Maske und Schulschließungen im Herbst? Kindermediziner erklärt, wie wir das verhindern
In einigen Bundesländern gehen die Sommerferien bald schon wieder dem Ende zu. Eltern und Lehrer fragen sich schon jetzt: Wie wird der kommende Corona-Herbst an den Schulen aussehen? Kindermediziner Jörg Dötsch ordnet die aktuelle Lage ein.
Schon jetzt sind die Inzidenzen hoch, viel höher als im Sommer vor einem Jahr. Im Hinblick auf den Herbst lassen diese Zahlen nichts Gutes erahnen: Schüler, Eltern und Lehrer müssen befürchten, dass mit den kälteren Temperaturen in wenigen Wochen auch Masken, Tests und Homeschooling erneut zum Alltag werden könnten.
Psychischen Auswirkungen der Schulschließungen immens
Die meisten Experten sind sich immerhin einig, dass Schulschließungen keine Option mehr sein sollten. Lockdowns und monatelanges Homeschooling haben nicht nur zu immensen Lernrückständen bei vielen Schulkindern geführt; auch die psychischen Auswirkungen der Pandemie-Maßnahmen auf Kinder und Jugendlichen werden uns vermutlich noch über Jahre begleiten.
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Deshalb betonen Kindermediziner wie Jörg Dötsch, wie wichtig es ist, dass die Schulen offen bleiben – damit Kinder und Jugendliche einander dort begegnen und sich austauschen können.
Dötsch: Tests nur im Ausnahmefall
Dötsch ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Mitglied im Corona-Expertenrat der Bundesregierung und leitet die Kinderabteilung der Universitätsklinik Köln. Im Interview mit der "Welt" erklärt er, wie der Schulbetrieb im Herbst und Winter gesichert werden kann. Die Massentests an Schulen gehören für Dötsch jedenfalls der Vergangenheit an:
"Anlassloses Testen bringt derzeit nichts. Bei den hohen Inzidenzen müssen wir sonst zu viele Schüler nach Hause schicken. Das darf nicht passieren. Getestet sollte nur werden, wenn ein Kind Symptome hat. Nur wenn der Schulbetrieb ernsthaft gefährdet ist oder wenn eine gefährlichere Variante kursiert, sollten Tests in der Schule wieder eine Rolle spielen."
Lüftungsgeräte nicht erforderlich, Masken nur bei schweren Varianten
Auch Lüftungsgeräte in den Klassenräumen hält Dötsch nicht für zwingend erforderlich. Er plädiert für regelmäßiges Lüften, eventuell mit Hilfsmitteln: "Im Angesicht der Energiekrise sollte am besten mit einem CO2-Messgerät kontrolliert werden, wann und wie lange gelüftet werden muss. Man weiß so, wann die Fenster geöffnet werden müssen, aber auch, wann man sie wieder schließen kann."
Masken würde der Kindermediziner nur einsetzen, wenn andernfalls wegen einer schwereren Variante oder extremer Krankheitsausfälle der Unterricht nicht mehr aufrechterhalten werden könne. "Die Möglichkeit, die Maskenpflicht wieder einzuführen, sollte aber offengehalten werden."
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Auf die Frage, was helfen würde, den Präsenzunterricht zu sichern, sagte Dötsch: "Natürlich impfen." Für die über Fünfjährigen gäbe es eine klare Empfehlung der Stiko. Zwar hätten Schätzungen zufolge schon 80 Prozent der Schulkinder eine Infektion durchgemacht und zudem ein ohnehin geringes Risiko durch die Erkrankung. Eine Impfung könne ihnen dennoch einen guten hybriden Schutz vor schwerer Erkrankung verschaffen. Für alle Kinder ab 12 Jahren sei die Empfehlung, zwei Impfungen, ein Booster. "Eine vierte Impfung steht für Jugendliche gerade nicht zur Debatte", sagte Dötsch.
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