Erster Fall in Deutschland – Mücke infiziert Mensch mit West-Nil-Virus

In Deutschland ist der erste Fall von West-Nil-Virus bekannt geworden, bei dem sich ein Mensch durch einen Mückenstich infiziert hat. Wie das Robert Koch-Institut mitteilte, sei der 70-jährige Mann aus Sachsen an einer Gehirnentzündung erkrankt und im Klinikum St. Georg in Leipzig behandelt worden. Inzwischen sei der Patient wieder genesen.

West-Nil-Viren stammen ursprünglich vom afrikanischen Kontinent. In den meisten Fällen sorgen bestimmte Stechmücken für eine Übertragung des Erregers. Vögel sind die wichtigsten Wirte des Virus. Mücken infizieren sich häufig, wenn sie die Tiere stechen und können den Erreger anschließend an den Menschen weitergeben. Aus diesem Grund ereignen sich viele Ausbrüche entlang typischer Routen von Zugvögeln.

Infektion verläuft meist mild

Die Infektion verläuft bei etwa 80 Prozent ohne Beschwerden. Etwa 20 Prozent zeigen leichte Krankheitssymptome wie Fieber, Hautausschlag und grippeähnliche Erscheinungen, dies wird dann als West-Nil-Fieber bezeichnet. Übertragungen sind auch durch Bluttransfusionen möglich.

Bei unter einem Prozent aller Betroffenen – in der Regel bei älteren Menschen mit Vorerkrankungen – kommt es allerdings zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder seltener zu einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis), die tödlich enden kann. Bei dem betroffenen Patienten waren keine wesentlichen Vorerkrankungen bekannt.

Im vergangenen Jahr hatte sich bereits ein Tierarzt aus Bayern bei der Obduktion eines verendeten Bartkauzes mit dem West-Nil-Virus infiziert. Es war die erste bekannte Übertragung des West-Nil-Virus auf den Menschen in Deutschland. Der aktuelle Fall ist nun die erste Übertragung durch einen Mückenstich.

Klimawandel trägt zur Verbreitung des Virus nördlich der Alpen bei

„Das Risiko weiterer Fälle nimmt derzeit ab, da die Zahl der Mücken im Herbst zurückgeht. In den kommenden Sommern müssen wir jedoch mit weiteren West-Nil-Virus-Infektionen rechnen“, sagt Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts. „Glücklicherweise verläuft der Großteil der Fälle mild.“

Bereits in den vergangenen Jahren gab es immer wieder Ausbrüche in Süd- und Zentraleuropa sowie in Schwarzmeerstaaten. 2018 und 2019 wiesen Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Instituts und des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Deutschland mehr als 70 an West-Nil-Virus verendete Wild- und Zoovögel nach, besonders betroffen ist Ostdeutschland.

„Offenbar haben die durch den Klimawandel bedingten ungewöhnlich warmen Sommer der letzten beiden Jahre dazu beigetragen, dass sich das West-Nil-Virus nördlich der Alpen etabliert hat“, sagt Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik am Bernhard-Nocht-Institut. Hierzulande wird das Virus von heimischen Stechmücken der Gattung Culex übertragen.

In diesem Jahr sind den Forschern zufolge vermehrt auch Pferde betroffen. Pferdebesitzern wird daher empfohlen, die Tiere impfen zu lassen. Impfstoffe oder eine spezifische Therapie für Menschen gibt es bislang nicht. Infektionen lässt sich nur durch Mückenschutz vorbeugen. Der Nachweis des West-Nil-Virus ist meldepflichtig.

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