Bereits geringe Luftverschmutzung kann langfristig Herz und Lunge schaden – Heilpraxis

Neue Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Luftverschmutzung

Bereits die Exposition gegenüber geringer Luftverschmutzung für einen längeren Zeitraum kann bei älteren Menschen das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle, Vorhofflimmern und Lungenentzündung erhöhen.

Wenn Menschen im Alter ab 65 Jahren längere Zeit einer geringen Luftverschmutzung ausgesetzt sind, erhöht dies bei ihnen die Wahrscheinlichkeit, dass ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall, Vorhofflimmern oder eine Lungenentzündung auftreten, so das Ergebnis einer Untersuchung unter der Beteiligung von Forschenden der American Heart Association. Die Studie wurde in dem englischsprachigen Fachjournal „Circulation“ veröffentlicht.

Luftverschmutzung schadet Herz, Kreislauf und Atemwegen

Auftretende Luftverschmutzung kann Entzündungen im Herzen und im gesamten Körper fördern und das Herz-Kreislauf-System und die Atemwege schädigen, betonen die Fachleute der American Heart Association (AHA).

Neuere Studien zu den Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Gesundheit konzentrieren sich vor allem auf das Verständnis der potenziellen Schäden, welche durch eine langfristige Exposition verursacht werden. Un außerdem wird versucht, die Auswirkungen der unterschiedlichen Luftschadstoffe differenziert zu analysieren. Solche Untersuchungen sind entscheidend für die Erstellung von Empfehlungen für nationale Umwelt- und Gesundheitsrichtlinien, erläutern die Forschenden.

Krankenhausaufenthalt dank Luftverschmutzung?

Für die aktuelle Studie wurden nun die Krankenhausaufenthaltsdaten von mehr als 63 Millionen Menschen aus den Jahren 2000 bis 2016 ausgewertet, um zu beurteilen, wie sich die langfristige Exposition gegenüber Luftverschmutzung auf Krankenhauseinweisungen wegen bestimmter kardiovaskulärer und respiratorischer Probleme auswirkt.

Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon wurden gemessen

In der Studie wurden drei Komponenten der Luftverschmutzung berücksichtigt: Feinstaub (PM2.5), Stickstoffdioxid (NO2) und Ozon (O3). Unter Berücksichtigung von Hunderten anderen Einflussfaktoren wie meteorologische Werte, Satellitenmessungen und Landnutzung berechneten die Forschenden die Schadstoffbelastung der Teilnehmenden auf der Grundlage der Postleitzahl ihres Wohnsitzes.

Zusätzliche Analysen umfassten die Auswirkungen der durchschnittlichen jährlichen Mengen der einzelnen Schadstoffe auf die Hospitalisierungsraten für nicht-tödliche Herzinfarkte, ischämische Schlaganfälle, Vorhofflimmern und -flattern sowie Lungenentzündung, erläutern die Fachleute.

Die Datenauswertung habe gezeigt, dass tatsächlich Tausende Krankenhauseinweisungen pro Jahr auf die Luftverschmutzung zurückzuführen waren. Und es zeigte sich weiter, dass die Risiken für Herzinfarkte, Schlaganfälle, Vorhofflimmern und -flattern sowie Lungenentzündungen mit der Langzeitbelastung durch Feinstaub verbunden waren, erläutern die Forschenden.

Die Daten zeigen auch, dass die Zahl der Krankenhauseinweisungen für alle untersuchten Beschwerdebilder mit jeder zusätzlichen Einheit des Anstiegs der Feinstaubbelastung zunahm. Insbesondere stieg die Rate der Schlaganfälle um 0,091 Prozent für jede zusätzliche Einheit Feinstaub (Mikrogramm pro Kubikmeter Luft; μg/m3) pro Jahr an, berichtet das Team. Dies entsprach in der Studie in absoluten Zahlen einem Anstieg um 2536 Krankenhauseinlieferungen wegen eines Schlaganfalls pro Jahr.

Es gab außerdem ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall und Vorhofflimmern im Zusammenhang mit der Langzeitbelastung durch Stickstoffdioxid. Lungenentzündungen waren indes das einzige Beschwerdebild in der Studie, das durch die langfristige Exposition gegenüber Ozon beeinflusst zu werden schien, erklären die Fachleute.

Schäden bereits durch geringe Luftverschmutzung

„Als wir unsere Analysen auf Personen beschränkten, die nur geringeren Konzentrationen der Luftschadstoffe ausgesetzt waren, fanden wir immer noch ein erhöhtes Risiko für Krankenhauseinweisungen, selbst bei Konzentrationswerten unterhalb der aktuellen nationalen Standards“, erklärt die Studienautorin Dr. Mahdieh Danesh Yazdi von der Harvard TH Chan School of Public Health in einer Pressemitteilung der American Heart Association.

Richtlinien für Luftverschmutzung anpassen?

Da die Studie schädliche Auswirkungen bei Werten unterhalb der aktuellen US-Standards festgestellt hat, sollten nach Ansicht der Expertin die aktuellen Standards für Luftschadstoffe überdacht werden.
So müsse auch die geringe Luftverschmutzung als Risikofaktor für Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen betrachtet werden. „Menschen sollten sich der Luftqualität in der Region, in der sie leben, bewusst sein, um eine schädliche Exposition über längere Zeiträume zu vermeiden, wenn dies möglich ist”, betont die Dr. Mahdieh Danesh Yazdi.

Viele Menschen sind geringer Luftverschmutzung ausgesetzt

Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden in der aktuellen Studie war nach den US-Benchmarks lediglich niedrigen Konzentrationen der Schadstoffe ausgesetzt, weshalb die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen dieser Schadstoffe ein ernstes Problem darstellen, fügt die Expertin hinzu.

Die Forschenden weisen allerdings ausdrücklich darauf hin, dass ein Kausalzusammenhang in der Studie aufgrund der Beschränkungen der verfügbaren Daten, die möglicherweise andere bekannte Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen nicht einbezogen haben, nicht endgültig bestätigt werden konnte. Darüber hinaus könnten in der ausgewerteten Datenbank Kodierungsfehler aufgetreten sein, welche die Analyse beeinflusst haben. Dennoch ist der Verdacht naheliegend, dass die Luftverschmutzung tatsächlich ursächlich für die aufgetretenen Gesundheitsbeschwerden war, berichtet das Forschungsteam. (as)

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