Verband will Bürokratie abbauen und härter mit Kassen verhandeln

Der Landesapothekerverband Rheinland-Pfalz will sich in künftigen Verhandlungen zu Arzneiversorgungsverträgen mit den Krankenkassen vehementer für unbürokratische Abläufe einsetzen als bisher. In der Coronakrise hätten die Apotheker gezeigt, dass sie auch ohne Daumenschrauben wirtschaftlich agieren. Das müsse sich jetzt auch in den Verträgen niederschlagen.

Mit der SARS-CoV-Arzneimittelversorgungsverordnung hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Apothekern viel Beinfreiheit bei der Belieferung von Rezepten eingeräumt. Ziel war es, dass die Offizinen die Patienten schnell und unbürokratisch mit den verordneten Arzneimitteln beliefern können, ohne Retaxationen durch die Krankenkassen befürchten zu müssen.

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Dabei haben die Apotheker bewiesen, dass sie ihren Spielraum maßvoll zu nutzen wissen und trotz allem das Wirtschaftlichkeitsgebot nicht aus den Augen verlieren. Dafür verdienen sie künftig mehr Vertrauen vonseiten der Kassen als bisher, meint der stellvertretende Vorsitzende des Landesapothekerverbands Rheinland-Pfalz, Peter Schreiber. Bei der gestrigen Versammlung des Verbands kündigte er an, die Arzneiversorgungsverträge in puncto Bürokratie ab sofort schärfer mit den Kostenträgern verhandeln zu wollen als zuvor.

Dass die Apotheken sich als vertrauenswürdige Partner erwiesen haben, müsse sich jetzt auch auf die Verträge auswirken: Schreiber plant, eine „Generaldebatte“ zum Thema Bürokratie in den Apotheken anzustoßen. Erste Gespräche mit einzelnen Kassen haben demnach wie erwartet keine Ergebnisse gebracht. „Das machen die Kassen nicht freiwillig“, sagte Schreiber. „Da führt der Weg nur über die Politik und die Öffentlichkeit.“ Eine entsprechende Kampagne sei derzeit in Planung.

Impfen Apotheker bald auch in Rheinland-Pfalz?

Was Modellprojekte zur Grippeimpfung in den Apotheken betrifft, hatte sich Rheinland-Pfalz bisher spürbar zurückgehalten. Der zugeschaltete Apotheker und Pharmazierat Peter Stahl von der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz erklärte, nun doch die Berufsordnung anpassen zu wollen, um Modellprojekte möglich zu machen. Verbandschef Andreas Hott erläuterte, Kammer und Verband seien sich einig gewesen, diesbezüglich nicht vorpreschen zu wollen – auch weil die Honorierung zunächst unklar gewesen sei.

Inzwischen impfen jedoch die ersten Apotheken in den Modellregionen. Die Entwicklungen dort wolle man im Auge behalten, so Hott. „Wenn sich das bewährt, werden wir nächstes Jahr mitmachen.“ Dann, so hofft der Verbandsvorsitzende, werde sich auch „der Widerstand der Ärzteschaft relativiert haben“.

Emotionaler Abschied

Zudem bereiteten die Delegierten einem Kollegen einen emotionalen Abschied: Apotheker Bernhard Pohlmann beendet nach rund drei Jahrzehnten sein Engagement im Verband. Er wurde für seine „großen Verdienste in der Vorstandsarbeit“ zum Ehrenmitglied des LAV ernannt. Nachrücken wird voraussichtlich Apothekerin Dr. Anna Maria Grimm aus dem Westerwald. Neben dem Vorsitzenden Hott werden wohl auch Petra Engel-Djabarian, Dr. Jan-Niklas Francke und Thomas Hanhardt ihre Vorstandstätigkeit fortsetzen. Die Wahl findet wegen der Coronavirus-Pandemie und der deshalb nötigen Verlagerung der Sitzung auf das Internet schriftlich statt. Für die fünf Posten haben sich allerdings genau fünf Kandidaten beworben, sodass den Delegierten die Entscheidung leicht fallen dürfte.

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