Neuroblastom: Ursprung in der Nebenniere entdeckt? – Heilpraxis

Wo hat das Neuroblastom seinen Ursprung im Körper?

In einer aktuellen Untersuchung wurde offenbar der Ursprung der Entwicklung von Neuroblastomen entdeckt. Die Identifizierung eines bisher noch unbekannten Zelltyps scheint darauf hinzudeuten, dass das Neuroblastom in der Nebenniere seinen Anfang nimmt.

Die großen intra-adrenalen Ganglien-ähnlichen Strukturen im menschlichen Körper könnten möglicherweise als Reservoir für die Ursprungszellen des Neuroblastoms dienen, so das Ergebnis einer Untersuchung unter Beteiligung von Forschenden der Medizinische Universität Wien und des schwedischen Karolinska Instituts in Schweden. Die Studie wurde in dem englischsprachigen Fachblatt „Nature Genetics“ publiziert.

Was ist ein Neuroblastom?

Das sogenannte Neuroblastom tritt besonders häufig bei Kindern im Alter von zwei bis drei Jahren auf. Diese Form von Krebs endet nicht selten tödlich. Beim Neuroblastom sind die Tumorzellen bestimmten Zellen in der Nebenniere sehr ähnlich. Die Fachleute untersuchten daher in ihrer Studie den zellulären Ursprung dieser Zellen und den von sympathetischen Neuronen in der Embryonal-Entwicklung der menschlichen Nebenniere.

Neuer Zelltyp identifiziert

Bei ihrer Untersuchung identifizierten die Forschenden einen bisher noch nicht bekannten Zelltyp. Dieser Zelltyp scheint tatsächlich der mögliche Ursprung der Tumorzellen zu sein. Bisher gab es nur wenig Informationen über die Ursachen des Neuroblastoms und vor allem Abnormalitäten der sogenannten Neuralleisten-Zellen, die im Zuge der Entwicklung das periphere Nervensystem bilden, wurden als Auslöser vermutet, erläutern die Forschenden.

Neuroblastome besonders häufig im Mark der Nebennieren

Sympathetische Neuronen sind den Tumorzellen des Neuroblastoms sehr ähnlich und sie kommen in den sympathetischen Ganglien vor, weshalb sie laut Aussage der Fachleute an vielen verschiedenen Stellen im menschlichen Körper zu finden sind. Trotzdem treten Neuroblastome besonders oft im Mark der Nebennieren auf und die Ursache hierfür wurde bisher noch nicht vollständig verstanden.

In unlängst durchgeführten Untersuchungen konnte allerdings festgestellt werden, dass die Chromaffin-Zellen des Nebennierenmarks aus einem vollkommen neuen Zelltypus entstehen. Dabei handelt es sich um den Nervenzell-assoziierten Vorläufer von sogenannten Schwannzellen. Bisher wurde von Chromaffin-Zellen des Nebennierenmarks eigentlich angenommen, dass sie in Verwandtschaft mit sympathetischen Neuronen stehen und aus Zellen der Neural-Leiste stammen, berichtet das Team.

Die Fachleute vom Zentrum für Hirnforschung der Medizinische Universität Wien untersuchten angesichts der neuen Erkenntnisse nun gemeinsam mit Forschenden des schwedischen Karolinska Instituts, ob es einen weiteren bislang unbekannten Zelltyp in der menschlichen Nebenniere gibt, welcher wichtig für die Entstehung von Neuroblastomen sein könnte.

Zur Identifikation des zellulären Ursprungs von Chromaffinzellen und sympathetischen Neuronen in der Embryonal-Entwicklung der menschlichen Nebenniere wurde eine Analyse der sogenannten RNA-Expressionsprofile von einzelnen Zellen durchgeführt. So identifizierten die Fachleute eine Population von intra-medullären Sympathoblasten. Diese gingen aus den Vorläufern von Schwannzellen hervor.

Die entdeckten Zellen sind in der Lage sich zu teilen und sich im menschlichen Körper zu großen, Ganglien-ähnlichen Strukturen im Mark der sich entwickelnden Nebenniere zu organisieren, erklären die Fachleute in einer Pressemitteilung der Medizinische Universität Wien.

Sympathoblasten der Nebenniere werden Chromaffinzellen

Solche Strukturen seien überwiegend in der Embryonalentwicklung zu finden. Postnatal könnten dagegen nur noch vereinzelte Zellen oder lediglich kleine Gruppen sympathetischer Nerven beobachtet werden, berichten die Forschenden weiter. Angesichts der Ergebnisse der durchgeführten bio-informatischen Untersuchungen lasse sich jedoch vorhersagen, dass es möglich ist, dass sich die Sympathoblasten der Nebenniere unter speziellen Bedingungen zu Chromaffinzellen entwickeln.

Rolle von Schwannzell-Vorläuferzellen genauer untersuchen

Weitere Untersuchungen müssen in Zukunft klären, wie es sich genau auswirkt, wenn die Zellen nicht in der Lage sind zu Chromaffinzellen zu werden, berichtet das Team. Die Forschenden vermuten, dass die Nerven-assoziierten Schwannzell-Vorläuferzellen, welche sich lange Zeit weiter teilen und zu verschiedenen Zelltypen differenzieren können, zur Bildung von Neuroblastomen führen. Daher planen sie, die genaue Rolle dieser Zellen zu untersuchen und herauszufinden, wie die Entwicklung von Neuroblastomen durch diese beeinflusst wird. Das könnte eventuell auch eine Grundlage für effektive Therapien bilden.

Probleme bei der Behandlung von Neuroblastom

Die bisherigen Behandlungsoptionen bei Neuroblastomen sind leider sehr aggressiv und stellen für betroffene Personen oft eine große Belastung dar. Zusätzlich kommt es häufig zu Rückfällen nach der Behandlung, berichtet das Team. Neue Erkenntnisse über die Entstehung der Neuroblastome könnten hier zu deutlichen Verbesserungen der Therapie führen, so die Hoffnung der Forschenden.

Mittlerweile sei es auch gelungen, einen Atlas über die Transkriptionsprofile einzelner Zellen in frühen Stadien der menschlichen Nebennieren-Entwicklung zu erstellen, der eine wertvolle und frei verfügbare Quelle für weitere angestrebte Forschung biete. Besonders interessant könne er für Fachleute aus dem Bereich der Entwicklungsbiologie und der Endokrinologie sein, welche sich mit kongenitalen Erkrankungen der Nebenniere befassen, fügt das Team hinzu. (as)

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