„Sekundentod“ trifft auch junge Menschen! Das sind die Warnsignale

24 Stunden vorher noch vermeintlich gesund – und dann verstorben. Was grausam klingt, definieren Mediziner als plötzlichen Herztod. Und dieser trifft nicht nur ältere Menschen. Die wichtigsten Warnsignale.

Etliche Erkrankungen können dazu beitragen, dass der Herzmuskel nicht mehr so Blut pumpt, wie er soll. Er zuckt oder flimmert mit einer hohen Frequenz, ohne dass noch Blut durch den Körper transportiert wird. Es kommt zum Kammerflimmern und führt innerhalb weniger Sekunden zum Kreislaufkollaps: Das Herz hört auf zu schlagen, der Blutdruck sinkt auf „Null“. Und das ganz ohne Vorwarnung.

Jährlich sterben über 65.000 Menschen in Deutschland einen solchen plötzlichen Herztod. Damit gilt dieser hierzulande als häufigste Todesursache außerhalb von Krankenhäusern. Oft besteht bei Betroffenen eine langjährige Erkrankung der Herzkranzgefäße, die sogenannte koronare Herzkrankheit. Genau diese wird häufig als Alterserkrankung abgetan. Doch nicht nur alte Menschen erkranken daran und sind gefährdet, einen plötzlichen Herztod zu sterben. Darauf weist jetzt die Deutsche Herzstiftung hin.

Plötzlicher Herztod

Beim plötzlichen Herzversagen handelt es sich um kein einheitliches Krankheitsbild. Zahlreiche Herzleiden können sich dahinter verbergen. Sie führen meist zum Kammerflimmern und dann zum plötzlichen Tod.

Ärztinnen und Ärzte sprechen vom plötzlichen Herztod, wenn Personen noch 24 Stunden zuvor vermeintlich gesund waren. Generell steigt das Risiko eines plötzlichen Herztodes mit zunehmendem Lebensalter, weil auch viele Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems dann häufiger auftreten. Generell sind Männer stärker als Frauen gefährdet, was hormonelle Gründe hat. 

Auch Menschen unter 40 Jahren sterben am plötzlichen Herztod

Es sei zwar selten, betont ihr Vorstandsvorsitzender Thomas Voigtländer, aber es komme vor – auch bei jungen sportlichen Menschen unter 40 Jahren. Viele dieser Todesfälle in jungen Jahren ließen sich vermeiden, wenn die Betroffenen und ihre Familien, etwa bei einer erblichen Vorbelastung, über ihr Risiko für den „Sekundentod“ Bescheid wüssten und sich in medizinischer Betreuung befänden. „Leider wissen nur viele dieser betroffenen Familien nicht, dass auch sie sich untersuchen lassen sollten. Für Angehörige von Betroffenen kann dieses Wissensdefizit ebenfalls fatale Folgen haben“, betont auch Silke Kauferstein, die Leiterin des Zentrums für plötzlichen Herztod und familiäre Arrhythmiesyndrome am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Frankfurt am Main.

Aus diesem Grund haben die Deutsche Herzstiftung, das Zentrum für plötzlichen Herztod und familiäre Arrhythmiesyndrome am Universitätsklinikum Frankfurt und die Sportmedizin Saarbrücken/Universität des Saarlandes jetzt eine Aufklärungskampagne gestartet. Sie trägt den Titel „Gemeinsam gegen den plötzlichen Herztod“. Im Rahmen dessen wollen die Experten einerseits Mediziner besser schulen. Gleichzeitig aber auch die Aufmerksamkeit Betroffener und mögliche Risikogruppen erreichen.

Warnsignale bei jungen Menschen

In etwa 40 Prozent der Fälle sind die Betroffenen eines plötzlichen Herztodes im Alter zwischen 15 und 65 Jahren, schreibt die Herzstiftung. Im Alter von eins bis 40 Jahren kommt es schätzungsweise zu jährlich 1000 bis 2000 Todesfällen durch plötzlichen Herztod in Deutschland – bei hoher Dunkelziffer.

Kauferstein und der Herzstiftungs-Vorsitzende Voigtländer fordern deshalb mehr Aufklärung in der Bevölkerung – und auch unter niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. „Der plötzliche Herztod bei jungen, scheinbar gesunden Menschen erscheint zwar oft als das erste Anzeichen der zugrundeliegenden Erkrankung am Herzen, weil diese lange ohne eindeutige Beschwerden verlaufen können“, erläutert Kauferstein. „Allerdings sehen wir bei unseren detaillierten Untersuchungen von plötzlichen Herztodesfällen durchaus Warnsignale, die oftmals verkannt wurden.“ Mediziner sowie die Bevölkerung sollten daher auf die folgenden Warnsignale achten:

  • Kurze Bewusstlosigkeiten (Synkopen), besonders bei spezifischen Auslösern wie Stress, schriller Wecker, sportlicher Belastung
  • Krampfanfälle ohne eindeutig pathologische Befunde (z. B. Epilepsie) einer Elektroenzephalographie (EEG)
  • plötzliche ungeklärte Todesfälle in jungen Jahren in der Familie, auch plötzlicher unerwarteter Tod im Wasser
  • nicht erklärbarer Autounfall (auch bei bekannter Epilepsie) in der Familie
  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und/oder Herzschrittmacherpflichtigkeit vor dem 50. Lebensjahr

Bemerken Sie solche Symptome oder wissen um familiäre Vorbelastungen, sollten Sie diese unbedingt ihrem Mediziner mitteilen. „Wer beispielsweise ohne erkennbaren Grund einfach so auf dem Weg zum Supermarkt in Ohnmacht fällt, sollte diesen Ohnmachtsanfall beim Arzt abklären lassen“, betont Kauferstein im Herzstiftungs-Podcast zu diesem Thema.

„Aufgrund möglicher erblicher Komponenten, die diese lebensgefährlichen Herzereignisse begünstigen, müssen wir potenzielle Risikogruppen – allen voran Angehörige, die in der Familie bereits einen jungen Menschen mit einem plötzlichen Herztod haben – für diese Thematik sensibilisieren“, so Kauferstein. Denn das kann auch Geschwister oder die Eltern selbst schützen.

Wie Sie Ihr Herz schützen

Gleichzeitig gilt es, ihr generelles Risiko für Herzkrankheiten zu reduzieren. Dieses steigt mit zunehmendem Alter. Zwar kann man dagegen nichts tun, aber bestimmte Risikofaktoren lassen sich deutlich beeinflussen. Laut Deutscher Herzstiftung gehören folgende Punkte dazu, um die Herzgesundheit zu fördern:

  • Stressreduktion
  • ausreichend Bewegung, am besten Ausdauersportarten wie Wandern, Radfahren, Joggen und Schwimmen etc.
  • eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukten und wenig Fleisch
  • Zigaretten meiden
  • Alkohol meiden
  • auf den Blutdruck achten
  • Übergewicht und Bauchfett vermeiden bzw. reduzieren
  • kardiologische Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen durchführen lassen

Quelle: Den ganzen Artikel lesen