COVID-19: Fehlender Rezeptor im Immunsystem verantwortlich für schwere Krankheitsverläufe – Heilpraxis

Interaktion zwischen Coronavirus und Immunsystem

Manche Menschen, die sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 anstecken, merken kaum etwas davon. Andere wiederum erkranken schwer an COVID-19 und müssen im Krankenhaus behandelt werden. Doch warum gibt es bei den Infizierten so unterschiedliche Krankheitsverläufe. Forschende haben dazu nun neue Erkenntnisse gewonnen.

Schwere COVID-19-Krankheitsverläufe sind eher selten. Sie werden vor allem bei älteren Personen und bei Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen wie Lungen- oder Herz-Kreislauf-Krankheiten beobachtet. Auch das Fehlen eines Rezeptors im Immunsystem ist mit schweren Verläufen von COVID-19 assoziiert, berichten Forschende nun.

Fehlender Rezeptor

Wie die Medizinische Universität (MedUni) Wien in einer aktuellen Mitteilung erklärt, beeinflusst die Interaktion zwischen dem Coronavirus SARS-CoV-2 und dem menschlichen Immunsystem maßgeblich den Verlauf und die Schwere der COVID-19-Erkrankung in den einzelnen Patientinnen und Patienten.

Im Normalfall ist die antivirale Immunantwort durch natürliche Killerzellen (NK-Zellen) ein wichtiger Schritt, um die Virusvermehrung bereits in der Anfangsphase der Infektion zu bekämpfen.

Laut den Fachleuten weisen diese Killerzellen auf ihrer Oberfläche spezielle, aktivierende Rezeptoren auf, unter anderem den NKG2C Rezeptor, der mit einer infizierten Zelle über eine ihrer spezifischen Oberflächenstrukturen, das HLA-E, kommuniziert. Diese Interaktion führt dann zur Zerstörung der virusinfizierten Zellen.

Allerdings fehlt bei etwa vier Prozent der Bevölkerung natürlicherweise aufgrund einer Gen-Variation, der aktivierende Rezeptor NKG2C, bei etwa 30 Prozent der Population ist der Rezeptor nur teilweise vorhanden.

Möglicher Angriffspunkt für Medikamente

Eine Forschungsgruppe aus dem Zentrum für Virologie der MedUni Wien unter der Leitung von Elisabeth Puchhammer-Stöckl hat jetzt in Kooperation mit Ärztinnen und Ärzten aus der Klinik Favoriten gezeigt, dass vor allem Menschen mit einem teilweisen oder gänzlichen Fehlen des NKG2C-Rezeptors schwere Verläufe von COVID-19 entwickeln.

In ihrer Studie, die vor kurzem in dem Fachjournal „Genetics in Medicine“ erschienen ist, zeigen die Autorinnen und Autoren, dass Personen, die mit COVID-19 hospitalisiert werden mussten, signifikant häufiger die dem Fehlen des Rezeptors zugrundeliegende Gen-Variation aufwiesen als Menschen mit milden Verläufen.

„Besonders häufig war das Fehlen des Rezeptors bei PatientInnen die mit COVID-19 auf Intensivstationen behandelt werden mussten, unabhängig von Alter oder Geschlecht. Auch genetische Variationen am HLA-E der infizierten Zelle waren mit der Schwere der Erkrankung assoziiert, wenn auch in geringerem Ausmaß“, erklärt Puchhammer-Stöckl.

Daher zeigt die aktuelle Studie die große Bedeutung der NK-Zell-Antwort im Kampf gegen die SARS-CoV-2-Infektion: „Dieser Teil der Immunantwort könnte daher auch ein wichtiger Angriffspunkt für Medikamente sein, die dabei helfen könnten, schwere COVID-19- Erkrankungen zu verhindern“, so die MedUni Wien-Expertin. (ad)

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