Dobbert: „Wir sind Fachleute und wissen, was wir tun“
Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg, macht aus seiner Enttäuschung über die Landesregierung keinen Hehl: Seit 2012 bemüht sich die Kammer intensiv, einen Studiengang Pharmazie im Land zu etablieren. Zwischenzeitlich gab es Hoffnungsschimmer – doch bei der heutigen Kammerversammlung räumte Dobbert ein: „Wir sind keinen Schritt weitergekommen“. Ein weiteres Ärgernis ist für ihn das Thema Präqualifizierung. Doch Dobbert verbreitet auch Optimismus – und zwar mit Blick auf die Digitalisierung.
Die Kammerversammlung der Apothekerkammer Brandenburg am heutigen Mittwoch war eigentlich in Präsenz geplant – doch auch rund um Berlin steigen die Corona-Infektionszahlen wieder erheblich. Und so entschied man sich kurzfristig, die Veranstaltung online abzuhalten. In seinem Eingangsbericht zeigte sich Präsident Jens Dobbert wenig verständig, dass die sich derzeit bildende „Alles-wird-gut-Koalition“ die epidemische Lage von nationaler Tragweite mitten in der vierten Welle beenden will. Gut findet er allerdings die Pläne zu 3G am Arbeitsplatz. Wobei er es noch lieber sähe, wenn sich auch Genesene und Geimpfte testen ließen – und Ungeimpfte stets einen tagesaktuellen (und selbst zu zahlenden) PCR-Test vorweisen müssten. Dobbert ist überzeugt: „Impfen ist der beste Schutz, den wir für diese Pandemie haben“ – daher suche er auch mit jeder ungeimpften Person, die sich bei ihm testen lasse, das Gespräch. Allerdings bedeute Impfen keinen „Freifahrtschein“, betonte der Kammerpräsident. Man kann sich schließlich noch immer anstecken und andere infizieren. „Aber wir landen womöglich nicht auf der Intensivstation und legen nicht das Krankenhaussystem lahm“.
Präqualifizierung: Apotheken haben Wichtigeres zu tun
Dobbert erinnerte erneut an die Leistungen der Apotheken in den vergangenen fast zwei Jahren der Pandemie – und daran, dass aus der Politik nur selten Dank dafür zu hören ist. Hingegen würden die Apotheken bei all ihrem Einsatz auch noch mit Bürokratie überfrachtet. Als Stichwort nannte der Präsident die Präqualifizierung. „Wir sind alle Fachleute und wissen, was wir tun. Wir müssen keine langen Dokumente ausfüllen, um Stechhilfen und Stechnadeln abzugeben.“ Und gebe es mal eine Nachfrage, müsse man feststellen, dass die Präqualifizierungsstelle nur von 8 bis 12 Uhr telefonisch erreichbar sei. Dobbert: „Ganz ehrlich: Diese Präqualifizierung könnten wir abschaffen. Wir haben andere wichtige Dinge in unseren Apotheken zu erledigen“.
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Ein weiteres brennendes Thema, das bei keiner Brandenburger Kammerversammlung fehlt, sind die Bemühungen, einen Pharmaziestudiengang im Land zu etablieren. Denn die Frage, wo künftig das Personal für die Apotheken herkommen soll, ist weiter ungeklärt. Dabei hatte bereits 2015 ein Gutachten der Wirtschaftsförderung Brandenburg die Entwicklung aufgezeigt, dass im Jahr 2025 ein Bedarf von 1.000 Apotheker:innen im Land bestehen wird – denn viele gehen nun nach und nach in den Ruhestand und die Zeit der Pharmazieingenieure läuft ebenfalls ab. Doch auch dieses unabhängige Gutachten sowie die zahlreichen Gespräche, die die Kammer seit 2012 mit der Landesregierung geführt hat, haben bislang nichts gebracht. Dobbert räumte ein, dass es langsam schwerfalle, weiterhin Motivation auszustrahlen – als Präsident werde er aber natürlich weiter für die Sache kämpfen. Doch es frustriert ganz offensichtlich, dass die Brandenburger Landesregierung den Apotheken so wenig Wertschätzung entgegenbringt. Briefe an den Ministerpräsidenten und die Wissenschaftsministerin würden von deren Mitarbeitern beantwortet, so Dobbert. Auch die Idee eines Pharmaziestudiengangs an der BTU Cottbus ist vom Tisch – man setzt lieber ganz auf die Medizin und eine akademisierte Hebammenausbildung. Letztere sehe 30 Stellen vor – so viele Geburtsstationen gebe es in Brandenburg gar nicht, ärgert sich Dobbert. Die Wissenschaftsministerin meint, die Pharmazie gehöre nicht in den medizinischen Bereich – eine Aussage, bei der die Brandenburger Apotheker:innen nur noch schwer an sich halten können. „Man erinnert sich an uns, wenn die Bude brennt und die Apotheken die Kohlen aus dem Feuer zu holen haben“, so der Kammerpräsident. „Aber für unsere Zukunft, für die Ausbildung und den Nachwuchs wird im Land Brandenburg nichts getan“.
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