Freiheiten für Geimpfte? Was wir über Ansteckung nach Covid-19-Impfung wissen

In den Urlaub, zum Friseur und Shoppen – alles ohne negativen Schnelltest. Diese Freiheiten winken vollständig Geimpften. Bund und Länder diskutieren heute darüber. Doch sind Geimpfte tatsächlich nicht mehr ansteckend? FOCUS Online klärt auf.

Am Montagnachmittag berät die Bundesregierung mit den Länderchefs über das weitere Vorgehen in der Pandemie. Diskutiert wird unter anderem, ob Geimpfte Freiheitsrechte zurückerhalten sollten. Konkret könnte das beinhalten, dass Menschen, die bereits vollständig gegen Covid-19 geimpft sind, wieder Zugang zu Geschäften, kulturellen Einrichtungen sowie Sportstätten erhalten und sich nach Rückkehr aus einem Risikogebiet nicht mehr in Quarantäne begeben müssen (sofern es sich nicht um ein Virusvariantengebiet handelt).

Gesundheitsminister Jens Spahn hatte sich bereits Anfang April für ein solches Vorgehen ausgesprochen: "Wer vollständig geimpft wurde, kann in Zukunft wie jemand behandelt werden, der negativ getestet wurde", sagte er. Spahn bezog sich dabei auf eine Auswertung des Robert-Koch-Instituts (RKI), wonach das Übertragungsrisiko zwei Wochen nach der zweiten Impfung wahrscheinlich geringer sei als nach einem negativen Antigen-Schnelltests von symptomlosen Infizierten.

Wie das zu verstehen ist, hat die Virologin Sandra Ciesek im NDR-Podcast (Folge 83) an einem Beispiel verdeutlicht:

„Ich möchte meine Oma im Altenheim besuchen, bin zweimal geimpft und habe natürlich auch keine Symptome. Das vergleiche ich mit meinem Bruder, der nicht geimpft ist, aber einen negativen Antigen-Schnelltest mitbringt. Dann sagen die Experten, ist das Risiko, dass jemand die Oma ansteckt, bei dem, der geimpft ist mindestens genauso gering oder geringer als bei dem, der sich nur testen lassen hat und keine Symptome hat.“

Geimpfte spielen wohl für Epidemiologie keine Rolle mehr

Konkret heißt es in dem RKI-Bericht an Spahns Ministerium, der auch der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegt: Das Risiko einer Übertragung erscheine „nach gegenwärtigem Kenntnisstand in dem Maß reduziert, dass Geimpfte bei der Epidemiologie der Erkrankung wahrscheinlich keine wesentliche Rolle mehr spielen“. Den Bericht verschickten die RKI-Experten am Ostermontag an die Länder. Die Ministerpräsidentenkonferenz hatte um eine Analyse gebeten, ob und wann es „möglicherweise obsolet“ werde, Geimpfte in Testkonzepte zu integrieren.

Biontech und Moderna reduzieren Infektionsrisiko um 90 Prozent

Dass die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna sehr gut vor einem schweren Verlauf schützen, haben Studien bereits gezeigt. Nun gibt es auch neue Erkenntnisse darüber, wie zuverlässig sie verhindern, dass Geimpfte sich überhaupt infizieren. Die Untersuchungen, die die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) veröffentlichte, zeigen: Wer die zweite Dosis des Impfstoffs erhalten hatte, hatte ein um 90 Prozent reduziertes Infektionsrisiko – zwei oder mehr Wochen nach der Impfung. Nach der ersten Dosis Biontech oder Moderna hatten die Teilnehmer bereits ein um 80 Prozent niedrigeres Risiko.

Die Studie hatte knapp 4000 Menschen im Zeitraum von 14. Dezember 2020 bis 13. März 2021 untersucht. Sie zeigt, dass die Impfstoffe das Sars-CoV-2-Infektionen fast vollständig verhindern können, auch symptomlose.

Astrazeneca reduziert Infektionsrisiko um 67 Prozent

Wie stark dieses Potential ist, selbst asymptomatische Übertragungen zu verhindern, haben Wissenschaftler für das Vakzin von Astrazeneca ebenfalls untersucht. Dazu erschien ein Preprint in „The Lancet“, das demnach noch nicht von Fachkollegen begutachtet ist. Die Daten zeigten: Nach der ersten Dosis sank das Infektionsrisiko um 67 Prozent, nach der zweiten um 50 Prozent.

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  • Die Impfungen aller Hersteller führen also zu einer deutlichen Verminderung von asymptomatischen Infektionen. Auch Virologin Sandra Ciesek führte im Podcast ähnliche Daten an. Danach reduzieren Impfungen mit Astrazeneca das Infektionsrisiko um 65 Prozent und zwei Dosen Biontech sogar um 90 Prozent.

    Damit ließe sich für eine geringe Ansteckungsgefahr Geimpfter argumentierten, nämlich „dass nach der Impfung, wenn man dann PCR-positiv ist auch eine geringere Viruslast vorliegt und wahrscheinlich auch kürzer die Viren nachweisbar sind und deshalb sagen sie und das ist, glaube ich wichtig zu betonen, aus Public-Health-Sicht, also aus Sicht des öffentlichen Gesundheitswesen, reduziert die Impfung das Risiko der Virusübertragung so stark, dass Geimpfte nach der zweiten Impfung keine wesentliche Rolle mehr spielen bei der Epidemiologie der Erkrankung“. Aber wichtig sei zu betonen, dass das Risiko durch Einhalten der berühmten AHA+L-Maßnahmen weiter verringert werden kann. Das sei vor allem in sensiblen Bereichen wie Krankenhäusern und Altenheimen von Bedeutung.

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    Virologe: „Kann mir nicht vorstellen, dass Geimpfte ansteckend sind“

    Wer sich nicht infiziert, gibt das Virus nicht weiter. So die Theorie. Dafür spricht vieles, wie die genannten Studiendaten zeigen. Auch der Virologe Friedemann Weber gab sich im Gespräch mit FOCUS Online schon vor einiger Zeit optimistisch, dass Geimpfte das Virus kaum weitertragen. Denn selbst wenn sich das Virus im geimpften Menschen etwas vermehren sollte, erklärte Weber, sei zu erwarten, dass die Phase der Infektiosität immer noch deutlich kürzer und die Viruslast deutlich niedriger als bei Nicht-Geimpften ist, womit die Verbreitung des Virus stark reduziert werde.

    Sandra Ciesek dagegen schätzt die Lage aktuell so ein: „Dass bereits Geimpfte zwar selber nicht mit einem schweren Verlauf rechnen müssen, aber dass sie trotzdem jetzt gerade in den nächsten Wochen die bisher nicht Geimpften weiter schützen müssen, weil sie eben nicht geimpft sind und sich noch infizieren können.“ Denn man könne nicht hundert Prozent ausschließen, dass Geimpfte eine Infektion übertragen. Esslust Spargel-Kartoffel-Gratin: Perfekt zum Saisonstart! Klassiker mit Käse überbacken  

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