Diabetes ist zehnmal tödlicher als du denkst
Bei Krebs denkt jeder daran, dass die Krankheit auch das Leben kosten könnte – bei Diabetes besteht diese Assoziation nicht. Dabei ist die Stoffwechselkrankheit ebenfalls lebensgefährlich, wie eine aktuelle Analyse aufdeckt. Wir nennen die Ursachen dafür und sagen, auf was Diabetiker achten sollten.
Die Gefährlichkeit von Diabetes ist bis jetzt immer unterschätzt worden. Nur vergleichsweise wenige Todesfälle wurden mit der Stoffwechselkrankheit in Verbindung gebracht. Laut offizieller Todesursachenstatistik sollten durchschnittlich nur 2,7 Prozent aller Sterbefälle in Deutschland diabetesbedingt sein.
Nun haben Wissenschaftler des Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ am Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) ein große Analyse durchgeführt und kamen zu einem ganz anderen Ergebnis:
21 Prozent aller Todesfälle sind auf Diabetes zurückzuführen, davon 16 Prozent auf Typ-2-Diabetes.
Die Forscher untersuchten dazu die Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung. Dabei zeigte sich, dass lebensgefährliche Krankheiten, die durch Diabetes verursacht werden, die ausschlaggebende Rolle für jeden fünften Todesfall spielen.
Diabetes schadet vor allem den Blutgefäßen
Denn die Zuckerkrankheit kann eine Reihe von Folgekrankheiten nach sich ziehen. Bereits Jahre, bevor die Diagnose „Diabetes“ gestellt wird, kann ein längerer, zu hoher Blutzuckerspiegel die Gefäße verändern und Arteriosklerose begünstigen. Diabetiker haben deshalb ein bis zu dreimal höheres Risiko, Gefäßkrankheiten (Angiopathien) zu bekommen.
Zuerst machen kleine Gefäße dicht
Je nachdem, in welchen Bereichen des Körpers Gefäße betroffen sind und in welchem Ausmaß, sind die Folgen „nur“ unangenehm und mindern die Qualität des Lebens – oder können es sogar bedrohen.
Meistens sind als erstes die kleinen Blutgefäße von Arteriosklerose betroffen (Mikroangiopathie). Bei ihnen können bereits kleinste Verengungen zu leichten Durchblutungsstörungen führen. Diese kleinen Blutgefäße spielen in der Netzhaut, den Nieren, der Funktion der Nerven, aber auch von Herz und Gehirn eine Rolle. Was dabei auf Dauer als Folgekrankheit möglich ist:
- Augen: Retinopathie, also Einblutungen in die Netzhaut und Netzhautablösung, verbunden mit einem hohen Risiko für Erblindung.
- Nieren: Nephropathie, dabei verändern sich die Nierenkörperchen, die das Blut filtern. Sie können nicht mehr ausreichend arbeiten, im schlimmsten Fall versagen die Nieren und Blutwäsche wird nötig.
- Nerven: Der hohe Blutzuckerspiegel stört den Stoffwechsel der Nervenzellen. Sie bekommen nicht mehr ausreichend Sauerstoff und sterben dadurch ab. Es droht Polyneuropathie mit einem Verlust von Tast-, Vibrations- und Temperaturempfinden. Vor allem die Füße sind betroffen, Missempfindungen und schlecht heilende Wunden führen zum sogenannten „diabetische Fuß“ mit Geschwürbildung.
- Haut: Diabetiker haben häufig Hautprobleme. Nicht nur, dass Wunden schlecht heilen, auch Pilzinfektionen sind oft besonders hartnäckig. Ursache ist unter anderem, dass die kleinsten Blutgefäße in der Haut schlecht arbeiten und der Säureschutzmantel der Haut verändert ist.
Übrigens können auch die großen Gefäße der Beine, also die Beinarterien durch Arteriosklerose betroffen sein. Sie verengen sich oder können sich sogar verschließen. Jeder Schritt wird dann zur Qual, die Betroffenen müssen ständig beim Gehen Pausen einlegen. Medizinisch wird dieses Beschwerdenbild bezeichnet als arterielle Verschlusskrankheit der Beine, kurz PAVK oder umgangssprachlich Schaufensterkrankheit. PAVK, aber auch diabetischer Fuß können zur Amputation führen.
Tödliches Risiko für Gehirn und Herz
Auch am Herzen und im Gehirn können sich schon frühzeitig Verengungen in den kleinen Blutgefäßen bilden. Diese arteriosklerotischen Veränderungen fallen zuerst kaum auf, sie verursachen kaum Beschwerden. Sind dann jedoch die großen Blutgefäße in diesen Organen betroffen, also Arterien im Gehirn und die Herzkranzarterien, steigt das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall rapide an. Beide Ereignisse sind die häufigste Todesursache von Diabetikern.
Mehr jugendliche Diabetiker: höheres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall als Erwachsene
Sowohl Herzinfarkt als auch Schlaganfall führen dazu, dass große Bereiche des betroffenen Organs nicht mehr versorgt werden. Dabei hat sich eine Arterie total verschlossen, der dahinter liegende Bereich, der durch dieses Blutgefäß versorgt wurde, stirbt langsam ab.
Übrigens erleiden immer mehr Menschen unter 40 Jahren einen Schlaganfall. Eine der möglichen Ursachen: die Zahl Diabetes-Neuererkrakungen hat sich unter Jugendlichen verfünffacht.
Bluthochdruck und Rauchen verstärken die Risiken
Herzinfarkt und Schlaganfall sind damit die mit Abstand gefährlichsten Folgekrankheiten von Diabetes. Vor allem, wer zusätzlich raucht und/oder Bluthochdruck hat, potenziert sein Risiko zusätzlich. Rauchstopp und optimale Senkung eines zu hoher Blutdrucks sind deshalb für jeden Diabetiker lebenswichtig.
Die Folgekrankheiten von Diabetes – egal, ob es „nur“ ständig wiederkehrender Hautpilz ist oder bereits eine dramatische Verengung der Halsschlagader durch Arteriosklerose – sind jedoch kein Schicksal. Wichtig ist, bereits auf die ersten Symptome zu achten, die auf die Vorstufe von Diabetes, sogenannten Prädiabetes hinweisen und möglichst rasch zu reagieren.
Folgekrankheiten wie Schlaganfall und Herzinfarkt vermeiden
Was Sie dafür tun sollten: Jährlich beim Arzt den Blutzuckerspiegel testen lassen. Falls die Werte etwas über dem Normbereich liegen, beispielsweise
- Nüchternzucker 100 und 125 mg/dl,
- Zuckerbelastungstest 140 und 199 mg/dl,
sofort reagieren und
den Zuckerkonsum einschränken, dabei auch auf versteckten Zucker und die noch gefährlichere Isoglukose (Glukosesirup, Maissirup, Stärkesirup) achten, täglich für mehr Bewegung sorgen.
Dann lässt sich ein echter Diabetes mit Sicherheit vermeiden. Selbstverständlich sollte der Blutzuckerspiegel in Absprache mit dem Arzt regelmäßig kontrolliert werden, um zu erkennen, wie die Maßnahmen greifen.
Und wenn sich bereits Diabetes etabliert hat – achten Sie von Anfang an auf eine optimale Blutzuckereinstellung. Denn wie gut sie in den ersten zehn Jahren der Erkrankung gelingt – das entscheidet darüber, ob sich später eine Folgekrankheit bildet oder nicht.
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