Jubel über die Ergebnisse des neuen Corona-Impfstoffs – aber es gibt offene Fragen

Der Jubel ist groß: Ersten Zwischenergebnissen zufolge, ist der neu entwickelte Corona-Impfstoff BNT162b2 der Mainzer Firma Biontech und des US-amerikanischen Pharmaherstellers Pfizer erfolgreicher als gedacht. Als erste westliche Hersteller hatten Biontech und Pfizer am Montag Ergebnisse einer für die Zulassung entscheidenden Studie veröffentlicht. Demnach bietet ihr Impfstoff einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19. Die Unternehmen wollten voraussichtlich ab der kommenden Woche die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen – aber es bleiben einige Fragen offen.

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Corona-Impfstoff: Keine zuverlässigen Aussagen zu Impfnebenwirkungen 

Biontach und Pfizer testeten ihren RNA-Impfstoff, der auf einem bislang völlig neuen Mechanismus basiert, seit Ende Juli in einer Phase-III-Studie an 43.500 Menschen, von denen die Hälfte ein Placebo und die andere Hälfte den Impfstoff erhielt. Danach wurde die Zahl der Covid-19 Erkrankungen unter den Geimpften und der Placebo-Gruppe verglichen. Die Impfung erfolgte dabei zweifach im Abstand von drei Wochen. Schwere Nebenwirkungen seien bislang nicht registriert worden, hieß es

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Leif-Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung an der Berliner Charité, betonte jedoch, dass sich zu möglichen Nebenwirkungen noch nicht all zu viel sagen ließe,  Sander verweist darauf, "dass der Beobachtungszeitraum für relevante Impfnebenwirkungen noch zu kurz ist". 

Schützt der Corona-Impfstoff auch bei schwierigen Krankheitsverläufen? 

Unklar sei laut Sander auch, ob der Corona-Impfstoff auch bei Risikogruppen genauso effizient wirke und ob er einem schwierigen Krankheitsverlauf von Covd-19 entgegenwirke. "Es muss sich noch zeigen, ob der Impfstoff in verschiedenen Bevölkerungsgruppen, insbesondere in Risikogruppen wie älteren Menschen, ebenso effektiv ist", meint der Forscher.

Bereits nach Bekanntwerden des Ablaufplans der Studie wurde Kritik laut, dass auch Infizierte mit milden Symptomen zu den Fällen hinzugezählt werden. Dadurch ließe sich schwieriger abschätzen, inwiefern der Impfstoff Infektionen mit schweren Verläufen verhindert, so die Experten. Weiter sei nichts zur Dauer des Impfschutzes bekannt. Sollte sich die hohe Wirksamkeit von mehr als 90 Prozent bestätigen, "wäre dies eine unerwartet hohe Impfeffizienz", so Sander. Viele routinemäßig eingesetzte Impfstoffe wie etwa gegen Influenza erreichten keine so hohen Werte.

Auch Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing zeigte sich überrascht von der hohen Wirksamkeit, die Biontech und Pfizer angeben. "Dies ist bemerkenswert, da viele laufende Impfstudien zu Covid-19 derzeit lediglich eine Erfolgsquote von mindestens 50 Prozent voraussetzen", sagt Wendtner gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die US-Zulassungsbehörde FDA hatte eine Wirksamkeit von 50 Prozent als Mindestwert für eine mögliche Zulassung festgelegt, welcher durch den neuen Impfstoff nun weit überschritten wird. 

Der Corona-Impfstoff basiert auf einem neuartigen Mechanismus 

Das Biontech-Präparat BNT162b2 ist ein sogenannter RNA-Impfstoff, der auf einem bislang völlig neuen Mechanismus basiert. Er enthält genetische Informationen des Erregers, aus denen der Körper ein Viruseiweiß herstellt – in diesem Fall das Oberflächenprotein, mit dessen Hilfe das Virus in Zellen eindringt. Ziel der Impfung ist es, den Körper zur Bildung von Antikörpern gegen dieses Protein anzuregen, um die Viren abzufangen, bevor sie in die Zellen eindringen und sich vermehren.

Allerdings sind die Daten zur der Wirksamkeit des neuen Corona-Impfstoffs noch nicht öffentlich, so dass sie von unabhängigen Experten vollends bewertet werden können. "Ich hoffe, dass die Daten möglichst bald veröffentlicht werden, damit man sich ein genaueres Bild machen kann", sagte Stephan Becker, Leiter des Instituts für Virologie an der Universität Marburg, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Insgesamt könne man aber von von "einem sehr erfreulichen Ergebnis" sprechen. 

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