Was hat meine Impfung gebracht? Forscher wissen jetzt, wann Antikörperspiegel zu niedrig sind

Auch mehrfach Geimpfte können sich mit Corona infizieren. Wissenschaftler ermittelten jetzt Antikörperwerte, ab denen das Risiko für eine solche Durchbruchsinfektion steigt. Die Ergebnisse könnten die Grundlage für einen Bluttest darstellen.

Die Impfung gegen das Coronavirus schützt vor Covid-19. Wie gut, hängt aber von der Stärke der Immunantwort ab, die der Körper gegen das Virus entwickelt – und das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Das zeigt die größte deutsche Impfstudie zu Covid-19, die ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät seit mehr als einem Jahr am Universitätsklinikum Essen durchführt. Die Wissenschaftler ermittelten nun Werte, ab denen das Risiko für eine Infektion trotz Impfung ansteigt.

Corona-Impfung: Forscher überprüften die Daten von über 2500 Personen

Unter der Leitung des Instituts für Pharmakogenetik und des Instituts für Virologie wurden ab dem Frühjahr 2021 mehr als 2500 Beschäftigte der Universitätsmedizin Essen in diese Studie aufgenommen und kontinuierlich untersucht. Es wurden regelmäßig nach der Erst-, Zweit-, und Drittimpfung Blutproben entnommen und die Menge der Antikörper gegen Sars-CoV-2 bestimmt, der sogenannte Antikörpertiter. Zusätzlich beantworteten die Teilnehmenden Fragen zu ihrem Gesundheitszustand und ob Corona-Infektionen trotz Impfung auftraten.

Seine ersten Studienergebnisse hat das Forschungsteam jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „ Frontiers in Immunology “ publiziert, in die die Daten von 1391 Teilnehmenden eingeflossen sind. Im Zeitraum von Ende November 2021 bis Anfang März 2022 infizierten sich trotz Boosterimpfung 102 Personen, das sind sieben Prozent, mit der Omikron-Variante von Sars-CoV-2. Die meisten Infektionen erfolgten im privaten Umfeld und nicht am Arbeitsplatz im Krankenhaus.

„Das Gute an der Nachricht ist“, erläutert Winfried Siffert vom Institut für Pharmakogenetik, „dass bei allen Infizierten die Erkrankung nur kurz dauerte und milde verlief, ähnlich wie bei einer Erkältung. Niemand musste im Krankenhaus behandelt werden. Wir sehen also bestätigt, dass man nach Booster-Impfung trotz Infektion vor einem schweren Verlauf geschützt ist.“

Infizierte hatten weniger Antikörper durch die Impfung

Das Forschungsteam ging auch der Frage nach, wer von einer Durchbruchinfektion betroffen war. „Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen oder ähnliches haben hier keine Rolle gespielt“, sagt Ulf Dittmer vom Institut für Virologie. „Allerdings hatten Infizierte im Vergleich zu Nicht-Infizierten niedrigere Antikörpertiter, haben also schlechter auf die Impfung angesprochen – warum ist Gegenstand weiterer Untersuchungen.“

Die Konzentration der Antikörper im Blut werde in der Regel in der Einheit BAU angegeben, kurz für Binding Antibody Units. Konkret stellten die Wissenschaftler fest: Der Antikörperwert lag im Schnitt

  • bei Infizierten mit Durchbruchsinfektionen bei 3477,0 BAU/ml und
  • bei Infizierten ohne Durchbruchsinfektion bei 4733,0 BAU/ml.

„Studienteilnehmer mit einem Anti-Spike-Antikörperspiegel von 2816,0 BAU/ml oder weniger hatten ein zweifach erhöhtes Risiko für eine Durchbruchsinfektion im Vergleich zu Personen mit Antikörperspiegeln über diesem Grenzwert“, schreiben die Wissenschaftler weiter.

Zudem untersuchten die Wissenschaflter mithilfe eines Neutralisationstests (sVNTs), wie gut die vorhandenen Antikörper die Omikron-Variante hemmen können. Dieser Wert wird in Prozent angegeben. Hier fiel ein weiterer Unterschied auf: Das Blutserum von Infizierten konnte die Virusvariante Omikron deutlich schlechter neutralisieren, als dies bei Nicht-Infizierten der Fall war. Die Ursache liegt neben der geringeren Antikörperzahl vermutlich in der Beschaffenheit der Antikörper. Auch diesen Punkt will das Essener Team zukünftig näher untersuchen.

Ab diesem Wert steigt das Risiko für Durchbruchsinfektionen

Das abschließende Ergebnis lautete demnach:

Teilnehmer

  • mit Antikörpertitern unter 2641,0 BAU/ml und
  • einer schwachen Neutralisationskapazität gegen Omikron von weniger als 65,9 Prozent

hatten einen Monat nach der Auffrischungsimpfung ein zehnfach erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Omikron-Infektion trotz Boosterimpfung. Hingegen war das Risiko, eine Omikron-Durchbruchsinfektion zu entwickeln, unabhängig von Impfschema, Geschlecht, Body-Mass-Index, Raucherstatus oder Vorerkrankungen erhöht.

Ergebnisse könnten Durchbruchsinfektionen verhindern

Die Forscher erklären, dass ihre Studienergebnisse dabei helfen könnten, Menschen mit einem höheren Risiko für Durchbruchsinfektionen zu identifizieren. Das könnte mithilfe von routinemäßigen Antikörperbestimmungen sowie sVNTs erfolgen, also mit einem Bluttest. Wer zu niedrige Werte hat, könnte den Impfschutz dann ein weiteres Mal auffrischen lassen.

Schon jetzt können Geimpfte ihren Antikörperspiegel in bestimmten Teststellen oder Arztpraxen überprüfen lassen. Ein einheitliches Verfahren, diese mit sVNTs zu kombinieren, wird von diesen hingegen nicht angeboten.

Die Impfstoffe wurden allerdings nicht nur entwickelt, um Infektionen zu verhindern, sondern auch, um Personen vor einem schweren Verlauf zu schützen. Das tun sie bei den meisten Menschen weiterhin.

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