Impfstoffentwicklung: Noch kein Land in Sicht

Im Durchschnitt dauert es zehn Jahre, um einen Impfstoff zu entwickeln. Angesichts der fulminanten COVID-19-Krise hoffen alle, dass es diesmal anders sein wird. Aktuell haben zehn Kandidaten die Eintrittshürde für die klinische Prüfung genommen, aber die meisten stecken noch in frühen Phasen. 

Derzeit befinden sich nach einer Analyse des Status quo im Fachjournal „The Lancet“ immerhin schon zehn COVID-19-Impfstoff-Kandidaten in klinischen Prüfungen. Die gleiche Zahl weist auch die Weltgesundheitsorganisation WHO in ihrer aktualisierten „Draft landscape of COVID-19 candidate vaccines“ aus, die nähere Einzelheiten zu den Projekten liefert. Eine ähnliche Auflistung findet sich auf der Website der Regulatory Affairs Professionals Society (RAPS).

Obwohl viele Experten für Infektionskrankheiten argumentierten, dass selbst 18 Monate für einen ersten Impfstoff ein unglaublich aggressiver Zeitplan sind, glaubten einige Optimisten, dass bis Ende 2020 Hunderte Millionen Dosen Impfstoff einsatzbereit sein könnten, schildert der Lancet die aktuelle „Gemütslage“. Nach Einschätzung von Penny Heaton, Impfstoffentwicklerin und Chief Executive Officer (CEO) des Bill & Melinda Gates Medical Research Institute, ist es nur den früheren Investitionen in neue Impfstofftechnologieplattformen zu verdanken, dass man überhaupt schon so weit ist. Tatsächlich nutzten einige der fortschrittlichsten Impfstoffkandidaten solche Plattformen, wie zum Beispiel die Kandidatenvakzine mRNA-1273 von Moderna, die nur 66 Tage nach der ersten Sequenzierung von SARS-CoV-2 in klinische Studien eintrat.

„Jeder hat sein Lieblingspferd“

Insgesamt listet die WHO derzeit 123 Kandidaten in der präklinischen Entwicklung auf. Zu den Projekten zählen nach dem aktuellen COVID-19 Vaccine Tracker auf der Website von RAPS bacTRL-Spike (Symvivo), PittCoVacc (UPMC/University of Pittsburgh School of Medicine), NVX-CoV2373 (Novavax), die mRNA-basierte Vakzine von CureVac, die Janssen AdVac-basierte Vakzine (Johnson & Johnson) und AdCOVID von Altimmune.

Viele präklinische Programme existierten eher auf dem Papier als in der Realität, warnt Wayne Koff, CEO des Human Vaccines Project, im Lancet. Dennoch, so fügt er hinzu, sei es ermutigend, einige fortgeschrittene Optionen zur Auswahl zu haben. „Jeder hat sein Lieblingspferd“, sagt Koff.

Zwar hofften viele Impfexperten, dass mehrere Impfstoffe es ins Ziel schaffen, heißt es im Lancet weiter, zum Teil auch, um die Herausforderungen in der Fertigung meistern zu können, aber die Erfahrung spreche dagegen. Nach Angaben von Adrian Hill von der Universität Oxford und Teil des Teams, das AZD1222 entwickelt, liegt die typische Erfolgsquote bei der Impfstoffentwicklung bei 6 Prozent.

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