Macht uns das Stadtleben psychisch krank? – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Stadtleben als ein Risikofaktor für die Gesundheit?

Das Leben in der Stadt bietet einige Vorteile, aber kann offenbar auch ein gesundheitliches Risiko darstellen. In einer aktuellen Studie haben Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin die Wirkung des Stadtlebens auf Emotionen, Verhalten und psychische Gesundheit untersucht – mit durchaus bedenklichem Ergebnis.

Immer mehr Menschen ziehen von ländlichen Regionen in die Städte, da das Stadtleben mit einigen Vorteilen punkten kann. Welche Effekte auf die Gesundheit das Leben in Städten hat, ist daher von hoher Relevanz für die gesamte Gesellschaft. Die aktuelle Studie der Charité-Wissenschaftler Prof. Dr. med. Mazda Adli und Jonas Schöndorf hat nun die Auswirkungen des Stadtlebens auf die psychische Gesundheit untersucht. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse in dem Bundesgesundheitsblatt.

Vorteile des Stadtlebens

Grundsätzlich bietet das Stadtleben einige Vorteile, wie „günstigere individuelle Entwicklungs- und Entfaltungsbedingungen, ein dichteres Bildungs- und Förderangebot, bessere Chancen auf Wohlstand, eine bessere Gesundheitsversorgung und ein reiches kulturelles Angebot“, erläutern die Forschenden. Angesichts der Vorteile des Stadtlebens ziehe es seit jeher die Menschen in die Städte.

„Städte sind in allen Erdteilen die wirtschaftlichen, die wissenschaftlichen, die kulturellen und die politischen Zentren der jeweiligen Nationen. Und sie sind wesentliche Motoren für gesellschaftliche und soziale Integration“, betont das Forschungsteam.

Lärmbelastung und Stress

Neben den offensichtlichen Vorteilen bringt das Stadtleben jedoch auch einige Nachteile mit sich. So sind hier die Menschen zum Beispiel verstärkt Verkehrslärmbelastungen ausgesetzt, die ihrerseits negative gesundheitliche Folgen haben können. Auch kommt die aktuelle Studie zu dem Schluss, dass mit dem Stadtleben ein erhöhtes Risiko für eine Reihe an psychischen Erkrankungen verbunden ist.

Den Angaben der Forschenden zufolge ist das Risiko für stressabhängige psychische Erkrankungen in der Stadt größer als auf dem Land. „Dies gilt vor allem für die Schizophrenie, eine Gruppe psychischer Erkrankungen, die häufig durch Störungen von Erleben, Wahrnehmung, Denken, Antrieb, und Affekt gekennzeichnet ist“, berichten die Wissenschaftler. Schizophrenie komme bei der Stadtbevölkerung mindestens doppelt so häufig vor wie bei der Landbevölkerung,

Deutliche erhöhtes Erkrankungsrisiko

Des Weiteren habe eine schwedische Studie an 4,4 Millionen Frauen und Männern gezeigt, dass Personen, die in dichter besiedelten Gebieten lebten, ein um 68 bis 77  Prozent höheres Risiko für psychotische Erkrankungen und ein um 12 bis 20 Prozent erhöhtes Risiko für Depression im Vergleich zu Personen aus den am dünnsten besiedelten Gebieten hatten.

Nur einkommensstarke Länder betroffen

Doch auch das Risiko weiterer psychischer Erkrankungen wird laut Aussage der Forschenden erhöht. So steige in der Stadt das Risiko für affektive Störungen und Angststörungen. Allerdings gelte dies nur eindeutig für die Städte in den einkommensstarken Industrienationen. „ Zumindest für psychotische Symptome, einschließlich schizophrener Erkrankungen, scheint das erhöhte Erkrankungsrisiko für Stadtbewohner ein spezifisches Problem der einkommensstarken Länder mit ihren für sie typischen Gesellschafts- und Sozialstrukturen zu sein“, erläutern die Forschenden.

Besteht ein Kausalzusammenhang?

Die Stadtbevölkerung in den einkommensstarken Staaten hat eindeutig ein höheres Risiko für einige bedeutende psychische Krankheitsgruppen, doch bleibt die Frage, nach dem Kausalzusammenhang. So könnte es schließlich sein, dass Menschen mit Anfälligkeit für psychischen Probleme schlichtweg vermehrt in die Städte ziehen (Selektionshypothese), berichten die Wissenschaftler. Auch wenn solche Selektionseffekte sicherlich auftreten, spreche insbesondere die Dosis-Wirkung-Relation zwischen Stadtleben und Schizophrenie jedoch für einen Kausalzusammenhang, so das Fazit der Experten. (fp)

Autoren- und Quelleninformationen

Quelle: Den ganzen Artikel lesen