Schützt Omega-3 das Herz? Studie weckt Zweifel – Heilpraxis

Omega-3 zum Schutz der kardiovaskulären Gesundheit?

Omega-3-Fettsäuren wird vielfach eine positive Wirkung auf die Herzengesundheit zugeschrieben. Fachleute der Cleveland Clinic (USA) haben daher untersucht, ob hochdosierte Omega-3-Fettsäuren vorteilhaft für Menschen mit einem hohen Risiko kardiovaskulärer Ereignisse sind.

Inwiefern die Einnahme der Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure (EPA) eine Reduzierung des kardiovaskulären Gesamtrisikos bewirken kann, wurde in einer Sekundäranalyse der sogenannten STRENGTH-Studie von Forschenden der Cleveland Clinic analysiert. Die Untersuchung wurde auf der 70th Annual Scientific Session des American College of Cardiology vorgestellt und gleichzeitig online in dem englischsprachigen Fachblatt „JAMA Cardiology“ veröffentlicht.

Studie endete vorzeitig

Für die STRENGTH-Studie wurden 13.078 Patienten randomisiert, um eine tägliche Supplementierung mit hochdosierten Omega-3-Fettsäuren oder Placebo (Maisöl) zu erhalten. Das in der Studie verwendete hochdosierte Omega-3-Fettsäure-Präparat war nicht rezeptfrei erhältlich. Trotzdem führte es im Vergleich zu Maisöl nicht zu einer signifikanten Verringerung der schwerwiegenden unerwünschten kardiovaskulären Ereignisse.

Zwölft Monate nachdem die Personen mit der Einnahme von täglich vier Gramm eines verschreibungspflichtigen Omega-3-Produkts begonnen hatten, wurde deren EPA-Werte gemessen. In der Untersuchung zeigte sich, dass Teilnehmende, welche die höchsten EPA-Werte erreichten, ähnliche Raten an schwerwiegenden unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen aufwiesen wie Menschen, die ein Maisöl-Placebo einnahmen, erläutern die Forschenden. Die Studie wurde vorzeitig abgebrochen, da es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen im primären Ergebnis gab.

Kein kardiovaskulärer Nutzen durch hohen EPA-Spiegel

„Unsere Analyse zeigt keinen Hinweis darauf, dass ein hoher EPA-Spiegel einen kardiovaskulären Nutzen bringt”, erläutert Studienautor Dr. Steven Nissen von der Cleveland Clinic. Zwar hätten frühere Studien festgestellt, dass für diejenigen mit sehr hohen Triglyceriden, Omega-3-Ergänzungen hilfreich sein könnten, allerdings gebe es nach den aktuellen Erkenntnissen keine Verringerung des kardiovaskulären Gesamtrisikos.

Warum Ergebnisse älterer Studien umstritten sind

Eine bereits im Jahr 2018 veröffentlichte Studie ergab, dass die Verwendung von Icosapent Ethyl, einer hoch gereinigten Formulierung von EPA, kardiovaskuläre Ereignisse und den kardiovaskulären Tod bei Menschen mit einem hohen Risiko im Vergleich zu einem Mineralöl-Placebo signifikant reduzierte. Die Forschenden hinter der STRENGTH-Studie berichten jedoch, dass die Ergebnisse dieser Studie sehr umstritten seien, weil Mineralöl ungünstige Auswirkungen auf Cholesterin und Entzündungsmarker hatte, was den scheinbaren Nutzen von icosapent ethyl überhöht haben könnte.

Ergebnisse der Sekundäranalyse

Die Sekundäranalyse der STRENGTH-Studie untersuchte eine Teilmenge von 10.382 Personen mit verfügbaren Omega-3-Fettsäurespiegeln, wobei 5.175 Menschen Omega-3 und 5.207 Personen ein Maisöl-Placebo erhielten. Die Forschenden stellten fest, dass schwerwiegende unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse bei 11,1 Prozent der Omega-3-Gruppe und bei elf Prozent der Menschen in der Placebogruppe auftraten. Durchschnittlich waren die Teilnehmenden 62,5 Jahre alt, ein Drittel davon waren Frauen und ein weiteres Drittel litt an Diabetes, so das Team.

Keine Reduzierung schwerwiegender unerwünschter Ereignisse

Die Forschungsgruppe teilte die Teilnehmenden in drei Gruppen ein, je nachdem, wie viel EPA und DHA sie zu Beginn der Studie und ein Jahr später im Blut aufwiesen. Sie identifizierten dabei nach einem Jahr keinen Unterschied in Bezug auf schwerwiegende unerwünschte Ereignisse bei den Menschen im oberen Drittel der EPA- und DHA-Werte, verglichen mit den Personen der Kontrollgruppe.

Außerdem wurden auch sogenannte Sensitivitätsanalysen zu Veränderungen der EPA- und DHA-Plasmaspiegel, der EPA- und DHA-Spiegel in den roten Blutkörperchen sowie der Untergruppen für die Primär- und Sekundärprävention durchgeführt. Auch hier wurden keine Behandlungseffekte festgestellt, berichten die Fachleute.

Risiken durch Omega-3-Fettsäuren?

Die Forschungsgruppe fügt hinzu, dass sowohl in der ursprünglichen Studie als auch in der Sekundäranalyse festgestellt wurde, dass die Verabreichung von Omega-3-Fettsäuren zudem mit Risiken verbunden sein kann. „Es gab einen Anstieg von neu auftretendem Vorhofflimmern, welches bei 2,2 Prozent der Patienten in der Versuchsgruppe auftrat, verglichen mit 1,3 Prozent der Patienten, die Maisöl einnahmen”, erklärt STRENGTH-Studienautor Dr. Michael Lincoff von der Cleveland Clinic in einer Pressemitteilung. (as)

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