Max Witzigmann: So frühstücken Sie wie ein Champion

Das Frühstück ist der ehrlichste Moment in unserem Leben. Daher nenne ich ihn auch den Uli-Hoeneß-Moment. Ob wir wollen oder nicht – beim Frühstück halten wir uns selbst einen Spiegel vor die verpennten Augen und erkennen, wie wichtig wir uns selbst und unseren Körper nehmen. Und das kann verdammt hart sein. Wer will sich schon am frühen Morgen eine Standpauke aus der Abteilung Attacke abholen zum Thema gesunde Ernährung?

Cleverer Food-Mix am Morgen

Doch statt „FIFA“ auf der Playstation sollten wir öfter Frühstücksmanager spielen. Denn bei der ersten Mahlzeit des Tages können wir unser kulinarisches Team und die Taktik für den weiteren Spielverlauf entscheidend bestimmen. Mit einer cleveren Kombination aus erstklassigen Proteinen, mehrteiligen Kohlenhydraten und vielen Pflanzenfaserstoffen – besser bekannt als Ballaststoffe – kann ich meinen Akku mit frischer Energie aufladen und mich bis zum Mittag auf einem konstant hohen Level durch den Alltag bewegen: ausgeglichen, konzentriert und produktiv.

Früher waren meine Frühstücksgewohnheiten eher wie die Freundinnen von Leonardo DiCaprio – austauschbar und ausgesprochen süß. Und ich gestehe: Auch heute verfalle ich bei Stress noch manchmal den Frühstücks-Sünden. Die halbe Butterbreze, die ich gestern von einem Kollegen geschnorrt habe, und die drei Tassen schwarzer Kaffee um elf Uhr vormittags sind so ziemlich das Gegenteil einer perfekten ersten Mahlzeit. Bitte nicht falsch verstehen, ich liebe Butterbrezen! Aber sie haben nicht mal den Nährwert des Cessna-Flugzeugs, das der Franzose Michel Lotito (1950–2007) über zwei Jahre fein säuberlich zum Frühstück verspeiste, um es ins Guinnessbuch der Rekorde zu schaffen.

Weniger fit und kreativ ohne Frühstück

Bei einer so bescheidenen Nahrungsgrundlage mutiere ich in Kreativ-Meetings (ich arbeite zurzeit als Autor an einer TV-Comedy-Produktion) zum geistigen Tiefflieger. Von meinem inneren Uli Hoeneß hole ich mir dafür eine Standpauke ab: „Deine Scheißstimmung und deine nicht vorhandene Kreativität – da bist du doch dafür verantwortlich!“ Recht hat er. Denn das menschliche Gehirn ist wie die Dogge meines Freundes Olli: Es frisst ohne Ende. Obwohl das Gehirn nur etwa zwei Prozent unseres Körpergewichts ausmacht, verbraucht es ein gutes Viertel des gesamten Energiehaushalts. Die Option des Gar-nichts-Frühstückens ist deshalb auch aus Business-Sicht nicht empfehlenswert. Die Erklärung dafür ist so simpel, dass die Amerikaner dafür sogar ein eigenes Wort haben: Man wird hangry. Eine schlechtlaunige Mischung aus hungry und angry.

So sieht ein perfekter Start in den Tag aus

Wenn ich fit, ideenreich und gut gelaunt in den Tag starten möchte, muss ich frühstücken wie mein ausgeschlafener Kollege, den alle nur Profikiller nennen – wegen seiner hohen Gag-Trefferquote. Vorbildlich ist nämlich auch sein favorisiertes Frühstück, bestehend aus einem Omelett, gerne mit Spinat und Feta, manchmal mit Schinken. Dazu Vollkornbrot und ungesüßten Kräutertee. So sieht ein vitamin- und mineralstoffreiches Frühstück aus, das bis zum Mittagessen satt macht und nebenbei unser Immunsystem stärkt. Der warme Tee bringt den Stoffwechsel in Schwung, der dann für die ideale Verwertung von Eiweiß, Fett und Zucker sorgt.

Noch besser: frisch aufgebrühtes Ingwerwasser, eine wichtige Frühstückszutat in der indischen Ayurveda-Heilkunst. Die scharfe Knolle wirkt belebend auf Kreislauf, Immunsystem und Verdauung. Nach dem Ingwerwasser eine kleine Yoga-Session, und der Körper verbrennt schon die ersten Kilokalorien. Danach ist man richtig wach und hat Appetit auf Gesundes – zum Beispiel auf ein ausgewogenes Yogi-Frühstück wie spicy Mung-Dal-Suppe. Leicht verdaulich. Und äußerst eiweißreich.

Mung-Dal-Suppe zum Frühstück

Als Mung Dal bezeichnet man geschälte, halbierte Mungbohnen. Die eiweißreichen Hülsenfrüchte sind leicht verdaulich und besonders beliebt in der indischen sowie ayurvedischen Küche. Mung Dal aus kontrolliert biologischem Anbau gibt es im Fachhandel. Alternativ lässt sich diese Suppe auch aus geschälten roten oder gelben Linsen herstellen. Hier muss man die etwas kürzere Garzeit beachten.

Das angegebene Gemüse kann je nach Lust ersetzen werden durch andere Gemüsesorten der Saison. Tipp: Damit alles gleichzeitig fertig wird, sollten die Sorten eine ähnliche Garzeit haben und in kleine, gleich große Stücke geschnitten werden. Ideal ist Gemüse, das sich auch als Rohkost eignet. Darunter fällt übrigens auch der Speisekürbis.

Rezept Mung-Dal-Suppe „Champ“ von Max Witzigmann

Menge: für einen großen Esser bzw. 2 Portionen. Vorbereitungszeit: 20 – 25 Minuten

Grundzutaten:

1 EL Olivenöl oder ein anderes neutrales Pflanzenöl

1 kleine, gewürfelte Zwiebel oder Schalotte

1 kleine Tasse Mung Dal, entspricht ca. 100 Gramm

5 bis 6 kleine Tassen Wasser à 130 ml

1 mittelgroße, gewürfelte Karotte

1 mittelgroße, gewürfelte Stange Staudensellerie

2 geschälte, gewürfelte Tomaten aus der Dose bzw. 2 – 3 mittelgroße Tomaten

1 Zitrone

Naturbelassenes, unbehandeltes Steinsalz

Frischer gemahlener Pfeffer

Zusätzliche Zutaten nach Belieben

2 TL Tomatenmark

1 kleine, gewürfelte Peperoni bzw. Chiliflocken

1 kleine, angeklopfte bzw. zerdrückte Knoblauchzehe

1 – 2 TL gekörnte Gemüse- oder Hühnerbrühe

2 gehackte Rosinen bzw. 1 Prise Zucker

1 Prise geriebener Ingwer

1 Prise gemahlener Kreuzkümmel, Koriander, Kurkuma, Bockshornklee oder schwarzer Kümmel

2 EL frische Kräuter wie Minze, frischer Dill, Koriander oder Petersilie

Benötigte Küchengeräte

1 Kochlöffel

1 Pürierstab

Da Mung-Dal-Bohnen sowie geschälte Linsen in heißem Wasser leicht zur Schaumbildung neigen und überkochen, am besten einen mittelgroßen bzw. großen Topf nehmen.

Zubereitung:

1. Die Zwiebel im Topf mit dem Öl glasig anschwitzen.

2. Die Mung-Dal-Bohnen dazugeben und eine Minute unter Rühren anrösten.

3. Mit drei Tassen Wasser ablöschen und aufkochen.

4. Alles zugedeckt 15 – 20 Minuten bei schwacher Hitze köcheln lassen, gelegentlich Umrühren.

5. In der Zwischenzeit alle weiteren Zutaten küchenfertig vorbereiten.

6. Nach 15 – 20 Minuten gewürfeltes Gemüse sowie alle weiteren Zutaten bis auf die Zitrone und die frischen Kräuter mit 2 Tassen Wasser hinzugeben und aufkochen.

7. Weitere 5 Minuten zugedeckt bei schwacher Hitze köcheln lassen, evtl. Umrühren.

8. Topf von der heißen Herdplatte nehmen und alle Zutaten mit dem Pürierstab mixen. Möglicherweise noch eine Tasse Flüssigkeit hinzugeben, je nach gewünschter Konsistenz.

9. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit frischen Kräutern bestreut sowie mit Zitrone beträufelt servieren.

Der Max-Witzigmann-Tipp:

Passt perfekt zur Mung-Dal-Suppe dazu: getoastetes Dinkelbrot oder gegarter Basmati-Vollkorn-Reis. Natürlich lässt sich die Suppe schon am Vorabend zubereiten. So muss sie am nächsten Tag nur noch sanft mit einem Schuss Wasser erneut erhitzt werden.

Alle angegebenen Zutaten in dem Rezept von Max Witzigmann haben Bio-Qualität und kommen – wenn möglich – unverpackt aus der Region. Er säubert das Gemüse lediglich mit einer Gemüsebürste unter fließendem Wasser und verwendet es am liebsten mit Schale. Somit bleiben sämtliche Nährstoffe der Pflanzen erhalten.

Dieser Artikel wurde verfasst von (Max Witzigmann)

*Der Beitrag „Max Witzigmann: So frühstücken Sie wie ein Champion“ wird veröffentlicht von GQ. Kontakt zum Verantwortlichen hier.

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