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Ein Jahr muss man aktuell für einen Platz in der einzigen Long-Covid-Ambulanz des Landes warten. Die OVG verhandelt über einen Streit um Lohn-Entschädigung nach der Corona-Qurantäne. Alle aktuellen News finden Sie im Corona-Ticker auf FOCUS online.
News zu Corona vom 08. März 2023
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Corona-Quarantäne: OVG verhandelt über Streit um Lohn-Entschädigung
Freitag, 10. März 2023, 07.04 Uhr: Im Streit um Lohn-Entschädigungszahlungen in der Corona-Pandemie zwischen dem Land und der Fleischindustrie verhandelt das nordrhein-westfälische Oberverwaltungsgericht am Freitag (10.15 und 13.00 Uhr) zwei Musterverfahren. Die Behörden hatten in der ersten Phase der Pandemie im Frühjahr 2020 viele Beschäftigte in die Quarantäne geschickt. Laut Infektionsschutzgesetz stehen den betroffenen Unternehmen, in der Regel damalige Subunternehmen der Schlachtbetriebe Tönnies (Rheda-Wiedenbrück) und Westfleisch (Münster), Entschädigungszahlungen für den bezahlten Lohn zu.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte den Landschaftsverband Westfalen-Lippe in der Corona-Pandemie allerdings angewiesen, Anträge auf Entschädigung nach Infektionen von Beschäftigen abzuweisen. Der Minister hatte den Unternehmen vorgeworfen, für den Ausbruch der Pandemie mit verantwortlich zu sein.
Daraufhin sind bei den Verwaltungsgerichten in Münster und Minden mehr als 7000 Klagen eingegangen und erste Urteile gesprochen worden. Die Richter in der ersten Instanz waren sich überwiegend einig. Nur wenn feststehe, dass allein der Arbeitgeber schuld sei an der angeordneten Quarantäne, könne das Land die Entschädigungszahlungen ablehnen. Bei dem Corona-Ausbruch im Frühjahr 2020 aber habe es eine Vielzahl von Faktoren gegeben. So habe zum damaligen Zeitpunkt von der Bedeutung der Aerosole und der Übertragung von Corona über die Umluftkühlung niemand etwas gewusst. Deshalb könne das Land den Unternehmen auch keine Fahrlässigkeit vorwerfen.
Urteile in den Berufungsverfahren will das Gericht in Münster im Anschluss an die mündlichen Verhandlungen verkünden.
Ein Jahr Wartezeit bei landesweit einziger Long-Covid-Ambulanz
Dienstag, 07. März 2023, 06.20 Uhr: Corona vorbei, alles gut? Nein, sagt Astrid Weber, Leiterin der einzigen fachübergreifenden Long-Covid-Ambulanz in Rheinland-Pfalz in Koblenz. Einerseits gebe es immer noch neue Infektionen. Andererseits litten vermutlich mindestens zehn Prozent aller Covid-19-Erkrankten unter anhaltenden Beschwerden und ein oder zwei Prozent sogar unter schweren langfristigen Beeinträchtigungen. Vereinzelt gebe es besonders anrührende Fälle: „Wir haben einer 24-jährigen Frau einen Rollstuhl verschreiben müssen. Und ein 14 Jahre alter Junge ist sogar schon in einem Rollstuhl zu uns gekommen„, sagt Weber. „Seine Muskeln spielen nicht mehr mit.“
Ihre im Mai 2022 eröffnete Ambulanz im „Corona-Kompetenz-Zentrum“ in der Koblenzer Innenstadt, wo auch Tests und Frühtherapien angeboten werden, kann sich vor Anfragen nicht retten. „Bis jetzt haben wir rund 320 Patienten gehabt“, bilanziert die Ärztin. „Jede Woche haben wir etwa 30 Anfragen. Unsere Wartezeit beträgt jetzt ein Jahr. Irgendwann müssen wir daran denken, die Warteliste zu schließen.“ Die oft verzweifelten Patienten kämen aus ganz Rheinland-Pfalz und auch aus anderen Bundesländern.
Kein Wunder, dass sich Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) für mehr derartige Ambulanzen einsetzt: „Wir sind mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Gespräch, ob es eine Möglichkeit gibt, in jeder Großstadt eine spezielle Long-Covid-Anlaufstelle zu etablieren.“ Schließlich könnten auch andere Infektionskrankheiten Langzeitfolgen auslösen: „Das ist ja nicht nur Corona.“ Besonders nicht auskurierte grippale Infekte nennt Hoch als Beispiel. „Wir haben ja ganz viele Erkrankungen, von denen wir heute wissen, dass auch das Immunsystem beteiligt ist.“ Etwa Multiple Sklerose und Alzheimer. Für die Einrichtung einer Long-Covid-Ambulanz müssen sich laut Minister Hoch „wie in Koblenz die niedergelassenen Ärzte entscheiden.“
Konkrete Ergebnisse der 2022 begonnenen entsprechenden Gespräche gebe es aber noch nicht, heißt es im Gesundheitsministerium. Die KV betont: „Das muss von den Ärzten ausgehen.“ KV-Sprecher Stefan Holler sagt: “Wir können da keinen Zulassungsstatus vergeben.“
Die Koblenzer Pionierin Astrid Weber sieht ein Problem beim Honorar. Ein Termin mit Long- und Post-Covid-Patienten dauere oft eine Stunde, die sie mit ihrer Zusatzausbildung als Psychotherapeutin auch abrechnen könne – nicht aber etwa ein Hausarzt: "Er bekommt nur zehn Minuten honoriert. Das kann insgesamt nicht funktionieren." Dabei wünsche sie sich dringend weitere Long-Covid-Ambulanzen im Land – zur eigenen Entlastung und auch für den fachlichen Austausch.
Als Long Covid werden Symptome bezeichnet, die noch mehr als vier Wochen nach einer Infektion oder Erkrankung andauern. Von Post Covid ist die Rede bei nach mehr als zwölf Wochen noch bestehenden oder neuen Symptomen oder Gesundheitsstörungen, die anders nicht erklärt werden können.
Astrid Weber sagt an ihrem Schreibtisch: „Vieles ist hier noch unerforscht.“ Es sei ein Stochern im Nebel. In 36 Berufsjahren habe sie noch nie eine Krankheit erlebt, „bei wir so viel Wissen so schnell lernen müssen„. Der ganze Mensch in all seinen Systemen könne betroffen sein, physisch und psychisch. Möglich sei bisher eher gute Symptombekämpfung. “Es ist aber auch hilfreich für die Patienten, dass sie sich bei uns ernstgenommen fühlen“, betont die Ärztin, die nach eigenen Worten „locker 60 Stunden pro Woche“ arbeitet.
Auch mit einem dunkelblauen Handkraftmessgerät versucht sie zu Beginn und am Ende eines Termins die Leistungsfähigkeit von Patienten zu ergründen: Wie viel Unterschied gibt es dabei? Bei manchen Kranken sinkt der Wert binnen einer Stunde beträchtlich. Ann-Kristin Specht, Webers einzige permanente Mitarbeiterin, sagt: „Wir brauchen Geduld. Manche Leute schlafen auch mitten in der Testung einfach ein.“
Viele sind schwer krank. Sie leiden laut Weber etwa unter dauerhafter Erschöpfung (Fatigue), Konzentrations- und Belastungsschwäche, unterschiedlichen Schmerzen oder Atemnot. Lebenslust und Kräfte schwänden dahin. Ann-Kristin Specht sagt: „Das Durchschnittsalter bei uns liegt bei 44 Jahren. Der jüngste Patient ist 12 und der älteste 83 Jahre alt.“ Auffällig: Dreiviertel aller Besucher der Long-Covid-Ambulanz in Koblenz sind Frauen. Leiterin Astrid Weber erklärt: "Frauen haben ein anderes Immunsystem als Männer." Nebenan lässt sie derweil eine Patientin Minuten auf einer langen roten Linie mit rechten Winkeln laufen, um ihre Belastungsmöglichkeit zu testen.
Vieles bleibt rätselhaft nach drei Jahren Pandemie. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will daher Millionensummen für die Erforschung einer geeigneten Versorgung von Long-Covid-Patienten mobilisieren. Auch an der Universitätsklinik Mainz ist ein Kompetenzzentrum für das Post-Covid-Syndrom geplant. Dabei geht es der Unimedizin zufolge um eine Anlaufstelle für Betroffene mit bedarfsgerechter, interdisziplinär abgestimmter Diagnostik und individualisierter Therapieempfehlung sowie um die Entwicklung von Präventions-, Diagnostik- und Therapiekonzepten.
Welche Corona-Maßnahmen Krankenhäuser freiwillig beibehalten
Sonntag, 05. März 2023, 10.08 Uhr: Viele Krankenhäuser in Hessen behalten auch nach dem Auslaufen der meisten Corona-Schutzmaßnahmen einige Punkte bei, etwa bei Masken oder Besuchszeiten. Seit 1. März müssen Besucher keinen Corona-Test mehr mitbringen, wenn sie jemanden im Krankenhaus besuchen. Auch Masken für Beschäftigte sind eigentlich nicht mehr vorgeschrieben.
Am Frankfurter Universitätsklinikum, Hessens größtem Krankenhaus, werden die Mitarbeiter „in der unmittelbaren Patientenversorgung“ dennoch zunächst weiter mit Mund-Nasenschutz arbeiten, wie der Ärztliche Direktor Jürgen Graf berichtete. Seiner Erkenntnis nach halten das rund 80 Prozent der Kliniken in Hessen so.
Grund ist, dass zum einen die Zahl der Patienten, bei denen – neben der Krankheit, wegen der sie ins Krankenhaus kommen – per Zufallsbefund auch eine Corona-Infektion festgestellt wird, wieder angestiegen ist. Zum anderen gebe es weiterhin einige Infizierte beim Personal und damit Ausfälle. „Außerdem wäre es seltsam, dass Besucher weiter Masken tragen müsse, aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen der Patientenversorgung nicht“, sagte Graf.
Dass Besucher seit dieser Woche keinen Test mehr brauchen, findet Graf „sinnvoll und angemessen“. Beibehalten will das Universitätsklinikum aber eine andere Einschränkung: begrenzte Besuchszeiten. Die wurden deutlich ausgeweitet, Gäste dürfen jedoch weiterhin nur am Nachmittag kommen und sollen auf zwei Personen pro Patient und Tag beschränkt bleiben.
Zur Begründung sagte Graf, es habe sich auf die Genesung der Patienten und die Belastung des Personals positiv ausgewirkt, „wenn das Haus und die Krankenzimmer nicht so voll sind“. Seiner Einschätzung nach handhabt das die Mehrheit der hessischen Kliniken so.
Graf geht davon aus, dass die Krankenhäuser mit dem kompletten Auslaufen des Infektionsschutzgesetzes am 7. April auf alle Maßnahmen verzichten werden. Zum Schutz der Patienten gelten dann wieder die Hygienepläne der jeweiligen Abteilungen, etwa auf Intensivstationen oder in der Onkologie, wie es vor Beginn der Pandemie der Fall war. Das sei auch gut so, findet Graf: „Corona ist jetzt eine saisonale Infektionskrankheit wie andere auch.“
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