Bluthochdruck kann schon früh dem Gehirn schaden – Heilpraxis

Hypertonie: Negative Auswirkungen auf das Gehirn

Bluthochdruck ist nicht nur einer der bedeutendsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, er kann auch das Gehirn schädigen und den Gang sowie das Gedächtnis beeinträchtigen, wie eine Studie nun gezeigt hat.

Millionen Menschen weltweit leiden an Hypertonie (Bluthochdruck). Dadurch können die Arterien geschädigt und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzinsuffizienz oder Nierenversagen erheblich erhöht werden. Zudem kann zu hoher Blutdruck negative Auswirkungen auf das Gehirn haben.

Blutdruck regelmäßig messen

Auch junge Patientinnen und Patienten sollten bereits bei ersten Anzeichen für Bluthochdruck zunächst mit Lebensstiländerungen reagieren und – wenn diese keinen Erfolg zeigen – gemeinsam mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin die Einnahme blutdrucksenkender Medikamente erwägen. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) in einer beim idw – Informationsdienst Wissenschaft veröffentlichten Mitteilung hin.

Denn eine arterielle Hypertonie, wie Medizinerinnen und Mediziner den Bluthochdruck nennen, schädigt in vielen Fällen die Organe, lange bevor Betroffene ihre Erkrankung bemerken. Zu den geschädigten Organen gehört unter anderem auch das Gehirn.

Laut einer in der Fachzeitschrift „Circulation“ veröffentlichten US-Studie zeigen sich die negativen Auswirkungen von seit der Jugend erhöhten Blutdruckwerten in einem beeinträchtigten Gangbild und reduzierter kognitiver Leistung wie etwa Vergesslichkeit.

Vor diesem Hintergrund weisen Fachleute der DGIM und der Deutschen Hochdruckliga DHL e. V. (DHL) darauf hin, dass auch junge Erwachsene ihren Blutdruck regelmäßig selbst messen oder zumindest in der Arztpraxis oder Apotheke überprüfen lassen sollten.

Gefäßschädigungen betreffen auch das Gehirn

Gefäßschädigungen durch Hypertonie betreffen neben den Organen und Gefäßen des Körpers auch die Gehirnfunktionen. Dazu untersuchten US-amerikanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Teilnehmende einer epidemiologischen Langzeituntersuchung. Die sogenannte CARDIA-Studie (Coronary Artery Risk Development in Young Adults) erforscht die Entwicklung von Risikofaktoren für die koronare Herzkrankheit bei jungen Erwachsenen.

In diese Studie wurden zwischen 1985 und 1986 mehr als 5.000 Probandinnen und Probanden zwischen 18 und 30 Jahren aufgenommen und über 30 Jahre nachverfolgt. Dabei erfolgten im Laufe der Beobachtungszeit mehrmals klinische Untersuchungen, bei denen unter anderem die systolischen und diastolischen Blutdruckwerte bestimmt wurden.

Denn hoher Blutdruck gilt als ein Risikofaktor für die koronare Herzkrankheit. Die Forschenden testeten zudem die kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnisleistung oder Aufmerksamkeit von 191 Teilnehmenden und maßen ihre Gehgeschwindigkeit, Schrittlänge und Gangvariabilität. 144 Probandinnen und Probanden erhielten zusätzlich eine MRT-Untersuchung ihres Gehirns.

Warnzeichen ernst nehmen

Das Forschungsteam stellte fest, dass Patientinnen und Patienten, deren Blutdruckwerte über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg – also bereits seit ihrer Jugend – erhöht waren, bei den kognitiven Fähigkeiten schlechter abschnitten. Zudem zeigten diese Personen auch bei der Ganganalyse eine langsamere Gehgeschwindigkeit, kleinere Schrittlänge und höhere Gangvariabilität.

Die Autorinnen und Autoren der Studie führen dies auf Schäden an bestimmten Gefäßstrukturen des Gehirns, sogenannte White Matter Lessions, zurück. Diese zeigten sich vor allem in den MRT-Scans der Patientinnen und Patienten mit einer auffälligen Beeinträchtigung des Gehens.

„Diese Studie zeigt, dass Bluthochdruck, der im frühen Erwachsenenalter beginnt und über Jahre unbehandelt bleibt, erhebliche Schäden an den Nervenverbindungen des Gehirns nach sich zieht“, so Professor Dr. Sebastian M. Schellong, Vorsitzender der DGIM 2020/2021 aus Dresden.

Der Gefäßmediziner weist vor diesem Hintergrund darauf hin, dass die arterielle Hypertonie gerade bei sportlichen jüngeren Menschen die häufigste internistische Erkrankung ist. Deshalb sei es besonders wichtig, dass auch junge Menschen Warnzeichen für Bluthochdruck ernst nehmen, so Schellong. Zu diesen Warnzeichen zählen beispielsweise Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Schwindel.

„Ist der Blutdruck stark erhöht, kann sich dies in Symptomen wie Atemnot unter körperlicher Belastung, plötzlichen Schmerzen im Oberkörper oder starkem Herzklopfen äußern“, erklärt der Chefarzt der II. Medizinischen Klinik am Städtischen Klinikum Dresden.

Laut dem Experten sei es wichtig, dass gerade junge Menschen diese Symptome ernst nehmen. „Bluthochdruck ist zwar eine Volkskrankheit in Deutschland, bleibt aber zu oft unentdeckt oder unbehandelt“, sagt Schellong.






Deutliche Auswirkungen im fortgeschrittenen Alter

Deutliche Auswirkungen zeige eine arterielle Hypertonie häufig erst im fortgeschrittenen Alter, vorwiegend ab dem 50. Lebensjahr, zum Beispiel in Form von Herzschwäche, koronaren Herzerkrankungen, Schlaganfällen oder auch Niereninsuffizienzen.

Um solche Krankheiten möglichst zu vermeiden, sollten Betroffene bei ersten Warnzeichen für Bluthochdruck die Ursachen frühzeitig mit einer Ärztin oder einem Arzt abklären, rät auch Professor Dr. med. Oliver Vonend, Nephrologe und Hypertensiologe aus Wiesbaden. Als aktiver Vorstand der Deutschen Hochdruckliga DHL® liegt ihm die Vermeidung von Bluthochdruck assoziierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen sehr am Herzen.

Zunächst gelte es, die Ursachen frühzeitig mit einer Ärztin oder einem Arzt abzuklären und Erkrankungen etwa der Schilddrüse als Ursache auszuschließen.

„Erster Ansatzpunkt, um den Blutdruck zu senken, sind Lebensstiländerungen. Dabei sollten Stress, Rauchen und Übergewicht reduziert und auf eine gesunde Ernährung mit maximal sechs Gramm Salz am Tag geachtet werden“, erklärt Vonend. Wenn diese Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg führen, ist eine medikamentöse Therapie angebracht. (ad)

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