Wlan-Strahlung soll Sperma schaden – zwei Maßnahmen helfen dagegen

Wlan könnte das Sperma verlangsamen – darauf deutet nun eine neue Mini-Studie aus den USA hin. Demnach wirkt sich die Strahlung negativ auf die Sperma-Qualität aus. Aber zwei Maßnahmen verringern den negativen Effekt.

Jeder braucht und nutzt es zum Arbeiten, Streamen und zum Posten: Wlan oder Wifi, wie es in den USA heißt. Die Nutzung von Bluetooth-Kopfhörern hat zur Folge, dass viele Menschen das Handy nah am Körper tragen, während sie Musik oder Podcasts übers Wlan streamen. Insbesondere Männer haben es dabei häufig in der Hosentasche. Und das kann laut einer neuen Studie Folgen haben. Denn auch wenn die Wlan-Belastung deutlich geringer ist als die durch das Handy selbst, handelt es sich dabei um Strahlung.

Studie untersucht Einfluss von 4G, 5G und Wifi auf Sperma

Forscher der Universität Miami wollten nun herausfinden, inwiefern sich Strahlung durch drahtlose Netze wie 4G, 5G sowie Wlan auf die Qualität von Spermien auswirkt. Dafür setzten sie Ejakulat von neun Männern im Alter zwischen 25 und 35 Jahren über sechs Stunden dieser Strahlung aus, in dem sie ein Smartphone 2,5 Zentimeter entfernt von den Proben platzierten. Auf dem Smarthphone wurde dann ein WhatsApp-Anruf durchgeführt, für den entweder 4G, 5G oder Wlan genutzt wurde.

Wifi reduziert Beweglichkeit und Lebensfähigkeit von Spermien

Ausgerechnet bei den Proben, die Wlan-Anrufen ausgesetzt waren, stellte sich heraus, dass sich die Beweglichkeit der Spermien, die sogenannte Motilität, im Vergleich zu den Spermaproben, die keiner Strahlung ausgesetzt waren, um 12 Prozent reduzierte. Ihre Lebensfähigkeit reduzierte sich sogar um 13 Prozent. Spermaproben, die dagegen 4G oder 5G ausgesetzt waren, wiesen keine Reduktion bezüglich Beweglichkeit und Lebensfähigkeit auf.

Handyhüllen und Abstand mildern negativen Effekt ab

Die negativen Auswirkungen auf die Beweglichkeit der Spermien durch Wifi konnten aber abgemildert werden. So stellten die Forscher fest, dass zwei Maßnahmen dies bewirkten:

1. eine Handyhülle

2. sowie ein vergrößerter Abstand des Handys zu den Proben von etwa 15 Zentimetern.

„Das Hinzufügen eines Gehäuses und die größere Entfernung mit einem Smartphone im Wifi verringerten die Auswirkungen auf die Beweglichkeit und Lebensfähigkeit der Spermien“, heißt es dazu in einer Zusammenfassung für einen Ärztekongress in Kalifornien. 

Abnahme der Bewegungsfähigkeit durch Wärme

Da die Handys, die Wlan nutzten, sich stärker erwärmten, wollten die Forscher noch die Auswirkungen der Wärme auf die Spermaqualität separat testen. Dazu führten sie die Tests in einem 37 Grad heißen Inkubator durch und stellten dabei eine 16-prozentige Abnahme Bewegungsfähigkeit fest gegenüber der Kontrollgruppe ohne Strahlung.

Weitere Studien aufgrund von Unterschieden bei Smartphones erforderlich

Die Folgerung der Forscher ist demnach relativ klar: „In dieser Pilotstudie mit ausreichender Power haben wir beobachtet, dass die Spermienbeweglichkeit und -lebensfähigkeit von Smartphones, die Daten im Wifi-Spektrum nutzten, negativ beeinflusst wird“, heißt es weiter in der Zusammenfassung.

„Es scheint, dass die vom Gerät abgegebene Wärme zu diesem Effekt beiträgt, da festgestellt wurde, dass das Gerät wärmer ist, als wenn Telefone nur mit 4G oder 5G verwendet würden“, heißt es darin weiter. Da es große Unterschiede bei Smartphones gäbe, seien aber weiter Studien erforderlich.

Weitere epidemiologische zu Handystrahlung und Fruchtbarkeit nötig

Ein Wissenschaftler äußerte sich bereits zu den Ergebnissen der Studie. „Die Daten zeigen, dass die Spermienexposition gegenüber Wlan die Beweglichkeit und Lebensfähigkeit der Spermien verringert. Ich habe kein Problem mit dieser Schlussfolgerung auf der Grundlage der in dieser Zusammenfassung präsentierten Informationen“, sagte etwa Allan Pacey, Professor für Andrologie von der University von Sheffield in Großbritannien bei „Science Media Center“.

Allerdings brachte er auch einen Einwand vor: „Aber wir müssen vorsichtig sein, wie dies in einer realen Umgebung interpretiert wird“, schränkte er ein. So seien Spermien vor dem Samenerguss nicht beweglich und erst danach aktiviert. Zu glauben, dass die Wifi-Strahlung die gleiche Wirkung auf die Spermien in den Hoden hätten, sei also ein Vertrauensvorschuss.

„Es gibt sicherlich Grund zur Sorge über die Bedrohung der männlichen Fortpflanzungsgesundheit, aber diese Studie hilft uns bei dieser Frage nicht wirklich weiter. Es handelt sich um einen künstlichen Versuchsaufbau, und wir sollten darauf achten, die Ergebnisse nicht zu überinterpretieren“, kritisiert Pacey weiter. Was uns fehle, seien belastbare epidemiologische Daten über die Nutzung von Mobiltelefonen und die männliche Fruchtbarkeit. „Meiner Meinung nach sollte dies unsere Priorität sein“, so Pacey.

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