„Wir sind keine Vermittlung, das spart Geld“

Beatrice Teschner ist Apothekerin und Gründerin der Vertretungsplattform Farmasista. Was ihre Idee von den üblichen Vermittlungen unterscheidet, verrät sie im Interview.

DAZ: Frau Teschner, der Fachkräftemangel macht auch nicht vor den Apotheken halt. Sie selber haben als Vertretungsapothekerin gearbeitet. Eine Idee war geboren oder warum haben Sie Farmasista gegründet?

Teschner: Ja, korrekt. Bereits vor über zehn Jahren, als ich selbst als Vertretungsapothekerin tätig war, hatte ich die Idee, wie praktisch es für die Apothekenleitung wäre, wenn alle Vertretungsapotheker:innen über eine Plattform erreichbar wären und über einen Verfügbarkeitskalender, der die freien Zeiten anzeigt, direkt und schnell angefragt werden könnten.

Daraus ist die Idee einer Internetplattform entstanden. Während der Corona-Pandemie haben wir die Idee wieder aufgegriffen und zu einer Community für Apotheken weiterentwickelt. Unser Ziel ist es, mit Farmasista das Personalproblem in Apotheken kreativ anzugehen. Wir wollen den Apothekeninhaber:innen das Leben leichter machen.

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Ihr Herzstück, so steht es auf der Homepage, ist der Vertretungskalender. Ist dieser der Clou Ihrer Idee?

Ja, ganz richtig. Der Vertretungskalender ist das Besondere an unserer Plattform. Vertretungen erhalten von uns einen Kalender kostenfrei zur Verfügung gestellt, in welchem freie Zeiträume selbstständig eingepflegt werden können. Das Prinzip ist, dass über einen eigens entwickelten Matching-Mechanismus nur Vertretungsapotheker:innen und -PTA angezeigt werden, die auch wirklich verfügbar sind. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld auf beiden Seiten, da wir keine Vermittlung sind.

Wie viele Mitglieder hat Farmasista?

Wir sind seit Anfang des Jahres online und haben bereits über 180 Mitglieder, Tendenz steigend, was uns sehr stolz macht.

Um Qualität zu fördern, gibt es ein Bewertungssystem. Es können Sterne durch hervorragende Leistung beim Einsatz in der Apotheke sowie Sterne für die Schaffung eines guten Arbeitsklimas in der Apotheke gesammelt werden. Motiviert das zusätzlich bzw. wie sieht die bisherige Bilanz des Sternesammelns aus?

Das Bewertungssystem soll beiden Seiten, die Möglichkeit des Feedbacks geben und Buchungen vereinfachen. Vertretungen können sich durch sehr gute Bewertungen besonders beliebt machen und einen gegebenenfalls höheren Honorarwunsch rechtfertigen. Apothekeninhaber:innen erhalten nicht nur die Möglichkeit sich über die Bewertungen einen Eindruck über die Person zu verschaffen, sondern haben die Chance als attraktiver Arbeitsplatz wahrgenommen zu werden.

Wir wünschen uns, dass nach einer Vertretungstätigkeit beidseitig Bewertungen abgegeben werden. Das hilft anderen schneller fündig zu werden und stärkt den Community-Gedanken.

 

Viele Reaktionen auf Ihr Geschäftsmodell scheint zu sein „Warum hat das vorher keiner gemacht?“ Wie erklären Sie sich das?

In der Tat habe ich mich gewundert, warum niemand meine Idee bisher umgesetzt hat. Es gibt sicherlich vielfältige Gründe. Einerseits handelt sich um ein Nischengeschäft und andererseits gibt es Vermittlungen, die das Geschäftsmodell einer Provision verfolgten. Das ist für einige Vertretungsapotheker:innen und Vertretungs-PTA unter anderem aufgrund des geringeren Honorars nicht attraktiv und diese managen sich dann gerne selbst. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Vermittlungen suchen mittlerweile selbst schon händeringend nach Vertretungsapotheker:innen und Vertretungs-PTA. Es ist von Vorteil sich als Vertretung gut mit anderen zu vernetzen und in den Austausch zu treten, um Vertretungsanfragen gegebenfalls abgeben zu können, fachlich auf dem neuesten Stand zu bleiben, im Bedarfsfall Rücksprache halten zu können und auch im Krankheitsfall selbst schnell eine Vertretung parat zu haben. Wir wollen auch hier den Community-Gedanken stärken und freuen uns über alle, die mitmachen.

Wie sehen Sie den Apothekenmarkt und Apotheken der Zukunft?

Ich war schon immer großer Fan von einer evidenzbasierten Beratung in der Selbstmedikation: Empfehlen was wirklich hilft! Hier müssen die Firmen qualitative hochwertige Daten und vergleichende Studien liefern, sodass die Apotheken ihre Beratung entsprechend fundieren können. Im verschreibungspflichtigen Bereich liegen uns bereits mehr Daten im Rahmen der Arzneimittelzulassung und Arzneimittelnutzenbewertung vor. In der Selbstmedikation muss entsprechend aufgeholt werden, sodass Beratung auf Leitlinien und Empfehlungen beruhen kann. Die Apotheke der Zukunft ist aus meiner Sicht eine nachhaltige, digitale und evidenzbasierte Gesundheitseinrichtung. Ich denke, dass es immer Apotheken vor Ort geben wird, da Menschen, gerade in besonderen oder kritischen Lebensphasen den persönlichen Kontakt suchen. Jedoch wird es zunehmend digitaler und flexibler und Inhaber:innen müssen am Ball bleiben. Ich glaube, wenn wir neuen Entwicklungen und Innovationen offen gegenüberstehen, können wir nur gewinnen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Einige Möglichkeiten für die Apotheke auf der Plattform farmasista.team: 

  • Schon heute können Veranstalter:innen ihre Fortbildungen und Veranstaltungen selbstständig und kostenfrei bei uns einpflegen.
  • Apothekeninhaber:innen können ebenso ihre Apotheke im öffentlichen Bereich für Patient:innen sichtbar machen. 
  • Wir haben die Apotheken aller Mitglieder in unserem öffentlichen Verzeichnis aufgenommen. 
  • Darüber hinaus können Stellenanzeigen jeglicher Art geschaltet werden und auch Vertretungen können auf ihre freien Zeiten in einer Anzeige aufmerksam machen. 

Einige der Funktionen in der Community: 

  • Alle Mitglieder können miteinander in Kontakt treten (Kontaktanfragen, Profilbesuche) und sich austauschen (Forum) 
  • Apothekeninhaber:innen können ihre Apotheke auf der Seite veröffentlichen
  • Alle Mitglieder können interessante Fortbildungsveranstaltungen besuchen
  • Inhaber:innen können Stellenanzeigen jeglicher Art aufgeben
  • Vertretungen und Angestellte können Stellengesuche veröffentlichen.

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