mindestausgaben von über 300 Euro rechnen. Je länger das Präparat eingenommen wird, desto teurer wird es. Bei einer Einnahme von Wegovy über ein ganzes Jahr entstehen Mehrkosten von mindestens 3600 Euro. „Man muss die Medikamente für immer weiter nehmen. Setzt man sie ab, setzt der sogenannte Jo-Jo-Effekt ein“, sagt Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabetes-Hilfe.
Um 15 Prozent ihres Gewichts zu verlieren, brauchen Patienten laut einer Studie des „New England Journal of Medicine“ durchschnittlich 68 Wochen. Das sind 17 Monate und entspricht Kosten von 5780 Euro. Allerdings könnten die Preise in den nächsten Monaten und Jahren sinken.
Experten rechnen damit, dass insbesondere das Typ-2-Diabetes-Medikament Mounjaro auch für den Einsatz gegen Übergewicht zugelassen wird. In der Adipositas-Therapie sei das Präparat nach bisherigen Erkenntnissen deutlich wirksamer und effizienter als Wegovy.
Reicht es, das Medikament zu nehmen?
Nein.
Grundsätzlich raten Arztpraxen bereits im Erstgespräch zu einem Ernährungsplan und mehr Sport. In der Kombination aus Abnehmspritze, Ernährung und Sport lassen sich somit offenbar die besten Ergebnisse erzielen.
Allerdings stellt sich die Frage, ob eine Ernährungsumstellung und Sport nicht völlig ausreichen, um zum Wunschgewicht zu gelangen.
Vertiefende Fragen & Antworten zum Thema:
Daten werden abgerufen. Warten Sie ein paar Sekunden, und versuchen Sie noch mal, auszuschneiden oder zu kopieren.
Uwe Knop
Evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler, Publizist, Referent und Buchautor
Zum Artikel
Ähnlich wie Viagra, das ursprünglich als Herzmedikament entwickelt wurde, ist die Nebenwirkung „Gewichtsverlust“ von Semaglutid attraktiver als seine Hauptwirkung, die Blutzuckerkontrolle. In Studien verloren fettleibige Personen in einem Jahr etwa 15 % ihres Körpergewichts, ein Drittel sogar mehr als 20 %.
Uwe Knop
Evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler, Publizist, Referent und Buchautor
Zum Artikel
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Völlegefühl und Appetitlosigkeit. Bei höherer Dosierung in Wegovy könnte es zu stärkeren Nebenwirkungen kommen. Eine weitere Nebenwirkung ist das „Ozempic face“, eine schlaffe, hängende Gesichtsstruktur durch schnellen Fettgewebeabbau im Gesicht.
Uwe Knop
Evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler, Publizist, Referent und Buchautor
Zum Artikel
Semaglutid ermöglicht eine bessere, bedarfsgerechtere Insulinausschüttung, was es zu einem wichtigen Werkzeug in der Diabetestherapie macht, besonders für Patienten, bei denen Metformin nicht wirksam ist oder nicht vertragen wird.
Uwe Knop
Evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler, Publizist, Referent und Buchautor
Zum Artikel
Haben Sie auch eine Frage zum Thema? Unsere Expertinnen und Experten freuen sich darauf.
Quelle: Den ganzen Artikel lesen