Giftpflanze statt Bärlauch – Paar verätzt sich Speiseröhre
Sie wollten ein Pesto aus Bärlauch zubereiten – stattdessen aß eine Paar aus Nürnberg einen gefährlichen Doppelgänger der Pflanze. Und das, obwohl sie diese im Supermarkt gekauft hatten. Wie Sie Bärlauch von anderen, teils giftigen Pflanzen unterscheiden.
Er wächst auf Wiesen, an Bächen und in Parks: Bärlauch ist im Frühjahr fast überall zu finden. Viele Menschen sammeln die grünen, nach Knoblauch duftenden Blätter, um sie daheim zu Pesto oder als Nudelfüllung zu verarbeiten. Wer anstatt selbst zu sammeln, lieber auf Nummer Sicher gehen will, findet die Pflanze jedoch auch im Supermarkt. So dachte sich das zumindest eine Nürnbergerin, von der jetzt lokale Medien berichten. Diese kaufte am vergangenen Wochenende in einer Lidl-Filiale und bereitete daraus ein Pesto, schreibt der „Münchner Merkur“ .
Beim Essen hätten sie und ihr Mann jedoch ein Brennen im Mund festgestellt. Die beiden aßen weiter, heißt es auch bei „Nordbayern.de“ , dachten sich zunächst nichts. Allerdings seien die Schmerzen daraufhin schlimmer geworden, breiteten sich aus, bis in die Speiseröhre. In der Nacht dann: Durchfall. Erst am nächsten Tag hätten die beiden fest gestellt: Sie hatten keinen Bärlauch gegessen – sondern seinen giftigen Doppelgänger: Aronstab.
Das Paar muss laut den Berichten Medikamente gegen Vergiftung einnehmen. Auch die Leber solle noch untersucht werden, um mögliche Spätfolgen auszuschließen. Davon hänge ab, ob das Paar weitere Schritte unternehme. Der Hersteller habe sich mittlerweile entschuldigt und angekündigt, das Personal besser zu schulen, um Unterschiede bei den Pflanzenarten zu erkennen.
Vergiftung mit Bärlauch-Doppelgänger Aronstab
Aronstab wächst zwar an ähnlichen Standorten und zur selben Zeit wie Bärlauch, unterscheidet sich aber im Aussehen deutlich durch seine eher pfeilförmige Blattform mit unregelmäßig geformten Blattnerven, schreiben Pflanzen-Experten bei „NDR“ . Er wurde 2019 zur „Giftpflanze des Jahres“ gewählt, erklärt der „Industrieverband Agrar“ . „Vom Sammeln des Aronstabs oder seiner Beeren wird dringend abgeraten, denn schon die Berührung kann zu schweren Hautreizungen führen“, warnt dieser, denn selbst beim Verzehr von nur geringen Mengen kommt es zu brennenden Schmerzen im Mund.
Aronstab kann aber auch noch schlimmere gesundheitliche Schäden hervorrufen: Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall bis hin zu schweren Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen seien die Folge.
So unterscheiden Sie Bärlauch von anderen Pflanzen
Auf den ersten Blick sehen die Blätter von Bärlauch auch denen von anderen Pflanzen sehr ähnlich. Etwa den grünen Blatttrieben der Herbstzeitlosen und den Spitzen der Maiglöckchen. Die Krux daran: Während der Bärlauch essbar und eine begehrte Zutat der Frühlingsküche ist, sind Maiglöckchen und Herbstzeitlose richtig giftig.
Daher ist es wichtig, die Unterschiede zwischen dem begehrten Frühlingskraut und seinen scheinbaren Doppelgängern zu kennen. „Beim Bärlauch sprießen zuerst die Blätter. Erst nach sechs Wochen folgen die Blütentriebe. Bei den Maiglöckchen kommen die Glöckchen-Stiele gleich mit den Blättern aus der Erde“, erklärt Stefanie Klein, Autorin des Kochbuchs „Bärlauch“, das im Schweizer FONA-Verlag erscheint.
Achten Sie auf den Geruch
Typisch für Bärlauch sei, dass er oft über große Flächen, manchmal mehrere hundert Quadratmeter im Wald wächst und den Boden komplett bedeckt. „Am charakteristischsten ist aber der Geruch: Nur Bärlauch-Blätter riechen nach Knoblauch“, sagt die Bärlauch-Expertin. Wer also denkt, dass er Bärlauch-Blätter gefunden hat, zerreibt eins davon. Er riecht dann schnell, ob er richtig liegt oder nicht.
Bärlauch-Blätter haben eine matte Unterseite
Klein nennt weitere Unterschiede: Während sich bei Herbstzeitlosen und Maiglöckchen mehrere Blätter umeinander rollen, sieht man bei Bärlauch-Blättern deutlich einen einzelnen Stiel. Zudem glänzt bei Bärlauch-Blättern nur die Oberseite des Blattes, die Unterseite ist matt. Bei Maiglöckchen ist es genau umgekehrt.
Die Blätter der Herbstzeitlosen werden zudem auch noch viel länger, erreichen bis zu 40 Zentimeter. Sie gedeihen allerdings gerne an ähnlichen Plätzen wie Bärlauch. Ein guter Hinweis: Ihre hellrosa, selten auch weißen Blüten erscheinen aber erst im Herbst.
Gift der Herbstzeitlosen kann lebensgefährlich sein
Die Herbstzeitlosen gelten laut der Giftzentrale Bonn als sehr giftig. Nach etwa zwei bis sechs Stunden zeigen sich Symptome. Schweres Erbrechen und massiver Durchfall kann dann auch zu einem Schock führen. Lähmungen und Herz-Kreislauf-Versagen sind möglich.
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