Virologe Streeck: "Zu schnell in den Lockdown gegangen"

Der Bonner Virologe Hendrik Streeck kritisiert in einem Zeitungsinterview, dass die Bundesrepublik im Zuge der Covid-19-Pandemie „zu schnell“ in den Lockdown gegangen sei. Als Grund hierfür macht der Wissenschaftler im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ, Bezahlinhalt) im Nachhinein die große Sorge um die Intensivbettenkapazitäten der Krankenhäuser und einen „gewissen Druck“ in der Öffentlichkeit aus.

Als Lockdown werden üblicherweise die Ende März verhängten teilweisen Einschränkungen des öffentlichen Lebens bezeichnet, die die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 verlangsamen sollten.

Hendrick Streeck kritisiert Coronavirus-App

Bereits nach dem Verbot von Großveranstaltungen Mitte März seien die Infektionszahlen hierzulande gesunken. „Die weiteren Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen hätte ich dann vom tatsächlichen Verlauf abhängig gemacht, auch um zu sehen, wie die einzelnen Beschränkungen wirken und ob zusätzliche Schritte wirklich nötig sind“, sagt Streeck.

Für den Fall einer möglichen zweiten Welle von Coronavirus-Infektionen gehe er nicht davon aus, dass die Regierungen in Bund und Ländern wieder zu vergleichbar starken Maßnahmen greifen würden. Er selbst nehme ohnehin an, dass es „immer wieder Ausbrüche“, aber keinen großen Anstieg geben werde. „Das braucht natürlich eine koordinierte und kontinuierliche Überwachung“, so der Virologe weiter.

Der Kontaktnachverfolgung soll auch die sogenannte Corona-App dienen, die in den Startlöchern steht. Streeck ist von deren Nutzen nicht überzeugt. Sie käme ein „bisschen spät“, sagt er der NOZ. Vor allem wisse man nicht, „ob sie überhaupt etwas dazu beitragen kann, in Deutschland eine Pandemie zu kontrollieren“, ohne ins Detail zu gehen.

Infizierten-Zahlen

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1,8 Millionen – so viele Menschen hätten sich in Deutschland schon mit Corona angesteckt. Mit dieser Behauptung wurde die Gangelt-Studie des Bonner Virologen Hendrik Streeck gehypt. Unser Autor hat sich das Werk einmal genau angeschaut und nachgerechnet.

Auch von der an einigen öffentlichen Orten geltenden Pflicht zur Mund-Nasen-Bedeckung ist der Leiter des Instituts für Virologie der Universität Bonn offenbar nicht vollends überzeugt. „Die Leute knüllen die Masken in die Hosentasche, fassen sie ständig an und schnallen sie sich zwei Wochen lang immer wieder vor den Mund, wahrscheinlich ungewaschen. Das ist ein wunderbarer Nährboden für Bakterien und Pilze“, erklärt Streeck auf eine Frage nach dem Sinn der Maskenpflicht.

Seine Empfehlungen zum Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus lauten: „Wer sich krank fühlt, sollte weiterhin zu Hause bleiben. Soziale Distanz in Innenräumen macht ebenfalls Sinn.“ Darüber hinaus sollten Großveranstaltungen tendenziell unterbunden bleiben, sogenannte Superspreading-Events spielten bei der Verbreitung eine „entscheidende Rolle“ – dies sei eine der Erkenntnisse aus seiner Heinsberg-Studie gewesen. Für eine Öffnung von Schulen und Kitas gebe es aus virologischer Sicht dagegen „keinen Hinderungsgrund“, erklärt Streeck. Aber: „Die Entscheidung muss nun politisch getroffen werden.“

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