Kinder und Jugendliche konsumieren weiterhin zu viel Zucker
Zuckerkonsum geht langsam zurück, aber bleibt deutlich zu hoch
Ein hoher Zuckerkonsum ist unter gesundheitlichen Gesichtspunkten äußerst kritisch, da sich das Risiko einer ganzen Bandbreite an Krankheiten erhöht. Gerade bei Heranwachsenden ist Zucker jedoch besonders beliebt und ihr Konsum liegt laut einer aktuellen Studie weiterhin deutlich zu hoch.
Forschende der Universitäten Bonn und Paderborn haben anhand der Daten aus der DONALD-Studie (Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study) den Zuckerkonsum von Kindern und Jugendlichen untersucht und dabei einen durchaus erfreulichen Rückgang seit dem Jahr 2005 festgestellt. Allerdings bleibt die Zuckeraufnahmen der Heranwachsenden auf einem viel zu hohen Niveau. Maßnahmen zur Verringerung des Zuckerkonsums seien daher dringend erforderlich. Ihre Studienergebnisse haben die Forschenden in dem Fachmagazin „European Journal of Nutrition“ veröffentlicht.
Kinder sind besonders anfällig für Zucker
Dem Forschungsteam zufolge sind Kinder und Jugendliche „besonders anfällig für eine hohe Zuckerzufuhr, da sie eine genetisch bedingte hohe Präferenz für süße Lebensmittel besitzen.“ Mit fortschreitendem Lebensalter nehme diese Vorliebe dann langsam ab. In ihrer Studie hatten die Forschenden den Zuckerkonsum von 1.312 Kindern und Jugendlichen im Alter von drei bis 18 Jahren analysiert. Basis waren die Daten aus der DONALD-Studie von 1985 bis 2016, bei der „vom Säuglings- bis ins Erwachsenenalter in regelmäßigen Abständen detaillierte Daten zu Ernährung, Wachstum, Entwicklung, Stoffwechsel und Gesundheitsstatus erhoben“ wurden. Es erfolgten auch „Drei-Tage-Wiegeprotokolle“ und der Anteil an aufgenommenem freiem und Gesamt-Zucker wurde erfasst.
Was sind freier Zucker und Gesamtzucker?
Freier Zucker ist Zucker, der Lebensmitteln von Herstellern oder bei der Zubereitung im Haushalt zugefügt wird oder der natürlich in Säften enthalten ist. Als Gesamtzucker wird hingegen der komplette Zuckergehalt eines Lebensmittels einschließlich der natürlich enthaltenen Zucker bezeichnet.
Leichter Rückgang des Zuckerkonsums
Für die Auswertung der Zuckertrendanalysen wurden insgesamt 10.761 Drei-Tage-Wiegeprotokolle auf Alters- und Zeittrends in der Zuckeraufnahme untersucht, berichten die Forschenden in einer Pressemitteilung der Universität Bonn. Es habe sich gezeigt, dass die Zufuhr an freiem Zucker in den Jahren von 2005 bis 2016 leicht abgenommen hat. Allerdings lag sie in diesen Jahren im mittleren Wert noch bei über 16,3 Prozent der Tagesenergieaufnahme und damit weiterhin über den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO; maximal 10 Prozent der Tagesenergieaufnahme).
Reale Zuckeraufnahme vermutlich deutlich höher
„Auch wenn der Rückgang der Zuckeraufnahme bereits eine erfreuliche Entwicklung ist, liegt die Zufuhr noch weit über den Empfehlungen“, betont Dr. Ute Alexy von der Universität Bonn, Leiterin der DONALD-Studie. Hinzu kommt, dass vermutlich noch weit mehr Zucker verzehrt wird, als in der Studie erfasst, denn die Studienteilnehmenden kamen aus Familien mit einem hohen sozioökonomischen Status und die Zuckerzufuhr ist in ärmeren Familien vermutlich höher.
Veränderungen der Zuckeraufnahme im Lebensverlauf
Interessant war auch der Einfluss des Lebensalters auf den Zuckerkonsum. In der Studie zeigten die jüngsten Probanden (Alter von drei bis vier Jahren) den niedrigste Zuckerkonsum, was wesentlich der Regulierung durch ihre Eltern zu verdanken sein dürfte. Anschließend steigt die Zuckeraufnahme drastisch an. „Wir vermuten eine Verschiebung der Zuckeraufnahme aus natürlichen Quellen wie Obst und Fruchtsäften mit steigendem Alter hin zur verstärken Zuckeraufnahme aus Süßigkeiten, Getränken und gesüßten Milchprodukten“, erläutert hierzu die Doktorandin Ines Perrar von der Universität Bonn. Im späteren Lebensverlauf gehe der Anteil von Gesamtzucker an der Energiezufuhr dann wieder zurück.
Maßnahmen zur Reduzierung des Zuckerkonsums erforderlich
Den Forschenden zufolge reicht es „sicher nicht aus, weiter über die negativen Auswirkungen einer hohen Zuckerzufuhr aufzuklären“, sondern es bedürfe jetzt „einer abgestimmten Kombination von ernährungspolitischen Maßnahmen zur Verringerung des Zuckerzusatzes in unseren Lebensmitteln.“ Denn von der hohe Zuckerzufuhr gehe ein erhöhtes Risiko für verschiedene Krankheiten wie Zahnkaries, Übergewicht und Adipositas sowie Herzkreislauf-Erkrankungen aus. (fp)
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