Nur jeder dritte Apothekenmitarbeiter würde seinen Beruf weiterempfehlen

Fast die Hälfte der in der Apotheke beschäftigten Personen würde ihren Beruf nicht weiterempfehlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Apothekengewerkschaft Adexa zur „Berufswahl öffentliche Apotheke“. Um die Attraktivität der Apothekenberufe für den Nachwuchs zu steigern, müssten die Tarifgehälter steigen. Und: Praktika scheinen bei der Nachwuchsgewinnung tatsächlich zu nützen.

Mit einer Online-Umfrage wollte die Apothekengewerkschaft Adexa unter anderem herausfinden, warum Apothekenangestellte sich für ihren Beruf entschieden haben, ob sie ihn weiterempfehlen würden und wie man die Apothekenberufe für Schulabgänger:innen attraktiver machen könnte. Die Ergebnisse liegen nun vor.

Teilgenommen haben laut Adexa über 1.500 Angestellte, einschließlich Berufsnachwuchs in Ausbildung. Die größte Gruppe machten mit 48 Prozent die angestellten Apotheker:innen inklusive Filialleitungen (5,9 Prozent) aus. 37 Prozent der Teilnehmenden waren PTA und etwa 10 Prozent PKA und Azubis. 1,7 Prozente sind dem apothekerlichen Nachwuchs zuzuordnen, also PhiPs und Studierende.

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Der Hauptgrund, warum sich die Befragten für einen Beruf in der Apotheke entschieden haben, ist demnach die „naturwissenschaftliche Ausbildung“. 47,4 Prozent, also fast jeder zweite, entschieden sich deswegen PTA, Apotheker:in, etc. zu werden. Weitere häufig genannte Gründe (Mehrfachauswahl war möglich) waren der Kontakt zu Menschen (34,1 Prozent) und der Wunsch, einen Heilberuf zu ergreifen (28,4 Prozent). Knapp ein Viertel (23,2 Prozent) stuften Apothekenberufe als krisensicher sein und nannten das mit als Beweggrund. Familiäre Vorbelastung gab nur bei etwas über 10 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen den Ausschlag. 15,4 Prozent erklärten, dass es nicht ihr Wunschberuf gewesen sei.

Praktika als Chance

Fast ein Viertel (24,1) kam durch ein Praktikum auf die Idee, in der Apotheke arbeiten zu wollen. Das ist in den Augen der Adexa für die Suche nach Nachwuchs ein positives Ergebnis. Denn hier könne sowohl das Engagement des einzelnen Betriebes als auch das von Kammern und Verbänden einen positiven und verstärkenden Effekt erzielen, so die Gewerkschaft.

Bedenklich ist, dass fast die Hälfte (45,8 Prozent) ihren Beruf der Umfrage zufolge nicht weiterempfehlen würde. Am häufigsten kam diese Antwort von PTA (51,5 Prozent), am seltensten von PhiPs beziehungsweise Studierenden (34,6 Prozent) und Filialleitungen (37,6 Prozent). Andere Approbierte lagen mit 43,1 Prozent knapp unter dem Durchschnitt.

35 Prozent hingegen würden ihren Beruf weiterempfehlen. Etwa 20 Prozent sind in dieser Frage unentschieden. Selbst über eine Empfehlung von Freunden oder der Familie in den Apothekenberuf gekommen sind 14 Prozent.

Anerkennung und Gehalt als die wichtigsten Gründe

Der wichtigste Faktor bei der Berufswahl ist für die Mehrheit der Befragten Anerkennung. Fasst man die Gewichtung „sehr wichtig“ und „wichtig“ zusammen, liegen Gehalt und Anerkennung allerdings fast gleichauf, mit leichtem Vorsprung fürs Gehalt: Gehalt (92,6 Prozent) und Anerkennung (91,9 Prozent).

Außerdem wollte die Adexa wissen, wie man die Berufe in der Apotheke für Schulabgänger:innen attraktiver machen könnte. Hier fiel die Antwort eindeutig aus: 78 Prozent finden höhere Tarifgehälter „sehr wichtig“, weitere 18 Prozent halten dies für „wichtig“. Auf den weiteren Plätzen folgten Schulgeldfreiheit (sehr wichtig: 63 Prozent) und die gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie (sehr wichtig: 60 Prozent). Aber auch die Informationen an den Schulen und in den sozialen Netzwerken wird von vielen als wichtig (80 Prozent) oder sogar sehr wichtig (75 Prozent) eingeschätzt.

Tanja Kratt, Adexa-Bundesvorstand und Leiterin der Tarifkommission, kommentiert die Ergebnisse: „Neben den reinen Zahlen, die zum Teil Tendenzen früherer Umfragen bestätigen, sind für uns als Gewerkschaft auch die vielen, vielen Antworten in den beiden Freifeldern wichtig. Sie geben ein Stimmungsbild ab, das die Belastung und die Frustration über die Rahmenbedingungen ebenso widerspiegelt wie die Liebe zum Apothekenberuf, die für viele den Ausschlag gab – und immer noch gibt.“

Ihr Vorstandskollege Andreas May ergänzt: „Tarifpartner und Standespolitik können hier erkennen, an welchen Stellschrauben zu drehen ist, wenn man den Fachkräftemangel wirksam bekämpfen will. Und natürlich muss sich auch die Politik bewegen!“


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