Super schnell und infektiös – Arcturus erreicht das nächste Level
Die Corona-Variante mit dem Namen Arcturus breitet sich in vielen Ländern aus. Da XBB.1.16 ziemlich schnell unterwegs ist, hat dieser Omikron-Typ seine eigene Klade, also einen Evolutionszweig bekommen – analog zum Kraken XBB.1.5. Zudem stufte die WHO Arcturus als Variante von Interesse ein.
Vor allem in Indien hat Arcturus viel von sich reden gemacht. Dort verursachte die Omikron-Variante XBB.1.16 zum ersten Mal seit sechs Monaten wieder eine Corona-Welle. Alles spielte sich insgesamt auf niedrigem Level ab. Dennoch beobachteten Experten wie Experte Vipin Vashishta, Kinderarzt sowie Forscher am Mangla Hospital and Research Center im indischen Bijnor und Mitglied der WHO-Vakzin-Gruppe, Arcturus und seine Auswirkungen intensiv. Ihm zufolge ist Arcturus nun in bereits in 42 Ländern.
Durch seinen Wachstumsvorteil vermehrte sich XBB.1.16 auch in Singapur, Australien und den USA sehr gut. Großbritannien meldete ebenfalls steigende Fallzahlen. Dass sich Arcturus im Vergleich zu den Vorgängern noch einmal schneller ausbreitet, hat dem Omikron-Typ seine eigene Klade, also einen Evolutionszweig eingebracht. In den offiziellen Linien des „PangoNetwork“ heißen XBB.1.16 und seine Abkömmlinge nun 23B (Omikron) – analog zu 23A (Omikron), hinter dem sich der Krake XBB.1.5 verbirgt.
Arcturus-Zahlen in Großbritannien haben sich verdreifacht
Innerhalb von ein paar Wochen im April hat Arcturus durch seinen Verbreitungsvorteil seinen Anteil in Großbritannien verdreifacht. Auch dort spielt sich das Infektionsgeschehen noch auf einem niedrigen Niveau in absoluten Zahlen ab. Doch Verantwortliche der staatlichen Gesundheitsbehörde (UK Health Security Agency, UKHSA) erklärten, dass Arcturus zu den „konkurrenzfähigsten“ Covid-Stämmen im Vereinigten Königreich gehöre. Sie erwarten, dass einer der Stämme in den kommenden Wochen dominant werden wird.
Gleichzeitig schränkten sie ein: „Die Probenzahlen für XBB.1.16 sind jedoch sehr gering, und die Ergebnisse können sich ändern, wenn weitere Daten verfügbar werden.“ Im aktuellsten Bericht macht Arcturus 2,3 Prozent der analysierten Proben aus.
Was bedeutet das für Deutschland? Oft hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass Großbritannien eine Art Vorschau für Deutschland bot. Denn viele Entwicklungen während der Pandemie kamen nach ein paar Wochen auch hierzulande an. Häufig war das auch schlicht der besseren Datenerhebung auf der anderen Seite des Kanals geschuldet.
Bisher wurden in Deutschland weiterhin sehr wenige XBB.1.16-Sequenzen (n=24, KW 5-14/2023) übermittelt, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) im aktuellen Wochenbericht auflistet.
Was den Überblick über das Corona-Varianten-Geschehen angeht, dürfte sich hier künftig kaum etwas verbessern. Das RKI schreibt zwar: Auch nach Ende der Dokumentation der Variante werde eine Surveillance der in Deutschland zirkulierenden Sars-CoV-2-Varianten in Deutschland gewährleistet.
Aber die Datengrundlage hierfür bleibt überschaubar. Dazu heißt es: „Im Rahmen der etablierten Sars-CoV-2-Surveillance werden am RKI auch weiterhin Genomsequenzierungen von ca. 100 Sars-CoV-2-positiven Proben pro Woche durchgeführt.“
Arcturus ist Variante von Interesse
Zudem stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Arcturus aufgrund des nachhaltigen Wachstumsvorteils, der von mehreren Ländern gemeldet worden war, schon vor einer Weile als Variante von Interesse (VOI) ein.
Kleine Chronologie:
- XBB.1.16 war zuerst am 9. Januar 2023 gemeldet und
- am 22. März 2023 als Variante unter Überwachung (VUM) ausgewiesen.
- Am 17. April 2023 wurde XBB.1.16 als Variante von Interesse (VOI) bezeichnet.
So charakterisiert die WHO die Omikron-Variante: XBB.1.16 ist eine Nachfolgelinie von XBB, einer Rekombination von zwei BA.2-Nachkommen. XBB.1.16 hat ein ähnliches genetisches Profil wie die VOI XBB.1.5, mit zusätzlichen Aminosäuremutationen E180V und K478R im Spike-Protein im Vergleich zu ihrem Abstammungs-XBB.1.
Keine Hinweise, dass Arcturus schwerer krank macht als Vorgänger
Wenn auch das Coronavirus kontinuierlich mutiert, verändert es keineswegs gleichzeitig die Gefährlichkeit. Die WHO schreibt: „Die globale Risikobewertung für XBB.1.16 ist im Vergleich zu XBB.1.5 und den anderen derzeit im Umlauf befindlichen Varianten gering, zum jetzigen Zeitpunkt und mit verfügbaren Beweisen.“ Zwar seien Wachstumsvorteile und Immune-Escape-Eigenschaften in verschiedenen Ländern und vor verschiedenen Immunhintergründen beobachtet worden, aber es seien keine Änderungen des Schweregrads gemeldet worden. In Indien und Indonesien sei ein leichter Anstieg der Bettenauslastung zu verzeichnen. Die Niveaus seien jedoch viel niedriger als in früheren Variantenwellen.
Auch Experten hierzulande erwarten von XBB.1.16 keine erhöhte Krankheitslast. „Ich glaube nicht, dass es wieder zu vielen schweren Verläufen durch Arcturus kommen wird“, erklärte Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie des Universitätsklinikums Essen, auf Nachfrage von FOCUS online.
Besonders Menschen, die erst geimpft wurden und dann leicht/mittelschwer erkrankt seien, hätten eine ganz breite Immunität – durch Antikörper, wie auch durch T-Zellen. Das treffe auf sehr viele in Europa zu. „Das schützt sie sehr gut vor schwerer Erkrankung und dem kann keine denkbare Variante vollständig aus dem Weg gehen.“
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