Setzt der Herzschlag aus, wenn wir niesen? 5 Kardio-Mythen im Check
Um das Herz ranken sich nicht nur die Lungen und das Brustbein, sondern auch zahlreiche Mythen. Sicher habe viele von uns schon mal davon gehört, dass das Herz beim Niesen kurzzeitig aussetzt oder Sportler größere Herzen haben. Doch stimmt das wirklich?
Das Herz macht im Laufe unseres Lebens viel mit. Haben wir Angst, schlägt es bis zum Hals, sind wir glücklich, macht es einen Sprung. In der Liebe pocht es schneller und bei Traurigkeit bricht es vor Schmerz. Und scheinbar nebenbei schlägt es rund 100.000 Mal am Tag, um unseren Körper mit Sauerstoff sowie Nährstoffen zu versorgen und uns am Leben zu halten. Doch so leistungsstark es ist, so sagenumwoben ist es auch. Zeit, mit ein paar herzlichen Mythen aufzuräumen.
1. Sport vergrößert das Herz
Das Herz ist ein muskulöses Hohlorgan. Da liegt die Annahme nahe, dass dieser Muskel bei regelmäßiger körperliche Betätigung auch wachsen und größer werden müsste.
Nach Angaben der „Stiftung Gesundheitswissen“ passt sich das Herz tatsächlich funktional an, wenn wir häufiger Sport machen. Zum einen senkt die körperliche Aktivität den Ruhepuls und erhöht das Herzschlagvolumen, also die Menge an Blut, die pro Schlag durch den Körper gepumpt wird. Bereits nach zwei Wochen sei der Puls um fünf Schläge niedriger, erklärt Sportkardiologe Martin Halle im Gespräch mit „Spektrum“. Dadurch werde im Ruhestand sowie unter Belastung weniger Energie verbraucht.
Zum anderen reagiert das Herz auch strukturell auf Sport. So vergrößern sich die Herzhöhlen, wodurch das Herz wächst. Das passiert allerdings nur bei der regelmäßigen Ausübung von Ausdauersportarten wie Laufen, Schwimmen oder Radfahren. Wichtig dabei: die moderate Intensität. „Trainiert man […] im niedrigen Pulsbereich, passt sich das Herz-Kreislauf-System daran an: Die Gefäße werden weiter und elastischer, das Herz wird größer“, so Halle.
Fazit: Ja, zumindest kann regelmäßiger Ausdauersport das Herz vergrößern.
2. Das Herz kann vor Kummer brechen
Das Wort „herzzerreißend“ kommt nicht von ungefähr – wenn wir Liebeskummer haben oder anderweitig traurige Dinge erleben, schmerzt das Herz manchmal so sehr, als würde es in zwei Teile brechen. Realistisch betrachtet kann ein Herz aber nicht brechen. Allerdings kann massiver emotionaler und körperlicher Stress, etwa wenn eine geliebte Person verstirbt oder eine Operation einen schweren Verlauf genommen hat, eine akute Herzerkrankung auslösen. Sie ist unter dem Begriff Broken-Heart-Syndrom bekannt.
Dabei handelt es sich um eine Funktionsstörung der linken Herzkammer. „Häufig wird das Broken-Heart-Syndrom zunächst für einen Herzinfarkt gehalten, da es die gleichen Symptome auslöst“, sagt Sabine Reinhold, Oberärztin der Kardiologie, im Gespräch mit der „Helios Bördeklinik“. Betroffene haben mit Atemnot und einem Engegefühl in der Brust zu kämpfen. Außerdem kann es zu Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbrüchen kommen. „Im Herzultraschall fällt eine deutliche Bewegungsstörung des Herzmuskels auf. Im Gegensatz zum Infarkt findet man bei den Betroffenen aber keine Verengung oder Verschluss eines Herzkranzgefäßes“, so Reinhold.
Behandelt wird das Syndrom mit Betablockern oder einer Blutdruckeinstellung. Die Betroffenen genesen wieder vollständig und tragen keine Schäden davon.
Fazit: Nein, ein Herz kann nicht vor Kummer brechen. Unter Umständen löst massiver Stress aber eine vorübergehende Funktionsstörung aus.
3. Frauenherzen schlagen schneller als Männerherzen
In Herzensangelegenheiten sind Männer und Frauen manchmal unterschiedlich. Biologisch gesehen stimmt das tatsächlich: Wie laut „Stiftung Gesundheitswissen“ ein Studie aus den USA mit 92.000 Probanden ergab, schlagen die Herzen von Männern 50 bis 80 Mal in der Minute, bei Frauen sind es 53 bis 82 Herzschläge. Warum das so ist? Laut der „Uniklinik RWTH Aachen“ sind Männerherzen etwas größer und wiegen rund 300 Gramm. Ein Frauenherz kommt auf ungefähr 250 Gramm.
Fazit: Ja, Frauenherzen schlagen minimal schneller als Männerherzen.
4. Beim Niesen setzt das Herz kurz aus
Wenn wir kräftig niesen, fühlt es sich so an, als würde das Herz für einen Augenblick stehenbleiben. Durch das tiefe Einatmen vor dem Niesen verändert sich der Druck im Brustbereich und das Blut fließt langsamer zum Herzen, wodurch das Organ aus dem Takt kommen kann. Nach Angaben von „Healthline“, einem US-amerikanischen Portal für Gesundheitsinformationen, verzögert sich der Herzschlag beim Niesen tatsächlich manchmal um ein bis zwei Sekunden.
Aussetzen tut er aber nicht. Dafür sorgt der Sinusknoten, der sich im rechten Herzvorhof befindet und der natürliche Schrittmacher des Herzens ist. Er sendet elektrische Impulse an das gesamte Herz, das sich daraufhin zusammenzieht und Blut durch den gesamten Körper pumpt. Die physiologischen Veränderungen, die mit dem Niesen einhergehen, haben keinen Einfluss auf diese elektrischen Signale.
Fazit: Nein, das Herz setzt beim Niesen nicht aus.
5. Frauen und Männer haben dieselben Herzinfarkt-Symptome
Die Vorstellung, dass sich ein Herzinfarkt bei allen Betroffenen durch starke Brustschmerzen ankündigt, herrscht in den Köpfen vieler Menschen vor. In Wahrheit sind die Anzeichen für einen Herzinfarkt bei Männern und Frauen sehr verschieden.
Der plötzliche, sehr heftige Schmerz im Brustkorb ist laut der „Deutschen Herzstiftung“ das häufigste Herzinfarkt-Symptom bei Männern. Dieser dauert meist länger als fünf Minuten und strahlt teilweise auch in andere Körperregionen aus, zum Beispiel in die Arme oder den Rücken. Zudem klagen männliche Betroffene über ein massives Engegefühl und starkes Brennen in der Brust sowie gelegentlich über Übelkeit und Erbrechen.
Bei Frauen wiederum sind die Anzeichen eher unspezifisch. Zwar können Herzinfarkt-Patientinnen auch unter Brustschmerzen leiden, allerdings sind diese bisweilen weniger stark ausgeprägt als bei Männern. Frauen klagen häufiger über ein Druck- oder Engegefühl in der Brust sowie Atemnot, Schweißausbrüche, Rückenschmerzen, Ziehen in den Armen, unerklärliche Müdigkeit sowie Depressionen.
Diese Symptome sorgen dafür, dass einige weibliche Betroffene die Gefahr nicht einschätzen können. Nach Angaben der „Deutschen Herzstiftung“ glauben viele von ihnen, eine Magenverstimmung zu haben. Außerdem sind Frauen häufiger gehemmt, sich Hilfe zu holen, da sie nicht zur Last fallen wollen.
Fazit: Nein, die Symptome sind bei Männern und Frauen unterschiedlich.
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