Warum jede Corona-Infektion ein zusätzliches Risiko birgt
An kaum einem Ort herrscht noch Maskenpflicht, einzelne Bundesländer schaffen die Isolationspflicht bei einer Corona-Infektion ab – doch diese gelockerten Regeln bedeuten nicht, dass man das Virus als völlig harmlos betrachten sollte. Es handelt sich eben nicht nur um einen Schnupfen, wie die Virologin Sandra Ciesek erst kürzlich auf Twitter betonte. Auch Ergebnisse einer US-Studie zeigen, dass eine mehrfache Infektion mit dem Coronavirus mit einem erheblichen Risiko für die Gesundheit einhergeht.
Forschende der Washington University School of Medicine in St. Louis haben anonymisierte Krankenakten von US-Veteranen untersucht. Dabei werteten die Forschenden Daten von rund 41.000 Menschen aus, die zwei oder mehr Corona-Infektionen im Zeitraum von 1. März 2020 und 6. April 2022 hatten. Als Kontrollgruppen dienten 443.000 Personen, die nur einmal Covid-19 hatten und 5,3 Millionen Menschen, die sich noch nicht mit dem Coronavirus infiziert hatten.
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Erneute Corona-Infektion steigert Risiko für gesundheitliche Probleme
Ihr Ergebnis: Reinfizierte Corona-Patienten hatten ein mehr als doppelt so hohes Sterberisiko und ein mehr als verdreifachtes Risiko für einen Krankenhausaufenthalt im Vergleich zu Patienten, die sich nur einmal mit Covid-19 infiziert haben. Außerdem stellten die Wissenschaftler:innen ein erhöhtes Risiko für Probleme mit Herz, Lunge, Nieren, der psychischen Gesundheit, Knochen, Muskeln und neurologischen Störungen fest.
In der Studie wurden die unterschiedliche Corona-Varianten berücksichtigt: Delta, Omikron und die Omikron-Sublinie BA.5. Die Ergebnisse sind unabhängig vom Impfstatus.
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"Unsere Forschung hat eindeutig gezeigt, dass eine zweite, dritte oder vierte Infektion zu zusätzlichen Gesundheitsrisiken in der akuten Phase, also in den ersten 30 Tagen nach der Infektion, und in den Monaten danach, das heißt in der langen Covid-Phase, beiträgt", sagte Studienleiter Ziyad Al-Aly in einer Mitteilung zur Studie. In den letzten Monaten hätten sich einige Menschen durch ihre Impfungen und Infektionen unbesiegbar gefühlt, doch die Studienergebnisse würden ein anderes Bild zeichnen. Das Risiko für gesundheitliche Probleme scheint mit jeder Infektion zu steigen. Für den Forschenden ist also klar: "Es ist besser eine dritte Corona-Infektion zu vermeiden, selbst wenn Sie schon zwei Covid-19-Infektionen hatten. Und wenn Sie drei Infektionen hatten, vermeiden Sie am besten die vierte."
Allerdings gibt es bei der Untersuchung eine einschränkende Komponente: Die Population aus der Veteranen-Datenbank entspreche nicht der allgemeinen Bevölkerung, schildern Experten gegenüber "Reuters". Denn: Patienten in den Gesundheitseinrichtungen des US-Veteranenministeriums seien meist ältere, kränkere Menschen und oft Männer. Eine Gruppe also, die mehr gesundheitliche Komplikationen als normal habe, schilderte John Moore, Professor für Mikrobiologie und Immunologie am Weill Cornell Medical College in New York.
Aus der Studie lässt sich trotzdem ableiten, dass eine Reinfektion nicht per se ungefährlicher ist als die erste Covid-19-Infektion. Bei Menschen mit einem gesunden Immunsystem fällt eine wiederholte Infektion mit Covid-19 in der Regel aber milder aus. Das sei jedoch abhängig von der Variante und dem Zeitpunkt der Reinfektion, sagte Martina Prelog, Immunologin am Universitätsklinikum Würzburg, im Gespräch mit dem stern.
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