Peniskrebs: Anzeichen ignorieren bedeutet Selbstverstümmelung

Viele Männer wissen nicht mal, dass es diesen Krebs überhaupt gibt, denn es handelt sich um ein echtes Tabuthema. Im Frühstadium ist die Heilungsrate zwar hoch. Je weiter er fortgeschritten ist, umso mehr steigt das Risiko von Metastasen und Langzeitfolgen: Verlust der Erektion, Probleme beim Wasserlassen, im schlimmsten Fall der Verlust des Organs.

Peniskrebs trifft bis zu ein Prozent aller Männer. Die Anzeichen für das Peniskarzinom sind leicht zu erkennen: Rötung, Knoten, ein kleines Geschwür, was sich vor allem auf der Eichel und der Vorhaut bildet, aber auch den Penisschaft betreffen kann.

Zusätzlich können die Veränderungen jucken oder schmerzen, müssen das aber nicht. „Ein Alarmzeichen ist außerdem, wenn Hautveränderungen bluten“, warnt Bernhard Wörmann, Medizinischer Leiter der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie und Arzt im Gesundheitszentrum der Charité Campus Virchow in Berlin.

Der Experte empfiehlt, diese Veränderungen genau zu beobachten. „Haben sie sich nach vier Wochen nicht zurückgebildet und sind verschwunden, sollte der Mann zum Urologen gehen.“ Peniskrebs hat also im Vergleich zu anderen Krebsarten wie Darm- oder Lungenkrebs den großen Vorteil, dass der Betroffene ihn sehen kann und er nicht unsichtbar im Körper wächst.

Abwarten kann den Penis kosten

Oft nutzen Männer diese Chance trotzdem nicht. Sie ignorieren die deutlichen Frühzeichen. „Es dauert im Durchschnitt mehrere Monate, bis sie einen Urologen aufsuchen“, berichtet Bernhard Wörmann aus der Praxis. Durchschnitt bedeutet, dass es Männer gibt, die ein Jahr oder noch länger warten, bis sie die Symptome abklären lassen.

Doch auch wenn Peniskrebs relativ langsam wächst – in diesem Zeitraum kann sich das Karzinom so weit ausgebreitet haben, dass im schlimmsten Fall eine Penis-Amputation notwendig wird. „Zu langes Warten ist letztendlich Selbstverstümmelung“, warnt der Experte drastisch.

Peniskrebs: Neue Therapien könnten die Operation ersetzen

Haben die Ärzte durch genaue Sichtung mit dem Mikroskop und Biopsie ein Peniskarzinom diagnostiziert, klären Ultraschall und Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT), ob es sich bereits in andere Organe ausgebreitet hat.

In einer Tumorkonferenz sprechen nun die verschiedenen Experten über den Behandlungsplan. Bis vor Kurzem war die Operation Standard. Dabei wird zwar immer versucht, möglichst organ- und funktionserhaltend vorzugehen. Trotzdem war das Risiko hoch, dass Nerven beeinträchtigt wurden, Teile des Penis bis hin zum gesamten Organ entfernt werden mussten. Deshalb gehört Peniskrebs sicherlich zu einer der für den Mann belastendsten Erkrankungen.

„Inzwischen etablieren sich jedoch auch gewebsschonende Operationen, Bestrahlung oder Laser“, berichtet der Experte. Der große Vorteil dieser neuen Therapieoptionen für Peniskrebs: Nerven und Gewebe werden weniger beeinträchtigt. Die Chance steigt, dass Potenz, Erektionsfähigkeit und der Penis als Organ möglichst erhalten bleiben.

Ursachen für den Peniskrebs

In rund 95 Prozent der Fälle ist der Peniskrebs durch ein Plattenephitelkarzinom bedingt, eine Krebsform, die vor allem durch Hautkrebs bekannt ist. „Allerdings handelt es sich bei Peniskrebs nicht um Hautkrebs, auch wenn er sich (teilweise) auf der Haut bildet“, erklärt Bernhard Wörmann. Plattenepithel ist die Bezeichnung für eine Gewebeform, die im Körper an vielen Stellen vorhanden ist, etwa in der Lunge oder der Mundhöhle, Speiseröhre sowie der Haut.

Auslöser für das Peniskarzinom sind zwei Faktoren:

Besonders das sich unter der Vorhaut ablagernde Smegma kann die Basis für Zellmutationen bilden.

Manche Männer haben ein erhöhtes Risiko für Peniskrebs

Vor allem Männer, die eine Vorhautverengung (Phimose) haben, sind gefährdet, diesen Männerkrebs zu bekommen – einfach, weil bei ihnen das Zurückschieben der Vorhaut nicht möglich und deshalb auch die Reinigung des dahinterliegenden Bereichs verhindert ist. „Diese Männer haben deshalb ein höheres Risiko für Peniskarzinom und sollten sich frühzeitig operieren lassen – also die Vorhaut operativ entfernen“, rät der Onkologe.

Eine zweite Risikogruppe sind HIV-Patienten. Viele von ihnen sind gleichzeitig mit HPV infiziert und vermutlich addiert sich dadurch das Peniskrebs-Risiko nicht nur, sondern multipliziert sich beinahe.

Peniskrebs lässt sich ganz einfach vorbeugen

Bestimmte Präventionsmaßnahmen können jedoch den Mann gezielt vor Peniskrebs schützen. Das ist zum einen die richtige Penishygiene.

Mindestens genauso wichtig ist jedoch die HPV-Impfung, die zunächst nur Mädchen geraten wurde. Seit Frühsommer 2018 empfiehlt sie die STIKO jedoch auch für Jungen ab 9 bis 14 Jahren. Wichtig ist, die Impfung vor dem ersten Sexualkontakt durchzuführen. Bekanntlich werden die humanen Papillomviren beim Geschlechtsverkehr übertragen. Rund ein Drittel der erwachsenen Männer und Frauen sind mit Hochrisiko-HPV-Typen infiziert.

Für erwachsene Männer ist diese Impfung jedoch kaum eine Option. Ihr müssten Blutuntersuchungen vorangehen, ob nicht bereits Kontakt mit HP-Viren stattgefunden hat, wie die Immunantwort ausfiel und weiteres.

Fazit

Männer sollten Veränderungen am Penis ernst nehmen und nicht ignorieren. Frühzeitig erkannt, liegen die Heilungschancen beim Peniskarzinom derzeit bei über 90 Prozent. Doch auch wenn der Krebs danach verschwunden sind: Das größte Problem bei dieser Krebsart sind für den Mann die belastenden Nebenwirkungen und Folgen, die von Krankheit sowie Operation ausgehen, auch wenn sich neue, schonendere Therapien etablieren. Um für die nächste Generation diese Gefahr zu senken, ist die HPV-Impfung für Jungen und Mädchen die beste Option.

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