Neues Virus in China entdeckt – was man bisher über den Erreger weiß

Es kehrt keine Ruhe ein. Nach Coronavirus und Affenpocken macht nun die Meldung eines weiteren Virusfunds die Runde. Diesmal geht es um einen neu nachgewiesenen Henipavirus, dem sogenannten Langya-Henipavirus (LayV). 35 Menschen sollen in China bereits erkrankt sein. Das berichtete ein Team von Wissenschaftlern aus China, Singapur und Australien im Fachmagazin "New England Journal of Medicine". Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Erreger.

Was ist das Langya-Henipavirus?

LayV gehört zur Gruppe der Paramyxoviren, zu dieser gehören unter anderem das Hendra- und Nipah-Virus. So ergibt sich auch der Name Langya-Henipavirus. Am engsten soll LAyV mit dem Mojiang-Virus verwandt sein, das zuerst in Südchina entdeckt wurde.

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Wie viele Fälle von Langya-Henipavirus-Infektionen sind bekannt?

Demnach sollen sich 26 von den 35 Menschen mit dem Langya-Henipavirus (LayV) benannten Erreger in den Provinzen Shangdong und Henan infiziert haben. Die Infektionen wurden demnach im Zeitraum zwischen Ende 2018 und Anfang 2021 entdeckt. 

Woher kommt das Virus?

Das Virus sei wahrscheinlich tierischen Ursprungs. Bei Tests in Tieren wurde das Virus vorwiegend in Spitzmäusen entdeckt, wie die Forscher um Wei Liu vom Institute of Microbiology and Epidemiology in Peking berichten. In mehr als jeder vierten Spitzmaus (27 Prozent) konnte das Virus nachgewiesen werden, was darauf hindeutet, dass die Tiere ein natürliches Reservoir der Langya-Henipaviren sein könnten. Auf Nachfrage der "Tapei Times" erklärte der stellvertretende Generaldirektor des CDC, Chuang Jen-hsiang, dass das Virus außerdem bei fünf Prozent der getesteten Hunde sowie bei zwei Prozent der Ziegen im Blut nachgewiesen werden konnte. In Menschen trete das Virus nur sporadisch auf. Jedoch seien weitere Untersuchungen notwendig, um den Erreger und die damit verbundenen menschlichen Krankheiten besser zu verstehen. 

Welche Symptome treten bei einer LayV-Infektion auf?

Alle an LayV Infizierten litten unter Fieber, zudem traten Symptome auf wie Müdigkeit (54 Prozent), Husten (50 Prozent) und Muskelschmerzen (46 Prozent). Auch von Appetitlosigkeit 50 Prozent), Übelkeit (38 Prozent), Erbrechen (35 Prozent) und Kopfschmerzen (35 Prozent) wird berichtet. Zudem wurde bei mehr als der Hälfte der Infizierten (54 Prozent) ein Rückgang von weißen Blutkörperchen festgestellt, auch die Anzahl von Blutplättchen war bei 35 Prozent der Betroffenen niedrig. Bei einem Teil der Patienten gab es außerdem Hinweise auf Leberversagen (35 Prozent) und Nierenschäden (8 Prozent). 

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Wie gefährlich ist das Langya-Henipavirus?

Professor Wang Linfa von der Duke-NUS Medical School und Mitverfasser der Studie erklärte gegenüber der "Global Times", dass die LayV-Fälle bisher "nicht tödlich oder sehr schwerwiegend" gewesen seien und dass es "keinen Grund zur Panik" gebe. Wie hoch die Letalität ist, also die Zahl der Infizierten, die an dem Virus stirbt, dazu lässt sich bisher noch nichts sagen. Auch der Mediziner Christoph Specht schätzt die Lage im Interview mit RTL ähnlich ein.  In Deutschland bestehe kein Grund zur Panik. Dafür müsste es unter anderem zu stetigen Mensch-zu-Mensch-Übertragungen kommen. Noch sind solche Fälle nicht bekannt. Undenkbar ist das aber nicht. Bestes Beispiel für die schnelle Anpassung eines Virus an den menschlichen Körper ist das Coronavirus. Und: LayV sei extrem viel gefährlicher als Corona. "Dagegen ist Corona ein Haustierchen", meint Specht.

Wie wird der Langya-Henipavirus übertragen?

Paramyxoviren werden hauptsächlich über Tröpfchen übertragen oder durch das Einatmen von urinhaltigen Aerosolen. Die Infektionen mit LayV traten laut Bericht vor allem bei Landwirten auf, die zuvor in engem Kontakt mit Tieren standen. Hinweise auf eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch seien nicht gefunden worden. Laut Chuang standen die Patient:innen nicht miteinander in Kontakt und hatten auch keine gemeinsame Expositionsgeschichte. Virusübertragungen innerhalb von Familien seien ebenfalls nicht bekannt. Bislang handelt es sich also um rein zoonotische Übertragungen, also von Tier auf Mensch. Allerdings sei die Stichprobengröße zu klein gewesen, um fundierte Aussagen über mögliche Mensch-zu-Mensch-Übertragungen zu treffen, ordnen die Forscher:innen ein.

Quelle: New England Journal of Medicine, Tapei Times, RTL, RKI, The Guardian, Dpa

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