Nach Ausbrüchen in Heimen: Forscher wissen jetzt, warum auch Geimpfte erkrankten

Manchen sind sie ein Rätsel: Corona-Ansteckungen in Pflegeheimen, in denen die Bewohner doch seit Monaten geimpft sind. Forscher der Charité haben sich dieses Phänomen in einer Berliner Einrichtung konkret angeschaut. Eine Rolle spielt die reduzierte Immunantwort.

Immer wieder kursieren Berichte, dass Seniorinnen oder Senioren im Heim sich mit Sars-CoV-2 angesteckt haben. Oft herrscht große Verwunderung: Wie ist das möglich, wo die Menschen dort geimpft sind? Tatsächlich sind die Ereignisse nicht grundsätzlich überraschend – 100-prozentigen Schutz gibt es auch durch die Impfung nicht.

Um dieses Phänomen besser zu verstehen, hat ein Forschungsteam der Charité einen solchen Ausbruch in einer Berliner Einrichtung virologisch analysiert und die Immunreaktion älterer Menschen auf die Impfung untersucht. Die im Fachblatt „Emerging Infectious Diseases“ veröffentlichten Ergebnisse belegen: Die Impfung ist wirksam, aber deutet die Studie auch auf eine verzögerte und leicht reduzierte Immunantwort bei Älteren hin. Auf Basis dieser Daten betonen die Forschenden, wie wichtig der Impfschutz der Kontaktpersonen ist, um die besonders gefährdete Risikogruppe besser zu schützen.

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Das gealterte Immunsystem reagiert nicht so gut auf die Impfung

Die Wirksamkeit der Covid-19-Impfung mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer gilt als sehr hoch: Eine Woche nach der zweiten Dosis verhinderte sie in den Zulassungsstudien mehr als 90 Prozent der symptomatischen Infektionen mit Sars-CoV-2. Auch in großen Beobachtungsstudien in der Bevölkerung hat sich die hohe Wirksamkeit der Impfung bestätigt. Dennoch kann es nach der Impfung in Einzelfällen noch zu Infektionen kommen.

In zwei zusammenhängenden Arbeiten bestätigt ein interdisziplinäres Forschungsteam der Charité jetzt, was Medizinerinnen und Mediziner anhand ihrer Erfahrung mit anderen Impfstoffen vermutet hatten: Das Immunsystem von alten Menschen reagiert nicht ganz so effizient auf die Impfung wie das von jüngeren.   CoronaInDeutschland  
 
 

Ausbrüche in Heimen: Geimpfte waren nicht schwer betroffen

Für die Untersuchung arbeiteten die Berliner Forschenden zunächst einen Ausbruch in einer Berliner Pflegeeinrichtung auf, der im Februar bemerkt worden war. Dabei hatten sich – neben elf Pflegekräften ohne vollständigen Impfschutz – auch 20 Bewohnerinnen und Bewohner mit Sars-CoV-2 angesteckt. Bis auf vier von ihnen waren alle vollständig mit dem Biontech/Pfizer-Vakzin geimpft.

Während die vier Ungeimpften so schwer erkrankten, dass sie in einem Krankenhaus behandelt werden mussten, zeigte nur rund ein Drittel der Geimpften Krankheitszeichen wie Husten oder Atemnot. Durch eine Bestimmung der Virusmenge in den Abstrich-Proben stellte das Team fest, dass Geimpfte tendenziell weniger Virus im Rachen aufwiesen als Ungeimpfte. Bei ihnen wurde das Virus zudem über einen deutlich kürzeren Zeitraum nachgewiesen, im Schnitt über knapp acht statt 31 Tage. Vier weitere geimpfte Heimbewohner steckten sich trotz Kontakt während des Ausbruchs nicht mit Sars-CoV-2 an. Weitere Übertragungen in andere Bereiche der Einrichtung wurden durch Hygienemaßnahmen verhindert.

Wissenschaftler sehen zwei mögliche Gründe

Einen der möglichen Gründe dafür sehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darin, dass der Ausbruch von der jetzt Alpha genannten Virusvariante B.1.1.7 ausgelöst worden war, die mit einer höheren Virusmenge im Rachen und einer größeren Übertragbarkeit einhergeht.

Einen zweiten Grund fanden sie in der Immunantwort der Betroffenen auf die Impfung selbst. Dazu verglich das Forschungsteam die Immunreaktion auf die Biontech/Pfizer-Vakzine bei über 70-jährigen Patientinnen und Patienten einer Hausarztpraxis mit der von Charité-Beschäftigten, die im Schnitt 34 Jahre alt waren.

Dabei zeigten Blutanalysen, dass schon drei Wochen nach der ersten Dosis etwa 87 Prozent der Jüngeren Antikörper gegen Sars-CoV-2 gebildet hatten, unter den Älteren waren es nur rund 31 Prozent. Einen Monat nach der zweiten Dosis hatten fast alle jungen Impflinge (99 Prozent) Sars-CoV-2-spezifische Antikörper im Blut, unter den älteren waren es rund 91 Prozent. Zusätzlich reiften die Antikörper bei den Älteren langsamer, sie konnten das Virus also schlechter binden. Und auch der zweite wichtige Arm der Immunreaktion, die T-Zell-Antwort, fiel schwächer aus.

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    „Unsere Studie zeigt also, dass bei älteren Menschen die Immunantwort nach der Impfung deutlich verzögert ist und nicht das Niveau von jungen Impflingen erreicht“, resümiert Leif Erik Sander, Impfstoffforscher von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie der Charité und ebenfalls leitender Autor der Studie. Die Wirksamkeit der Impfung ließe sich nicht anhand eines einzelnen Ausbruchs berechnen. Insgesamt seien die Infektionszahlen in den Pflegeheimen seit Beginn der Impfkampagne dramatisch gesunken. „Aber es gibt einzelne Ausbrüche und dann scheinen ältere Menschen empfänglicher zu sein als jüngere, da bei manchen die Immunantwort etwas schwächer ausfällt.“ FOCUS Online Ein simples Getränk schützt vor Herzinfarkt, Müdigkeit und Gefäßschäden

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