Die fehlenden Opfer: Sterberate steigt weltweit stärker als die offiziellen Corona-Todeszahlen

Die Zahl der weltweiten Covid-19-Fälle steigt unaufhörlich. Und mit ihr auch die Zahl der Menschen, die der durch den Coronavirus verursachten Krankheit erliegen. Knapp 180.000 Todesfälle werden der Pandemie Stand Mittwoch zugeordnet. Doch die Dunkelziffer könnte deutlich höher sein: Um die ganze Welt vermelden Länder Steigerungen der Sterberate, die deutlich über den Werten der offiziell der Pandemie zugerechneten Toten liegen.

Das zeigen Recherchen der „New York Times“ und des „Economist“. Die beiden Blätter werteten die gemeldeten Todesfälle der letzten Wochen aus und verglichen sie mit den Durchschnittsdaten der letzten Jahre. Die Analyse zeigt: In allen untersuchten Fällen liegt die Todesrate deutlich über den zu erwartenden Zahlen – und zwar auch dann, wenn man die an offiziell an Covid-19 Verstorbenen berücksichtigt.

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Mindestens 25.000 unerklärte Tote

Mehr als 25.000 zusätzliche Verstorbene fanden die Journalisten auf diese Weise – in nur sieben Ländern (u.a. Spanien, Frankreich und England) sowie den drei Metropolen New York City, Istanbul und Jakarta. Im besonders stark betroffenen New York lag die Sterberate etwa ganze 298 Prozent über dem zu erwartenden Wert von etwa 5000 Toten monatlich. Doch von den 17.200 zusätzlichen Toten wurden nur 13.240 als Covid-19-Opfer gerechnet. Mehr als 4000 zusätzlich Verstorbene werden durch die Statistik also nicht erklärt. Dabei hätten alleine diese Todesfälle die Sterberate fast verdoppelt.

Doch wie lassen sich die vielen zusätzlichen Toten erklären? Zumindest ein Teil von ihnen dürfte nur indirekt mit der Corona-Krise zusammenhängen, vermutet die „New York Times“: „Sie enthält sehr sicher auch Menschen, die wegen der überfüllten Krankenhäuser nicht behandelt werden konnten.“

Viele andere dürften allerdings tatsächlich nicht erkannte Corona-Opfer sein. Das liegt auch an den weltweit sehr unterschiedlichen Zählweisen: Viele Länder zählen nur Opfer, die im Krankenhaus verstarben, andere testen nur Verdachtsfälle nachträglich auf das Virus. Weil aber gerade bei den besonders gefährdeten älteren Menschen der Verlauf oft symptomfrei bleibt und die allgemeine Todesrate in dieser Altersgruppe ohnehin höher ist, werden sie in der Statistik oft schlicht nicht als Covid-19-Tote erfasst. Darauf deutet etwa hin, dass die Anzahl der zusätzlichen Todesfälle in Schweden im Altersbereich über 80 Jahren am höchsten ist. In Großbritannien werden laut der „BBC“ knapp 4000 Todesfälle in Altersheimen dem Virus zugeschrieben – die in der offiziellen Statistik aber nicht auftauchen.

In anderen Fällen zeigen die Statistiken vermutlich auch, dass die Probleme zu lange verleugnet wurden. In der türkischen Metropole Istanbul sei die Zahl der Todesfälle etwa bereits Anfang März drastisch gestiegen, fanden die Analysen heraus. Dabei dürfte es sich um Patienten gehandelt haben, die sich im Februar angesteckt hatten. Das war allerdings Wochen, bevor die Türkei offiziell auch nur einen Erkrankten gemeldet hatten.

Keine Zahlen für Deutschland

Für ganz Deutschland liegen solche Zahlen bisher noch nicht vor. Das liegt auch daran, dass die offiziellen Todesraten normalerweise nicht in solch kurzen Abständen und zudem von den einzelnen Bundesländern erhoben werden. Auch die Zahlen der ausgewerteten Länder waren in erster Linie nutzbar, weil sie ihre Statistiken wegen der Krise schneller als sonst herausgegeben hatten. Die bereits vorliegenden deutschen Zahlen zeigen einen leichten Anstieg in Berlin, in Hessen liegt die Sterberate dagegen unter dem üblichen Niveau.

Trotz der hohen Dunkelziffer könnten die Todesraten noch viel höher sein, vermutet der Max-Planck-Forscher  Vladimir Shkolnikov. „Die aktuellen Anstiege der allgemeinen Sterberaten finden unter besonderen Maßnahmen wie Social Distancing, Lockdowns, geschlossenen Grenzen und besonderen medizinischen Bemühungen statt“, erklärte er der Zeitung. „Ohne diese Maßnahmen lägen die aktuellen Todeszahlen sicher deutlich höher.“

Quellen: New York Times, The Economist, BBC

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