Impfen gegen Multiple Sklerose?

Biontech hat gemeinsam mit der Universitätsmedizin Mainz einen Impfstoff gegen Multiple Sklerose entwickelt. Die mRNA-Vakzine verhinderte in verschiedenen Mausmodellen das Fortschreiten der Erkrankung, stellte motorische Funktionen wieder her und reduzierte auch die Demyelinisierung in ZNS und Rückenmark deutlich.

Eine Impfung gegen MS? Mit dem gemeinsamen Forschungsansatz von Biontech und dem biopharmazeutischen Forschungsinstitut TRON (Translationale Onkologie) an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz könnte das in ein paar Jahren vielleicht Wirklichkeit werden. Eine Forschergruppe um Christina Krienke veröffentlichte jüngst präklinische Daten zu einem mRNA-Impfstoff, durch den die Krankheitsaktivität in verschiedenen Mausmodellen der Multiplen Sklerose (MS) unterdrückt werden konnte. Eingesetzt wurden Mäuse mit experimenteller Autoimmun-Enzephalomyelitis (EAE), sie sind klinisch relevante Mausmodelle für MS beim Menschen. Die Wissenschaftler:innen veröffentlichten ihre Arbeit in der Fachzeitschrift „Science“ unter „A non-inflammatory mRNA vaccine for treatment of experimental autoimmune encephalomyelitis“. Die gute Botschaft vorweg: „In Mausmodellen von MS verzögerte der Impfstoff den Ausbruch und reduzierte den Schweregrad bei bestehender Erkrankung, ohne dass Symptome einer allgemeinen Immunsuppression auftraten“, heißt es in der Originalarbeit.

Toleranz gegen MS-spezifische Autoantigene

Der mRNA-Impfstoff von Biontech verfolgt einen völlig anderen Ansatz als bisherige Wirkstoffe. Versucht man bislang bei MS die überschießende Immunreaktion abzufangen (z. B. durch Antikörper gegen CD20+-B-Zellen (Ocrelizumab in Ocrevus®) oder indem bestimmte weiße Blutkörperchen, T-Lymphozyten, in den Lymphknoten zurückgehalten werden und nicht ins Zentralnervensystem einwandern könne, um die Myelinscheiden zu schädigen (Fingolimod in Gilenya®)), zielt die Impfung darauf ab, dass der Körper eine Toleranz gegen Antigene entwickelt, die mit Multipler Sklerose assoziiert sind. Eine Antigen-spezifische Toleranz würde selektiv die Erkrankung auslösende Autoimmunität schwächen – ohne die normale Immunfunktion zu beeinträchtigen, schreiben die Wissenschaftler:innen. Diese Toleranz entsteht, wenn die Antigene von spezialisierten Zellen (Antigen-präsentierende Zellen, APC) präsentiert werden, ohne dass costimulierende Signale exprimiert werden.

Durch eine Fehlfunktion des Immunsystems und dadurch bedingte Entzündungsreaktionen werden bei MS die Nervenfaser umgebenden und schützenden Mylelinscheiden zerstört – es kommt zu motorischen und neurologischen Symptomen, da die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen und dem Zielgewebe unterbrochen wird. Unter anderem spielen autoreaktive T-Zellen hier eine wichtige Rolle.

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