Corona
SPIEGEL: Frau Kuger, Sie erforschen im Auftrag der Bundesregierung, welche Rolle Kitas für die Ausbreitung des Coronavirus spielen. Was ist der aktuelle Stand der Wissenschaft?
Susanne Kuger, geboren 1976, ist Diplom-Psychologin und leitet das Zentrum für Dauerbeobachtung und Methoden am Deutschen Jugendinstitut. Sie ist innerhalb der Corona-KiTa-Studie für das Forschungsmodul verantwortlich, das sich mit den Herausforderungen beschäftigt, vor denen Einrichtungen für Kinderbetreuung in der Pandemie stehen. Zudem ist sie Projektleiterin des sogenannten KiTa-Registers, in dem inzwischen die Situation von mehr als 13.000 Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegepersonen dokumentiert wird.
Susanne Kuger: Schaut man sich internationale Studien zur Infektiosität bei Kindern und Jugendlichen an, fällt vor allem auf, wie unterschiedlich ihre Ergebnisse sind. Wir haben uns im Rahmen der Corona-KiTa-Studie fast 300 Erhebungen angesehen und stellen fest, dass viele davon nicht aussagekräftig sind. Zudem werden Kinder bis sechs Jahre und Schulkinder oft zusammengewürfelt – das ist ein Problem, weil es bei der Infektiosität teilweise deutliche Hinweise auf Altersunterschiede gibt. Um hier mehr Klarheit zu bekommen, schauen wir uns nur Kitas und Kindertagespflegestellen an, also auch die Situation bei Tagesmüttern und -vätern.
SPIEGEL: Ihr bisheriges Fazit?
Kuger: Diese Orte sind keine Pandemie-Treiber.
SPIEGEL: Was bringt Sie zu diesem Schluss?
Kuger: Ein Indikator sind bundesweite Testergebnisse, die wir ausgewertet haben. Im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Bevölkerung sind Kinder deutlich seltener positiv als Erwachsene. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen: Getestet wird im Normalfall jemand, der Covid-19-Symptome hat oder als Kontaktperson ersten Grades gilt. Kinder zeigen bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 jedoch seltener Symptome als Erwachsene und werden deshalb weniger getestet. Kinder und Jugendliche werden aber häufig aufgrund eines Infektionsgeschehens in der Kita oder im familiären Umfeld getestet, weil sie Kontaktpersonen sind. Dies bedeutet allerdings nicht, dass von ihnen die Infektion ausgeht.
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