Auf der Suche nach dem Corona-Heilmittel setzen Forscher auf zwei Methoden

Forscher in Deutschland und weltweit suchen mit Hochdruck ein Mittel gegen das neuartige Coronavirus. Wichtige Rollen spielen dabei eine sehr alte Behandlungsart und eine Art Recyclingmethode. Statt mehreren Jahren oder Jahrzehnten muss es aber diesmal schnell gehen.

Die Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe gegen eine Krankheit dauert in der Regel Jahre, oft Jahrzehnte. Vor allem die klinischen Studien an Menschen sind sehr aufwendig. Doch in Zeiten der Corona-Pandemie muss es schnell gehen. Experten hoffen deshalb besonders auf den Erfolg zweier anderer Vorgehensweisen:

Umwidmung von Wirkstoffen: Bestehendes könnte gegen das Coronavirus helfen

Bereits für andere Krankheiten entwickelte oder teilweise entwickelte Wirkstoffe könnten unter Umständen gegen die Lungenkrankheit Covid-19 helfen. Ihr Einsatz könnte schneller erfolgen, als wenn man einen neuen Wirkstoff entwickelt.

Remdesivir: Als aussichtsreich gilt der Wirkstoff Remdesivir. Die Substanz, die sich direkt gegen das Virus richtet, wurde ursprünglich gegen Ebola-Infektionen entwickelt. Da sie damals in der klinischen Prüfung keine guten Ergebnisse brachte, wurde die Entwicklung nicht weiterverfolgt.

Weil erste Laborergebnisse im Einsatz gegen Coronaviren aber gut aussahen, wird Remdesivir unter anderem in Deutschland in zwei klinischen Studien getestet. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat dies am 10. März genehmigt.

An einer internationalen Studie, bei der die Substanz an 600 Patienten mit moderaten Symptomen und an 400 mit schwerer Symptomatik erprobt werden soll, nehmen unter anderem die München Klinik Schwabing, das Hamburger Uniklinikum Eppendorf (UKE) und die Uniklinik Düsseldorf teil. Sollte die Studie Erfolge bringen, könnte das Mittel bis frühestens Ende 2020 auf den Markt kommen, sagte der Münchner Chefarzt Clemens Wendtner am Dienstag. Für ausgewählte Einzelfälle setzte unter anderem die Düsseldorfer Uniklinik Remdesivir schon bei Covid-19-Patienten ein.

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Hoffnung im Kampf gegen das Coronavirus: Grippe- und Malariamittel könnten helfen

Favipiravir: Es gibt mehrere Viren-bekämpfende Stoffe, deren Wirksamkeit gegen den Erreger Sars-CoV-2 gerade erprobt wird, etwa das Grippemittel Favipiravir. Unproblematisch sind diese sogenannten Virostatika nicht: "Viren verändern sich und können resistent werden", sagt Melanie Brinkmann, Virologin am Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI). Ähnlich wie bei Antibiotika könne es auch bei Virostatika zu Resistenzen kommen.

Hydroxychloroquin: Ein anderer hochgehandelter Wirkstoff im Kampf gegen Sars-CoV-2 ist das Malariamittel Hydroxychloroquin. Der Wirkstoff ziele nicht direkt auf das Virus ab, sondern greife in zelluläre Prozesse ein, die für das Virus existentiell seien, erläutert Brinkmann. Eine kürzlich vorgestellte französische klinische Studie dazu sei aber "nicht aussagekräftig". Auch der Berliner Virologe Christian Drosten hatte die Aussagekraft der Studie infrage gestellt. Das bedeutet aber nicht, dass das Medikament gegen die Krankheit unwirksam ist. Am Mittwoch wurde in Deutschland eine klinische Studie genehmigt, die die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin gegen Covid-19 untersuchen soll. Der Stoff hat allerdings erhebliche Nebenwirkungen. Getty Images/iStockphoto/aprott/dpa/Martin Schutt/zb/dpabild Behandlungsmöglichkeiten für Covid-19: Was verspricht Erfolg?

Auch sogenannte Immunmodulatoren könnten gegen Covid-19 helfen. Diese Medikamente beeinflussen das menschliche Immunsystem. Das kann sinnvoll sein, denn der Körper reagiert sehr stark auf Sars-CoV-2 und kann so in der Lunge noch mehr Schaden anrichten.

Ungeachtet dessen arbeiten Wissenschaftler auch an der Entwicklung gänzlich neuer Wirkstoffe. Bis daraus aber ein Medikament resultiert, dürften viele Jahre vergehen. Für die derzeitigen Pandemie werden sie wohl keine Rolle mehr spielen.

Neutralisierende Antikörper: Sie verhindern, dass das Virus in die Zelle eintritt

Menschen bilden Antikörper gegen verschiedenste Krankheitserreger, die in den Körper gelangen – auch gegen das neue Coronavirus. Eine besondere Rolle spielen dabei neutralisierende Antikörper. "Die neutralisierenden Antikörper patrouillieren praktisch vor der Zelle und fangen das Virus ab, so dass es nicht in die Zelle eintreten kann", erklärt Virologin Brinkmann. Auch nachdem ein Patient genesen ist, bleiben die Antikörper zumindest noch eine Weile im Blut.

Auf der Bildung solcher Antikörper beruht auch die Wirkung der meisten klassischen Impfungen. Eine klinisch etablierte Methode ist es, Antikörper von genesenen Menschen zu nehmen und Erkrankten zu geben. Bei diesen können die Antikörper dann den jeweiligen Erreger bekämpfen. Theoretisch ist auch vorstellbar, dass man etwa klinischem Personal solche Antikörper vorbeugend gibt – sie müssten sie dann allerdings alle zwei Wochen neu erhalten, schätzt Brinkmann.

Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) sucht zurzeit nach Menschen, die an Covid-19 erkrankt waren und genesen sind. Mit einer Blutplasmaspende könnten sie demnächst auch Antikörper für Erkrankte abgeben. "Wir wollen unbedingt versuchen, ob wir damit nicht Schwerstkranken helfen können", sagte der MHH-Institutsleiter für Transfusionsmedizin, Rainer Blasczyk.

TU Braunschweig gewinnt menschliche Antikörper gegen Covid-19 im Reagenzglas

Auch Kliniken in New York versuchen mit Antikörpern von Genesenen Leben zu retten, wie die Zeitschrift "Nature" vor wenigen Tagen berichtete. Da Antikörper im Gegensatz zu herkömmlichen Medikamenten körpereigene Stoffe sind, sollten in der Regel auch die Nebenwirkungen gering ausfallen. dpa/Sven Hoppe/dpabild Eine Mitarbeiterin in einem Labor.

An der Technischen Universität Braunschweig (TU) können menschliche Antikörper gegen SARS-CoV-2 mittlerweile im Reagenzglas gewonnen werden. Im Gegensatz zu Präparaten aus dem Blut gesundeter Patienten erschließe dies eine unerschöpfliche Quelle, betont Brinkmann. Diese Antikörper müssten aber noch auf ihre Wirksamkeit getestet werden.

"Neutralisierende Antikörper sind für mich derzeit am Erfolgversprechendsten", sagt Brinkmann. Solche Antikörper kann man inzwischen biotechnologisch im Labor herstellen. Der Einsatz von im Labor erzeugten monoklonalen Antikörpern sei in etwa drei Monaten möglich.

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