Coronavirus: Erkranken Brillenträger seltener an COVID-19? – Heilpraxis
Schützt das Tragen einer Brille vor Coronavirus-Infektionen?
Bereits im vergangenen Jahr gab es in Studien die ersten Hinweise darauf, dass das Coronavirus SARS-CoV-2 auch in der Lage zu sein scheint, über die Augen in den Körper zu gelangen. Unser Tränenkanal im Auge ist direkt mit dem Nasen-Rachenraum verbunden, wo sich das Virus vermehrt repliziert. Eine Beobachtungsstudie zeigte zudem, dass Brillenträger offenbar seltener an COVID-19 erkranken. Schützen Brillen uns vor einer Übertragung über die Augen?
Forschende der Nanchang University in China machten eine kuriose Beobachtung. Ihnen fiel auf, dass nur wenige ihrer an COVID-19 erkrankten Patientinnen und Patienten eine Brille trugen. In China ist Kurzsichtigkeit jedoch weit verbreitet und stellenweise sind bis zu 30 Prozent der Bevölkerung auf Brillen angewiesen. Das Team überprüfte die Daten von 276 Menschen, die wegen COVID-19 in einem Krankenhaus behandelt wurden und stellte fest, dass nur 16 Betroffene (5,8 Prozent) eine Brille trugen. Dieser Wert liegt weit unter dem Bevölkerungsdurchschnitt. Die Ergebnisse wurden in dem Fachjournal „JAMA“ vorgestellt.
Studie aus Indien kommt zu einem ähnlichen Ergebnis
Eine weitere Studie aus Indien, die bislang nur als Vorveröffentlichung auf dem medizinischen Portal „medRxiv“ vorliegt, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. In einer Kohorte mit 304 COVID-19-Betroffenen wurde das Brillen-Trageverhalten der Teilnehmenden untersucht. Die Forschenden kommen nach der Auswertung der Daten zu dem Ergebnis, dass diejenigen, die tagsüber ständig eine Brille trugen, ein um zwei Drittel reduziertes Risiko hatten, schwer an COVID-19 zu erkranken.
Mögliche Gründe für den Zusammenhang
In den Studien wurde nicht der Grund für diesen Zusammenhang untersucht. Amit Kumar Saxena Senior, der Autor der indischen Studie, berichtete gegenüber der Presse, dass „Menschen im Durchschnitt 23 Mal pro Stunde ihr Gesicht und drei Mal pro Stunde ihre Augen berühren.“ Da die Augen als mögliche Eintrittspforte in Frage kommen, könnte eine Brille eine gewisse Schutzfunktion ausüben, da Brillenträger deutlich weniger oft ihre Augen berühren.
Kein kausaler Zusammenhang
Zwar liefert die Studie Hinweise darauf, dass das Tragen von Brillen in Indien oder China mit einem verringerten Risiko für COVID-19 verbunden ist, aber die Gründe hierfür bleiben offen. Laut dem Deutschen Ärzteblatt kann sich in China beispielsweise nicht jeder ein Brille leisten. So könnten die Ergebnisse auch dahingehend interpretiert werden, dass eine Brille ein Indikator für Wohlstand ist und Brillenträger somit wahrscheinlicher in weniger überfüllten Räumen leben und deshalb einer geringeren Ansteckung ausgesetzt sind. Ähnliche Verhältnisse könnten auch in Indien vorliegen.
Unterm Strich sei mehr Forschungsarbeit nötig – sowohl um herauszufinden, welche Rolle die Augen bei der Übertragung des Coronavirus spielen, als auch um zu belegen, ob eine Brille vor einer Infektion schützen kann.
Deutsche Fachgesellschaft über den Augeninfektionsweg
Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) hält eine SARS-CoV-2-Infektion über die Augen für möglich, obwohl es sich der Fachgesellschaft zufolge nicht um eine „bedeutsame Eintritts- oder Austrittspforte des Virus“ zu handeln scheint. Mehr Informationen hierzu im Artikel „Dringt Corona auch über unsere Augen in den Körper ein?“ (vb)
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