Schwimmbad, Fitnessstudio und ein Bier in der Bar: Island hat Corona wieder im Griff

Besuche im Schwimmbad und im Fitnessstudio, Treffen mit Freunden zum Bier – wovon die Menschen in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern derzeit nur träumen können, ist in Island wieder Realität. Das Land hat europaweit den niedrigsten Inzidenzwert an Corona-Infektionen. Und das ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass Island ein dünn besiedelter Inselstaat ist. Auch das strikte Befolgen von Corona-Regeln und eine umfassende Teststrategie haben die Isländer dort hingebracht.

In der Bar "Kaldi" im Zentrum der Hauptstadt Reykjavik fließt das Bier aus erst vor kurzem angestochenen Fässern. Seit Montag vergangener Woche dürfen Lokale, die Alkohol ausschenken, wieder öffnen.

"Ich fühle mich privilegiert", sagt der 72 Jahre alte Augenoptiker Gunnar Gudjonsson, der nach der Arbeit mit einem Freund etwas in der Bar trinkt. Doch auch bei Lockerungen der Corona-Restriktionen ist Island weiter auf der Hut. So ist das "Kaldi" in drei Zonen eingeteilt und jeder davon sind eigene Toiletten zugeordnet. 

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Schwimmen und Trainieren in Island wieder möglich

In den drei vergangenen Wochen war das Nicht-EU-Land Island das einzige europäische Land, das die EU-Seuchenbekämpfungsbehörde ECDC in der Kategorie "grün" führte. Das heißt, laut ECDC besteht keine Notwendigkeit, dass EU-Länder bei Einreisen aus Island einen negativen Corona-Test oder sogar eine Quarantänezeit verlangen.

Schon Mitte November – in Deutschland war nur zwei Wochen zuvor der erneute Lockdown in Kraft getreten – hat Island wegen sinkender Fallzahlen mit der schrittweisen Lockerung der Corona-Restriktionen begonnen. Seit Dezember sind die öffentlichen Schwimmbäder wieder geöffnet, seit Januar auch die Fitnessstudios.

"Ich glaube, wir sind, als es wieder offen war, fünf Stunden geblieben", erinnert sich die 45-jährige Hochschuldozentin Anna Mjöll Gudmundsdottir an die heiß ersehnte Wiederöffnung der heißen Bäder in Seltjarnes, einer Halbinsel westlich von Reykjavik. 

Starker Wille und gutes Gesundheitssystem als Faktoren

In den vergangenen zwei Wochen wurden innerhalb des Landes nur eine Handvoll Corona-Neuinfektionen registriert. Hinzu kamen rund 20 Fälle von Corona-Infektionen bei Einreisenden. Die Infektionszahlen in Island sind so niedrig wie seit fünf Monaten nicht mehr. Zusammen mit dem Vatikan hat das Land im hohen Norden den niedrigsten Inzidenzwert Europas.

In den vergangenen 14 Tagen wurden laut ECDC in Island nur 8,4 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner registriert. Seit Pandemie-Beginn waren es gut 6000 Corona-Infektionen und 29 Todesfälle.

Experten zufolge sind die Faktoren für Islands Erfolge im Kampf gegen das Virus vielfältig. "Der erste Grund ist der Wille der Nation, sich an all die Restriktionen zu halten", sagt der ranghohe Polizist Vidir Reynisson, der maßgeblich an der Information der Bevölkerung über die Corona-Pandemie beteiligt ist. Der zweite Grund sei "die Stärke unseres medizinischen Systems, damit umzugehen". 

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Strenge Regeln bei der Einreise

"Und dann natürlich die Kombination aus Kontaktverfolgung und dem Testen und der Analyse aller positiven Fälle", hebt Reynisson hervor. Dank der konsequenten Sequenzierung aller Coronaviren wurden rund 60 Infektionen mit der britischen Variante entdeckt.

Während die Wirtschaft wieder floriert und das Land fast wieder zur Normalität zurückgekehrt ist, lässt Island dennoch weiter Vorsicht walten. So verschärfte es seine Einreiseregeln weiter. Seit dem 15. Januar müssen sich alle Ankömmlinge auf dem Flughafen Keflavik im Abstand von fünf Tagen zwei PCR-Tests unterziehen und bis zu den Ergebnissen in Quarantäne bleiben. Auf dem Airport kommen 98 Prozent aller Einreisenden an.

Derzeit kommen in Island pro Tag nur rund 200 bis 300 Reisende aus dem Ausland an – vor der Pandemie waren es 18.000 täglich. Bei der Eindämmung der Pandemie ist es sicherlich auch von Vorteil, dass Island eine entlegene und dünn besiedelte Insel ist.

"Ich denke, das ist weniger entscheidend als die Leute nahelegen wollen", sagt Johanna Jakobsdottir, Bio-Statistikerin von der Universität Island. Sie sieht in diesem Hinweis "eine einfache Ausrede für andere Länder".

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