Mahnerin Priesemann überraschend optimistisch: Werden einen guten Sommer haben
Viola Priesemann untersucht am Max-Planck-Institut in Göttingen die Mechanismen der Corona-Pandemie. In den vergangenen Monaten ist sie in der Öffentlichkeit immer wieder als Mahnerin aufgetreten. Nun hat sie sich überraschend optimistisch zur aktuellen Entwicklung geäußert.
Die Physikerin Viola Priesemann war in den vergangenen Monaten ein häufiger Gast in Talk-Shows. Dort trat die 39-Jährige meist als Mahnerin auf. In einem Interview mit dem "Spiegel" äußerte sie sich nun überraschend positiv zu der aktuellen Entwicklung der Corona-Zahlen.
"Wir beobachten im Moment, dass die Zahl der Infektionen pro Woche um etwa 20 Prozent nach unten geht. Setzt sich dieser Trend fort, können wir schon in vier bis fünf Wochen bundesweit bei einer Inzidenz von unter 50 sein."
RKI: Infektionszahlen stark rückläufig
Die offiziellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts scheinen diese These zu untermauern. Für den gestrigen Tag wurden 4209 Neuinfektionen gemeldet – ein Minus von etwa dreißig Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Entsprechend entwickelt sich auch die 7-Tages-Inzidenz. Aktuell liegt sie bundesweit bei 79.
Ihre positive Einschätzung der Lage will Priesemann aber nicht als Sinneswandel verstanden wissen. Es sei nun einmal einfach so, dass bereits viele Menschen in Deutschland einen gewissen Impfschutz hätten und der R-Wert dadurch niedriger sei. Bei einem zügigen Impffortschritt könne sich die Entwicklung sogar noch beschleunigen.
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Priesemann wehrt sich gegen Vorwurf der Übertreibung
Kritiker hatten Priesemann in der Vergangenheit vorgeworfen, sie würde Schreckensszenarien konstruieren und in ihren Modellen von viel zu hohen Zahlen ausgehen. Eines ihrer Modelle ging noch Ende April von weiter steigenden Infektionszahlen aus.
"Das Modell, das einige Medien aufgegriffen hatten, ist nur eines von 20", kommentiert Priesemann den Vorwurf. "Wir untersuchen gerade gemeinsam mit Kolleginnen, ob diese 20 simplen Modelle gemeinsam eine bessere Vorhersage machen können als eines allein."
"Wir müssen also aufpassen, dass wir den Immunitätsgewinn nicht weglockern"
Für Priesemann bedeuten die rückläufigen Zahlen nicht, dass man sofort umfangreiche Öffnungsschritte veranlassen sollte. Wenn man jetzt schon zu viel öffne, könne sich der Rückgang verlangsamen oder sogar umkehren. "Wir müssen also aufpassen, dass wir den Immunitätsgewinn nicht weglockern", warnt sie. Trotzdem bleibt sie optimistisch: "Ich gehe davon aus, dass die Fallzahlen weiter sinken und wir einen guten Sommer haben werden, wir können auch einen guten Herbst haben."
Niedrige Fallzahlen bergen für Priesemann aber auch eine Gefahr. Die Impfbereitschaft in der Bevölkerung könne sinken, wenn Corona nicht mehr als Gefahr wahrgenommen werde. Wenn sich nicht genügend Menschen impfen lassen, könne das zu deutlich steigenden Fallzahlen in Herbst und Winter führen. "Wir brauchen aber einen Immunschutz von 80 Prozent oder mehr, um komplett öffnen zu können", sagt Priesemann.
Priesemann fordert Menschen auf, Impfangebot wahrzunehmen
Sie selbst wolle sich auf jeden Fall impfen lassen. Wann sie ihren Termin bekommt, wisse sie aber noch nicht. Das stört sie aber nicht: "Ich arbeite im Homeoffice, habe wenige Kontakte. Ob ich nun in zwei oder sechs Wochen geimpft werde, macht für mich keinen großen Unterschied." Das andere Menschen früher an der Reihe sind, findet sie richtig.
Aber Priesemann warnt auch davor, zu lange mit der Impfung zu warten: "Jeder muss wissen: Den Immunschutz gibt es nicht von jetzt auf gleich. Bis die Impfung den vollen Schutz bringt, vergehen Wochen."
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