Langes Sitzen lässt früher sterben
Erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten, Diabetes und Krebs durch Sitzen
Viele kennen diesen Tagesablauf: Morgens fährt man sitzend ins Büro, setzt sich dann acht Stunden oder mehr an den Schreibtisch, fährt dann sitzend nach Hause, um sich dann auf das Sofa zu setzen. Englische Forschende haben nun in einer großen Studie herausgefunden, dass lange Sitzzeiten von mehr als sechs Stunden am Tag das Risiko für eine ganze Reihe von Krankheiten sowie eines vorzeitigen Todes erhöhen.
Forschende der Queen’s University in Belfast und der Ulster University brachten in einer aktuellen Studie 69.000 Todesfälle im Jahr 2016 mit langen Sitzzeiten in Verbindung. Das Sitzen oder Liegen für mehr als sechs Stunden pro Tag soll dem Forschungsteam zufolge das Risiko für Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes und für Darmkrebs erhöhen. Die jährlichen Kosten für das Gesundheitssystem, die aus langen Sitzzeiten entstehen, lägen weit über 800 Millionen Euro. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem „Journal of Epidemiology & Community Health“ veröffentlicht.
Rund jeder dritte Erwachsene sitzt zu viel
Das Team stützte sich auf Daten früherer Studien und Umfragen, die bereits mehrfach die schädliche Wirkung des Sitzens belegt haben. Den Forschenden zufolge verbringen rund 30 Prozent aller Erwachsenen an jedem Wochentag mehr als sechs Stunden täglich mit Sitzen. An den Wochenenden seien es sogar 37 Prozent.
Langes Sitzen erhöht das Risiko für zahlreiche Krankheiten
Unter Berücksichtigung anderer Faktoren wie Raucherstatus, Übergewicht und regelmäßigem Sport berechnete das Team, welchen Einfluss das Sitzen direkt auf die Entwicklung von Krankheiten hat. Laut der Studie sollen neun Prozent der Dickdarmkrebs-Fälle, acht Prozent aller Gebärmutterkrebs-Erkrankungen, 7,5 Prozent der Lungenkrebs-Fälle, 17 Prozent aller Typ-2-Diabetes-Erkrankungen sowie fünf Prozent aller Herzkrankheiten direkt auf das lange Sitzen zurückzuführen sein.
Sachlage noch nicht eindeutig geklärt
Die Studie beweist allerdings nicht die Ursache und Wirkung. Beispielsweise neigen kranke und alte Menschen ebenfalls dazu, vermehrt zu sitzen. Hier sei das Sitzen aber nicht zwangsweise ursächlich für die Erkrankung. Die genauen Risiken für gesunde Personen müssten noch eingehender untersucht werden. Die Forschenden halten diese Ergebnisse allerdings noch für zu vorsichtig kalkuliert. Sie gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen sogar noch größer sind, weil sie vermuten, dass Sitzen auch noch eine Rolle bei weiteren Erkrankungen spielt, die nicht Teil dieser Untersuchung waren.
Forschende fordern klare Richtlinien für Sitzen
Die Studie ist die erste dieser Art, die lange Sitzzeiten direkt mit den Kosten fürs Gesundheitssystem in Verbindung bringt. Das Forschungsteam fordert mit den Ergebnissen die Politik auf, Interventionen im Bereich der öffentlichen Gesundheit vorzunehmen, um sitzendes Verhalten zu reduzieren und der Öffentlichkeit klare Richtlinien zu geben. (vb)
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