Overwiening: Abrupte Preissenkungen erschüttern Vertrauen

Auch fünf Millionen Bezieher von Grundsicherung sollen in Kürze jeweils zehn FFP2-Schutzmasken in den Apotheken erhalten – gegen Vorlage eines Schreibens ihrer Krankenkasse und ihres Personalausweises. Man will den „geübten Weg“ gehen, der schon bei der Maskenverteilung an Risikopatienten funktionierte. Allerdings will das Bundesgesundheitsministerium offenbar über ein geringeres Honorar für die Apotheken nach – für ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening  ein „fatales Signal“ an die Kolleginnen und Kollegen.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gaben am heutigen Donnerstag in Berlin bekannt, dass nun auch rund fünf Millionen Bezieher von Grundsicherung jeweils zehn FFP2-Masken bekommen sollen. Man will dafür das Verfahren nutzen, das sich bereits für die Risikogruppen bewährt hat: Die Krankenkassen, die auch wissen, welche ihrer Versicherten Grundleistungen nach dem Sozialgesetzbuch II erhalten, werden die Betroffenen anschreiben. Mit diesem Brief und ihrem Personalausweis könnten die Masken dann in der Apotheke abgeholt werden – „ohne Schutzgebühr“, wie Heil betonte.

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Die Details der Umsetzung muss nun das Bundesgesundheitsministerium (BMG) per Verordnung regeln, wie eine Sprecherin des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales gegenüber DAZ.online mitteilte. Das BMG wiederum äußerte sich nicht zu Anfragen von DAZ.online. Nach einem Bericht der „Pharmazeutischen Zeitung“ soll Spahn gesagt haben, die Höhe stehe noch nicht fest, er gehe aber davon aus, dass ein „deutlich niedrigerer Preis“ angesetzt werden könne.

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hat hierfür kein Verständnis. In einem ersten Statement erklärt sie: „Die Apotheken haben seit einem Jahr ihre ganze Kraft in die Pandemiebekämpfung gesteckt. Trotz Lieferengpässen und Lockdowns haben sie die flächendeckende Arzneimittelversorgung jederzeit gesichert. Im Dezember haben die Apotheken zudem die Herkulesaufgabe angenommen, von einem Tag auf den anderen zig Millionen FFP2-Masken zu beschaffen, vorzufinanzieren und kostenlos an Risikopatienten abzugeben. Dabei haben sie natürlich auf Basis der zugesagten Vergütung kalkuliert. Jetzt inmitten der zweiten Phase der Maskenverteilung über eine abrupte Honorarkürzung zu sprechen, ist für die Kolleginnen und Kollegen ein fatales Signal und erschüttert ihr Vertrauen in die Zusagen der Politik.“

Grundsätzlich betont Overwiening aber auch, dass die Versorgung von Grundsicherungsempfängern mit kostenfreien Schutzmasken ein richtiger und wichtiger Schritt sei. Für die Apotheken sei es auch „ein Stück gesellschaftliche Verantwortung“, dies zu leisten. Genügend Masken gebe es. „Wie der Markt aber preislich reagiert, wenn nun noch einmal 50 Millionen hochwertige Schutzmasken zusätzlich gebraucht werden, müssen wir in den nächsten Tagen sehen.“

Die ABDA-Präsidentin äußert zudem die Hoffnung, dass die Berechtigungsscheine diesmal rascher bei den Bedürftigen ankommen. „Bei den Senioren und Risikopatientinnen hat die Versendung der Coupons bisher nicht im wünschenswerten Tempo geklappt.“

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